Hamburg-Marathon: Kenianer Koech gewinnt - Steinruck im Pech
Bernard Kiprop Koech hat seinen Vorjahreserfolg wiederholt und auch den 38. Hamburg-Marathon gewonnen. Seine Landsfrau Irine Cheptai gab ein starkes Debüt auf den 42,195 Kilometern. So viele Teilnehmer wie nie waren beim Laufspektakel an der Elbe dabei. Einen bitteren Tag erlebte Katharina Steinruck.
Mit seiner Siegerzeit von 2:04:24 Stunden verpasste Koech seinen Streckenrekord von 2023 (2:04:09) nur knapp, war aber zufrieden: "Es war mein Tag. Ich bin sehr glücklich, dass ich meinen Titel verteidigt habe. Ich war perfekt vorbereitet", sagte der 36-Jährige. Zweiter wurde im starken Elitefeld Haymanot Alew aus Äthiopien in 2:05:30 Stunden.
Hendel überzeugt mit persönlicher Bestzeit
Eine überzeugende Leistung zeigte Sebastian Hendel (LG Braunschweig), der in 2:08:51 Stunden seine persönliche Bestzeit um rund eineinhalb Minuten verbesserte und als Zehnter ins Ziel kam. "Super happy, super Bestzeit und Hamburg war absolut geil. So viele Leute an der Strecke, danke Hamburg! Ihr habt mich gut ins Ziel getragen", jubelte der 28-Jährige.
Die Spitzengruppe um Koech hatte auf den ersten zehn Kilometern ein hohes Tempo hingelegt und steuerte auf eine Endzeit von knapp unter 2:03 Stunden zu. Bis zur Halbmarathon-Marke wurde das Rennen zwar etwas langsamer und lag etwas oberhalb des Streckenrekords, doch der Vorjahressieger ergriff bei der 30-Kilometer-Marke schließlich die Initiative, erhöhte das Tempo wieder und setzte sich kontinuierlich von einer kleinen Verfolgergruppe ab. Auf den letzten Kilometern musste der 36-Jährige dem Alleingang jedoch Tribut zollen.
Kenianerin Cheptai siegt beim Marathon-Debüt
Bei den Frauen lieferten sich die Kenianerinnen Irine Cheptai und Winfridah Moseti einen packenden Zweikampf. Beide wurden kurz vor dem Ziel fast fehlgeleitet, was die am Ende nur drei Sekunden langsamere Moseti offenbar etwas stärker negativ beeinflusste als ihre Landsfrau. Cheptai profitierte im Schlusspurt aber auch von ihrer Tempohärte auf den Unterdistanzen und triumphierte bei ihrem Marathon-Debüt in 2:18:22 Stunden.
"Ich bin happy, ich habe so eine schnelle Zeit nicht erwartet, eher eine 2:21 oder 2:22", sagte die Siegerin. Die Leistungen der beiden Kenianerinnen sind die zweit- und drittschnellsten Zeiten in der Geschichte des Marathons in der Hansestadt.
Katharina Steinruck stürzt über Verpflegungstisch
Pech hatte Katharina Steinruck (Eintracht Frankfurt), die bis nach der Halbmarathon-Marke gut unterwegs war, dann aber über einen Verpflegungstisch stürzte, weil ihr die Sicht verdeckt war. Unter Tränen gab die 34-Jährige verletzt auf. Sie hatte eigentlich den "Familienrekord" von 2:24:35 Stunden brechen wollen, den ihre Mutter und Trainerin Katrin Dörre-Heinig 25 Jahre zuvor ebenfalls in Hamburg aufgestellt hatte. Auch Sebastian Hendels Ehefrau Kristina Hendel (LG Braunschweig) stieg aus.
"Ein vor ihr laufender Läufer ist aus dem Tritt gekommen"
"Wir haben uns die TV-Bilder dazu genau angesehen", sagte Hamburg-Marathon-Pressesprecher Rainald Achilles auf Nachfrage des NDR. "Es sieht so aus, als sei ein vor ihr laufender Läufer plötzlich aus dem Tritt gekommen. Es scheint so, als habe er die falsche Flasche gegriffen, habe deswegen gestutzt und das Tempo verringert. Katharina Steinruck hat dann offenbar versucht, ihm auszuweichen und ist in den Tisch gelaufen." Dieser habe nach Auswertung der TV-Bilder nicht in der Laufbahn gestanden, so Achilles.
Rabea Schöneborn blieb zwar weit hinter ihrem Hausrekord (2:27:03) zurück, schaffte es aber mit einer Energieleistung in 2:35:07 Stunden als 13. ins Ziel. "Es hätte schon ein bisschen schneller sein können. Aber es war mir wichtig, mich durchzubeißen und das Rennen zu Ende zu bringen. Darüber bin ich froh", resümierte die Athletin vom SCC Berlin.
In nicht allzu weiter Entfernung zur Ziellinie gab es einen dramatischen Zwischenfall. Ein Läufer aus der Altersgruppe zwischen Mitte 20 und 30 Jahren musste in der Nähe des Dammtorbahnhofs wiederbelebt werden. Achilles bestätigte dem NDR entsprechende Medienberichte. Der Läufer wurde mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht, wo er nach Informationen des "Hamburger Abendblatts" verstarb.
Melderekord und Party an der Strecke
Insgesamt hatten 38.000 Teilnehmer für die unterschiedlichen Strecken gemeldet, darunter 15.000 für die 42,195 Kilometer - Rekord. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 11.800 Anmeldungen gewesen. Diesmal war das Lauf-Spektakel auf allen Distanzen ausgebucht. Bei sehr guten Bedingungen säumten Zehntausende die Strecke und feuerten die Läufer an.