Beachvolleyballerinnen Ludwig/Lippmann vor Olympia: "Wird krassgeil"
In einem Monat startet Olympia in Paris. Seit dieser Woche ist das Hamburger Beachvolleyball-Duo Laura Ludwig und Louisa Lippmann in der finalen Vorbereitung auf die Sommerspiele. Nach der geglückten Qualifikation benötigten beide aber erstmal Erholung - vor allem mental.
Zwei intensive Jahre liegen hinter Olympiasiegerin Ludwig und der früheren Weltklasse-Hallenspielerin Lippmann. Bis zum Schluss der anderthalbjährigen Qualifikationsphase lieferten sie sich mit Karla Borger und Sandra Ittlinger ein enges Rennen um den zweiten deutschen Platz für Paris. Als bestes Duo waren Svenja Müller und Cinja Tillmann (Düsseldorf/Münster) bereits gesetzt.
Vor zwei Wochen gelang Ludwig und Lippmann beim Elite-Turnier im tschechischen Ostrava der entscheidende Erfolg gegen die beiden Stuttgarterinnen. Danach stand fest: Sie stehen am Stichtag 10. Juni vor ihren Konkurrentinnen in der Qualifikations-Rangliste. "Die Erleichterung und dieses Glücksgefühl hatte ich so noch nie in der Form", sagte Lippmann über die Momente nach dem Sieg: "Als der letzte Punkt für uns gefallen ist, war das schon besonders."
"Ich hatte so einen Bock auf Familienzeit. Ich brauchte es, dass ich die Kinder um mich habe." Beachvolleyballerin Laura Ludwig
Es waren lange Monate der kompletten Fokussierung für das Duo, das erst seit zwei Jahren zusammenspielt. Sie habe versucht, bei den vergangenen Turnieren sehr streng mit sich zu sein, berichtete Lippmann: "Es zählt nur der nächste Punkt, der nächste Ball, das nächste Spiel und nicht darüber nachdenken, was das bedeutet." Zwei Spiele machten Ludwig und Lippmann noch in Ostrava. Danach stiegen sie aus dem Turnier aus. "Es war mehr Kopf als Körper", erzählte Ludwig. "Aber der Körper wollte auch nicht mehr so richtig hören."
Beide nahmen sich eine Auszeit für sich - mit und bei der Familie. Nach der geglückten Qualifikation habe sie die Pause vom Sport-Alltag dringend gebraucht, sagte die zweifache Mutter Ludwig: "Ich hatte so einen Bock auf Familienzeit. Ich war echt viel weg. Auch immer so für zwei, drei Wochen. Und dann brauchte ich es, dass ich die Kinder um mich habe." Lippmann war unterdessen in ihrer Heimat Herford bei ihrer Familie, unterbrochen von einigen Tagen in einem Wellness-Hotel mit ihrem Mann.
Training für Paris startet im Hamburger Stadtteil Dulsberg
Nun hat der Sand hat sie wieder. In der Beachvolleyball-Halle im Stadtteil Dulsberg hat in dieser Woche das abschließende Training für das olympische Turnier im Schatten des Eiffelturms begonnen.
Dass das Duo in Paris dabei ist, war nicht unbedingt absehbar, als es 2022 zusammenkam. "Es war ein Himmelfahrtskommando", sagte Lippmann. Hier die heute 38-jährige Ludwig, die alles in ihrer Karriere im Sand gewonnen hat, was man gewinnen kann. Die wie schon nach der Geburt ihres ersten Sohnes versucht, nach der Geburt ihres zweiten Kindes wieder mit einer neuen Partnerin auf Top-Niveau zurückzukehren und Familie und Leistungssport miteinander zu verbinden.
Dort die achteinhalb Jahre jüngere Sand-Novizin Lippmann, die eine für sie komplett andere Sportart erlernen will. So unterschiedlich ihre Motivationen und Ausgangslagen waren, so sehr war ihr Ziel dasselbe: Olympia in Paris.
Lippmanns "großer Respekt" für Partnerin Ludwig
Für Rio-Olympiasiegerin Ludwig ist es eine riesige Herausforderung, neben dem Leistungssport gemeinsam mit ihrem Mann und Trainer Imornefe Bowes das Familienleben mit den beiden Söhnen Teo (5) und Lenny (2) zu organisieren. "Den Spagat, den Laura und Morph im ersten Jahr hinbekommen mussten, war schon heftig", sagte Lippmann: "Ich habe großen Respekt davor."
Anfang dieses Jahres entschieden Ludwig und ihr Mann, dass er das Training abgibt und bei den Kindern in Hamburg bleibt. Der Österreicher Simon Nausch übernahm die Trainerrolle. "Wir mussten das machen, weil das eine Jahr extrem intensivst war", erklärte Ludwig.
Lippmann musste sich komplett umstellen. Von der Athletik bringt sie alles mit, doch Technik und Taktik sind neu. "Laura musste ganz, ganz viel Geduld mit mir haben. Und auch ich musste ganz viel Geduld mit mir haben", sagte die 1,91 Meter große Sportlerin.
Noch zwei Turniere bis Paris
Ludwig und Lippmann haben zueinander gefunden. Auf dem Spielfeld und außerhalb des Spielfeldes. Sie vertrauen sich. Eine erste Idee, dass es gemeinsam mit Olympia klappen könnte, hatte ihnen die Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Wien gegeben, als sie Bronze holten.
Bei den Elite-Turnieren in der österreichischen Hauptstadt (9. bis 14. Juli) und zuvor in Gstaad (3. bis 7. Juli) gilt es für Ludwig und Lippmann nun, sich einzuspielen. Kurz danach geht es nach Paris. Nur dabei sein wollen sie nicht. Ein Ziel nennen sie aber nicht. Für Ludwig sind es die fünften Sommerspiele, in Tokio vor drei Jahren war sie neben Wasserspringer Patrick Hausding sogar Fahnenträgerin.
Für Lippmann wird es eine ganz neue Erfahrung. "Das wird erst einmal die Herausforderung für sie, mit den Synapsen klarzukommen", sagte Ludwig. Ihre jüngere Partnerin ist sich dessen bewusst und will vor allem die Balance zwischen Konzentration und Genießen finden. Einig sind sie sich in der Vorfreude. "Das wird so krassgeil", sagte Lippmann.