Ocean Race: Guyot gibt nach Kollision auf und will 11th Hour helfen
Was für ein Start-Drama bei der Schlussetappe des Ocean Race. Noch beim Rundkurs vor Den Haag kollidierten die Yachten von Guyot environnement - Team Europe und 11th Hour Racing. Guyot erklärte, auf die Etappe zu verzichten und 11th Hour zu helfen, das Rennen beenden zu können.
Passiert war das Unglück rund 20 Minuten nach dem Start am Donnerstag bei einer der Wendemarken des 2,4 Seemeilen langen Rundkurses. Guyot-Skipper Benjamin Dutreux hatte offenbar das vor ihm kreuzende US-Boot übersehen. "Ich übernehme die volle Verantwortung. Das war ganz klar unser Fehler", sagte der Franzose.
"Ich hoffe, 11th Hour kann das Rennen fortsetzen und das Ocean Race gewinnen. Wir werden helfen - mit allem, was uns zur Verfügung steht." Guyot-Skipper Benjamin Dutreux
Guyot steigt aus - und will 11th Hour helfen
Die Guyot bohrte sich mit dem Bugspriet in das Heck der Malama, dort klafft jetzt ein riesiges Loch, auch im Inneren der Yacht gab es einen Schaden. Die große Frage ist, ob das Boot so geflickt werden kann, dass es den Strapazen auf hoher See standhält und eine Wiederaufnahme der Etappe möglich ist.
Die Rennleitung teilte am Abend mit, dass alle Besatzungsmitglieder unverletzt geblieben seien. Allerdings gebe es "erhebliche Schäden an beiden Booten". Guyot erklärte, auf die Etappe zu verzichten und alle Energie darauf zu verwenden, dass 11th Hour wieder ins Rennen einsteigen kann.
Tränen an Bord der 11th Hour
Beinahe wäre auch die zu dem Zeitpunkt viertplatzierte Malizia nicht um die beiden vor ihnen liegenden Boote herumgekommen. "Da hatten wir ganz schön Stress und mussten voll abfallen lassen", sagte Rosalin Kuiper bei "Eurosport", ehe sie dann - sichtlich geschockt - das ganze Ausmaß der Kollision auf einem Handy präsentiert bekam.
Skipper Charlie Enright und seine 11th-Hour-Crew zeigten sich fassungslos und ließen ihren Tränen freien Lauf. Auch bei Guyot, ohnehin erst nach einem Mastbruch und zwei verpassten Etappen erstmals wieder am Start, herrschte große Niedergeschlagenheit. Ironie des Schicksals: Den Ersatzmast hatte Guyot von 11th Hour Racing erhalten ...
"Das ist nicht die Art und Weise, wie man sich einen Rennstart erhofft, zum Glück wurde niemand verletzt", meldete sich Boris Hermann auf Twitter zu Wort und bot mit seinem Team Malizia "unsere Unterstützung bei allen notwendigen Reparaturarbeiten" an.
Enright: "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist"
Enright, der im Hafen Dutreux versöhnlich umarmte, erklärte: "Unfälle passieren. Ich weiß, dass sie uns nicht absichtlich aus dem Rennen werfen wollten." Nun müsse man sehen, wie es weitergeht: "Es ist erst vorbei, wenn es vorbei ist."
Weg frei für Holcim - PRB?
Das US-Team hatte die jüngsten drei Etappen des Ocean Race gewonnen und bei zwei Punkten Vorsprung auf Holcim - PRB den Gesamtsieg vor Augen. Sollte 11th Hour Racing nun aber ausscheiden, stünde Holcim als Gesamtsieger fest. Boris Herrmann und die Malizia - Seaexplorer würden Zweite werden.
Die Etappe nach Genua ist mit 2.200 Seemeilen nicht sehr lang, birgt aber mit einigen Sperrzonen im Ärmelkanal und der engen Straße von Gibraltar auch knifflige Passagen. Vor Gibraltar gibt es auch eine erweiterte Orca-Risikozone, in der es in der Vergangenheit vermehrt Angriffe der Wale gegeben hatte.
Die Ankunft der Imocas in Genua wird am 25. Juni erwartet.