Barcelona statt Bremen: Kämna startet mit "freier Rolle" in die Vuelta
Radprofi Lennard Kämna startet bei der Vuelta in Spanien in seine zweite große Landesrundfahrt des Jahres. Der 26-Jährige aus Fischerhude verzichtet damit auch auf die Deutschland-Tour, die in der Nähe seiner Heimat endet.
Der Gedanke an das große Rad-Festival in der Heimat löste bei Kämna ein kleines bisschen Wehmut aus. Am Mittwoch startete die Deutschland Tour, bis Sonntag führt sie aus dem Saarland bis in seine Bremer Heimat. "Ich wäre auch gerne die Deutschland Tour gefahren, keine Frage. Gerade mit dem Finale in Bremen hätte es mir schon viel Spaß bereitet", sagte Kämna.
Kämna, der derzeit wohl beste deutsche Radprofi, ist jedoch anderweitig verplant. Bei der am Sonnabend beginnenden Vuelta in Spanien startet der 26-Jährige in Barcelona in seine zweite große Landesrundfahrt der Saison - und hat große Ziele. "Ich bin auch glücklich, hier bei der Vuelta zu sein. Ich werde eher eine freie Rolle haben. Bei vielen Etappen kann ich darauf gucken, dass ich gewinne", sagte Kämna.
Kämna beim Giro Neunter der Gesamtwertung
Das deutsche Top-Team Bora-hansgrohe stattet Kämna in Spanien mit mehr Freiheiten aus als im Mai beim Giro d'Italia. Damals war der als Etappenjäger bekannte Kämna als Co-Kapitän des Russen Alexander Wlassow ins Rennen gegangen, um erstmals auf Gesamtwertung zu fahren.
Kämna wurde Neunter der Gesamtwertung - ein beachtliches Ergebnis. Die Erfahrungen waren wertvoll. Er habe sich als Rennfahrer weiterentwickelt, sagte Kämna, "vor und während des Giros hatte ich ein Level, das ich so vorher noch nicht unbedingt gehabt habe." Das Projekt Gesamtwertung ist in der Karriereplanung nicht ad acta gelegt. Bei der Tour de France im kommenden Jahr könnte ein neuer Anlauf anstehen.
Bei der Vuelta ruhen die Podesthoffnungen nun aber vollends auf Wlassow. Neben Kämna sollen im deutschen Meister Emanuel Buchmann, Nico Denz, Jonas Koch und Ben Zwiehoff vier weitere Deutsche zum Erfolg beitragen.
"Ich bin nicht bei 100 Prozent." Lennard Kämna
Wunderdinge sind von Kämna nicht zu erwarten. Die zweite Saisonhälfte verlief durchwachsen. "Der Formaufbau war ein bisschen schleppend", sagte Kämna, "ich muss gucken, wie es während der Vuelta läuft. Ich hoffe, dass ich mich ein bisschen reinfahren kann und dass ich den ein oder anderen guten Moment erwische."
Bronchitis hing Kämna lange nach
In der Schlusswoche des Giros hatte Kämna eine schwere Bronchitis geschwächt. Mit hohem Einsatz kämpfte sich der Kletterspezialist ins Ziel, die Folgen der Strapazen merkte er aber noch lange. "Es hat mir für die Zeit danach die Schuhe ausgezogen, es steckte so tief drin", sagte Kämna. Die Vorbereitung für die zweite Saisonhälfte litt.
"Das Training hat nicht angeschlagen, weil der Körper sich nicht gut regeneriert hat", sagte Kämna, "das war eine absolute Scheiße, um es auf Deutsch zu sagen." Wie zufrieden er mit der Saison sei, sei daher schwer zu beantworten. Nach der Vuelta wird Kämna mehr Klarheit haben.