Streckenrekord beim Marathon - Olympia-Norm für Ringer und Königstein
Bernard Koech hat den 37. Hamburg-Marathon gewonnen. Der Kenianer setzte sich am Sonntag in 2:04:09 Stunden durch - Streckenrekord! Europameister Richard Ringer und Fabienne Königstein knackten mit starken Leistungen die Olympia-Norm für Paris 2024.
Ringer, der im vergangenen Jahr bei den European Championships in München in 2:10:21 Stunden sensationell zum EM-Titel gerannt war, lief bei nahezu perfekten Bedingungen ein ebenso kontrolliertes wie phänomenales Rennen und kam unter dem tosenden Jubel der Zuschauer mit Hausrekord von 2:08:08 Stunden als Sechster in Ziel. Er unterbot damit die geforderte Zeit für Olympia als fünfter deutscher Läufer um zwei Sekunden. Am Ende werden drei Tickets vergeben.
"Auf den letzten 200 Metern musste ich fighten, aber am Ende hat es ja richtig gut gepasst. Ich bin glücklich über die persönliche Bestzeit und die Norm einmal abgehakt zu haben", sagte der 34-Jährige vom LC Rehlingen dem NDR.
Königstein läuft mutig zur Norm für Paris
Bei den Frauen zeigte Fabienne Königstein nur neun Monate nach der Geburt ihrer Tochter Skadi ein mutiges Rennen und pulverisierte in 2:25:48 Stunden sensationell ihre persönliche Bestzeit von 2:32:34 Stunden, die sie 2018 aufgestellt hatte. Der Lohn: Olympia-Norm (2:26:50) und Platz eins in der deutschen Jahres-Bestenliste. "Ich hab's noch nicht realisiert", sagte die Athletin von der MTG Mannheim im Ziel, das sie als Achte erreichte. "Die Kleine gibt mir viel Kraft und motiviert mich."
Welday geht "All in" - und zu großes Risiko
Während Ringer wie ein Uhrwerk nach Plan lief und eine Punktlandung hinlegte, hatte Haftom Welday in seinem erst dritten Marathon auf eine ganz andere Strategie gesetzt. Der Hamburger ging "All in" und lag nach einer eindrucksvollen Vorstellung bis Kilometer 35 auf Kurs deutscher Rekord von Amanal Petros (2:06:27), musste dann aber seinem hohen Anfangstempo Tribut zollen. Am Ende verpasste er als Achter in 2:09:40 Stunden den angepeilten Richtwert für Paris (2:08:10).
"Ich hatte nach 15 Kilometern Magenkrämpfe und wollte nach 30 Kilometern einfach nur durchlaufen", berichtete der 2014 aus Äthiopien geflüchtete 33-Jährige, der mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt: "Ich bin noch nie so am Limit gelaufen und habe alles gegeben. Das nächste Mal gehe ich nicht so ganz großes Risiko."
Kenianische Siege bei Männern und Frauen
Sieger Koech hatte wegen des Flughafen-Streiks in Hamburg 26 Stunden für seine Anreise gebraucht - doch zu sehen war von den Unwägbarkeiten am Sonntag nichts. Der Kenianer lief ein flüssiges, lockeres Rennen und egalisierte seine persönliche Bestzeit. Er war über eine halbe Minute schneller als sein Landsmann Cybrian Kotut bei seinem Streckenrekord im vergangenen Jahr (2:04:47).
"Die Strecke war hervorragend für mich, ich bin sehr glücklich. Hamburg ist eine wunderschöne Stadt, ich habe mich sehr gut gefühlt", sagte der 35-Jährige, der als Nummer eins der Meldeliste an den Start gegangen war. Für den Streckenrekord kassierte er eine Prämie von 20.000 Euro.
Kurios: Koech hatte bei seinem Zieleinlauf an den Messehallen den für das große Feld der Hobbyläufer vorgesehenen Korridor benutzt. Da half auch das verzweifelte Winken von Marathon-Chef Frank Thaleiser nichts, den Führenden noch auf die richtige Spur zu lotsen. Die Organisatoren bekamen das Zielband nicht schnell genug hinüber, und so rannte er eben zum Sieg, ohne es wie geplant beim Einlaufen zu durchtrennen.
Favoritin Mesfin strauchelt zum Schluss
Auch bei den Frauen gab es einen kenianischen Triumph - wenn auch einen überraschenden. Dorcas Tuitoek setzte sich in 2:20:09 Stunden durch. Die Kenianerin zog auf den letzten Metern an der Äthiopierin Tiruye Mesfin vorbei, die ein Drama erlebte. Die Favoritin, die den Streckenrekord angepeilt hatte, verließen auf der Zielgeraden die Kräfte, sie strauchelte und stürzte, sah Tuitoek vorbeilaufen und kämpfte sich schließlich als Zweite ins Ziel.
Lokalmatadorin Tabea Themann verpasste zwar in 2:31:54 Stunden den angepeilten Hamburger Rekord, kürte sich aber in persönlicher Bestzeit erneut zur Hamburger Meisterin.