Deutsches Derby lockt Reitelite nach Hamburg-Klein Flottbek
Es ist Tradition, Herausforderung, Kult - das Deutsche Spring- und Dressur-Derby bis Sonntag in Hamburg-Klein Flottbek ist eins der bedeutendsten Turniere in Deutschland. Der NDR überträgt an vier Tagen live. Zum letzten Mal ist nach 25 Jahren Volker Wulff verantwortlich für das Traditionsturnier. Es ist kein freiwilliger Abschied.
Der Parcours beim fordernden Spring-Derby ist einzigartig und seit 1920 nahezu unverändert. Erst 161 Nullrunden gelangen - zwei davon im vergangenen Jahr, als Youngster Marvin Jüngel aus Kamenz überraschend triumphierte. Hindernisse wie Wall, Buschoxer oder Pulvermanns Grab sind legendär. Der Kampf um das Blaue Band des Derby-Siegers am Sonntag wird wieder der Höhepunkt in Klein Flottbek sein.
Mario Stevens, der im vergangenen Jahr das Championat gewann, Janne Friedrike Meyer-Zimmermann bei ihrem Heimturnier, der dreimalige Derby-Sieger André Thieme, Philipp Weishaupt, Hans-Dieter Dreher, Vielseitigkeitsreiterin Sandra Auffarth, Titelverteidiger Jüngel und jede Menge starke internationale Konkurrenz - sie alle sind beim Klassiker dabei. Die Starterfelder im Springen seien qualitativ wie quantitativ "sehr gut", sagte Veranstalter Volker Wulff.
Breen gewinnt erste Derby-Qualifikation und bremst Markus aus
Die erste Qualifikation zum Spring-Derby gewann am Mittwoch Shane Breen. Der 49 Jahre alte Ire setzte sich mit Ipswich in 72,12 Sekunden durch und verhinderte mit dem schnellsten fehlerfreien Ritt ein kleines Reit-Rentner-Märchen. Der 69-jährige Karl-Heinz Markus aus Werlte im Emsland hatte bis zu Breens Durchlauf in Führung gelegen, durfte sich aber mit seiner neunjährigen Stute Fiona (78,03) über einen beachtlichen zweiten Platz freuen.
In dem Springen mussten wie üblich viele der berühmten Hindernisse des Derby-Parcours wie der Wall noch nicht überwunden werden. Die zweite Qualifikation steht am Freitag (13.30 Uhr, live im NDR) auf dem Programm.
Das Spring-Derby am Sonntag ist in diesem Jahr mit 120.000 Euro dotiert, der Große Preis am Sonnabend mit 250.000 Euro. Die beiden Prüfungen liegen in der Dotierung jeweils leicht unter der des Vorjahres.
Wulff freut sich trotz des Aus aufs Derby
Bei Wulff ist die Vorfreude aufs Derby trotz der Nicht-Verlängerung seines Vertrags ungebrochen. Daran ändern auch die Umstände des bevorstehenden unfreiwilligen Abschieds nichts. Und schon gar nicht eine Infektion, die er sich beim Weltcup-Finale in Saudi-Arabien zugezogen und die ihn zehn Tage ins Krankenhaus gebracht hatte. "Wir werden ein wunderbares Derby haben", sagte der 67-Jährige. "Die Menschen haben Lust aufs Derby, wir haben Lust aufs Derby. Genauso werden wir das machen und feiern."
Für Wulff und sein Team ist die 93. Auflage des Spring- und die 64. des Dressur-Derbys die Schlussvorstellung als Verantwortlicher. Seit 2000 hatte er mit seiner Agentur "En Garde" aus Uthlede bei Bremen den Turnier-Klassiker organisiert.
Dressurreiter Rath übernimmt ab kommendem Jahr
Wulff hatte das Derby übernommen, als es auf dem besten Weg war, eine Veranstaltung von nur noch regionaler Bedeutung zu werden. Mittlerweile hat das Turnier in Klein Flottbek wieder den Status des zweitwichtigsten Reitsport-Events in Deutschland nach dem CHIO in Aachen und besitzt internationale Geltung. Doch zuletzt verlängerte der Rechte-Inhaber, der Norddeutsche und Flottbeker Reiterverein (NFR), den Vertrag nicht. Vom kommenden Jahr an wird Dressurreiter Matthias Alexander Rath mit seiner Agentur "Schafhof Connects" die Organisation übernehmen.
Wulff: "Alles fadenscheinige Geschichten"
Gründe sollen unter anderem sein, dass das Dressur-Derby an Attraktivität verloren und Wulff den NFR nicht genug eingebunden habe. "Das sind alles fadenscheinige Geschichten", sagte Wulff. Die Teilnehmerzahlen in der Dressur seien im vergangenen Jahr wegen zwei Neuregelungen der internationalen Reitsport-Förderation FEI und des nationalen Verbandes FN zurückgegangen. In diesem Jahr habe das Starterfeld die Zahl von vor zwei Jahren wieder erreicht.
Auch bei den Besucherzahlen geht es anscheinend weiter bergauf. "Der Verkauf ist bombastisch. Stand jetzt noch besser als im vergangenen Jahr", sagte Wulff kurz vor Beginn des Turniers. 2023 hatte die Veranstaltung mit 98.000 Zuschauern an fünf Tagen erneut einen Besucherrekord aufgestellt.
Ob sich Wulff mit den NFR-Vertretern bei dem Turnier trifft, ließ er im Vorfeld offen: "Wenn sie ein Gespräch wünschen, lässt sich das machen." Er werde das Gespräch nicht zwingend suchen. "Ich bin nicht in der Situation, dass ich zum Ringeltanz einladen muss."