Jury-Entscheidung: 11th Hour ist Sieger des Ocean Race
Das 11th Hour Racing Team hat das diesjährige Ocean Race gewonnen. Zuvor hatte die internationale Jury dem Antrag der Amerikaner auf Wiedergutmachung stattgegeben und ihnen nachträglich vier Punkte zuerkannt.
Des einen Freud ist des anderen Leid: Holcim - PRB beendet die wichtigste Mannschaftsregatta der Welt damit auf Platz zwei. Daran hätte auch eine bessere Platzierung auf der letzten Etappe, die die Schweizer beim Sieg der Malizia mit dem Hamburger Skipper Boris Herrmann als Dritter beendet hatten, nichts geändert. Der Rückstand beträgt nach dem Jury-Entscheid drei Zähler. Selbst bei Punktgleichheit wäre 11th Hour vorn gewesen, weil sie in der Wertung der In-Port-Rennen deutlich vorn liegen. Laut den Veranstaltern basierte die Entscheidung der Jury, 11th Hour vier Punkte zuzusprechen, auf den "starken Resultaten im Rennen" bis zum Unfall.
"Es gab unglaubliche Höhen, aber auch Tiefen, die uns getroffen haben. Sie waren es alle wert, wenn wir heute diese Nachricht hören." 11th-Hour-Skipper Charlie Enright
"Ich bin total begeistert", sagte Skipper Charlie Enright aus den USA nach der Entscheidung. "Dieses Rennen fordert einem alles ab - emotional, mental und auch körperlich. Ich bin unglaublich stolz auf das ganze Team, das drei Jahre lang unermüdlich daran gearbeitet hat, an diesem Punkt anzukommen."
Das Team ist das erste aus den USA, das das Ocean Race in seiner 50-jährigen Geschichte gewinnen konnte. Es habe Höhen und Tiefen geben. "Doch die waren es wert, um heute die Nachricht zu hören", jubelte Enright, der mit seiner reparierten Mālama erst am Donnerstag-Nachmittag in Genua eintraf. Die Holcim-Yacht fuhr dem US-Boot entgegen und gratulierte.
Jury entscheidet noch ein weiteres Mal pro 11th Hour
Kurz nach dem Start der letzten Etappe des Ocean Race von Den Haag nach Genua waren die Yachten von 11th Hour und Guyot kollidiert. Dabei waren beide Boote so stark beschädigt worden, dass für sie das Rennen beendet war. Guyot-Skipper Benjamin Dutreux hatte die Schuld für den Unfall sofort auf seine Kappe genommen.
Trotzdem hatte Holcim am Mittwochabend noch einen Einspruch formuliert. Das Team hatte darauf gepocht, dass 11th Hour selbst hätte der drohenden Kollision ausweichen müssen. Eine Verfehlung von 11th Hour sah die Jury allerdings nicht.
"Jeder Segler wird sagen, dass er Rennen auf dem Wasser und nicht vor einer Jury gewinnen will", sagte Enright, der sich aber zufrieden mit der Entscheidung zeigte: "Wir hätten uns gewünscht, die Chance zu haben, mit Holcim auf dem Wasser um den Gesamtsieg zu kämpfen. Sie waren außergewöhnliche Konkurrenten. Aber auch so schmeckt der Sieg genauso süß."
Herrmann: "Wir sind alle sehr erleichtert"
Malizia-Skipper Herrmann war bei der Entscheidung der Jury am Donnerstag mit dabei. Die Veranstalter hatten allen Teams nicht Möglichkeit zur Beteiligung gegeben, weil die Entscheidung alle betreffe. "Wir sind alle sehr erleichtert, dass es bei der Jury-Verhandlung keine Überraschung mehr gegeben hat", sagte Herrmann, der das Vorgehen der mit sechs Mitgliedern "hochkarätig besetzten" internationalen Jury als "sehr professionell" bezeichnete. Die Situation sei am Ende harmonisch gewesen. "Alle Teams und die Jury waren mehr oder weniger der gleichen Meinung."
"11th Hour gehört auf Platz eins. Sie hätten das Ocean Race so oder so gewonnen." Malizia-Skipper Boris Herrmann
Wer gedacht hatte, dass die Jury nach der schnellen Ablehnung des Einspruchs von Holcim umso mehr Zeit bräuchte, um über den Antrag auf Wiedergutmachung zu entscheiden, sah sich getäuscht. Die Jury verkündete kaum 60 Minuten nach dem Beginn der Verhandlung bereits ihr Ergebnis.
Dennoch räumte die Jury Holcim noch einmal die Chance ein, gegen die Entscheidung Einspruch einzulegen. Darauf verzichtete das Schweizer Team allerdings, sodass die Veranstalter Enright und sein Team am Donnerstag um kurz nach halb zwölf offiziell zum Sieger erklärten. Aus Sicht des Hamburgers Herrmann besteht an der Richtigkeit der Entscheidung kein Zweifel: "11th Hour gehört auf Platz eins. Sie hätten das Ocean Race so oder so gewonnen."