Als 19 Segler beim Fastnet Race starben
Eigentlich ist der Fastnet Rock nicht mehr als der Standort eines Leuchtturms vor der irischen Südküste. Doch durch das sogenannte Fastnet Race, das seinen Namen von der Umrundung des kleinen Felsens hat und Abschlussteil der tradionsreichen Segelregatta Admiral's Cup war, erlangte der Wendepunkt traurige Berühmtheit.
1979 starteten vor Cowes auf der Isle of Wight 303 Boote, darunter die Admiral's-Cup-Flotte mit 54 Jachten inklusive der deutschen Schiffe Rubin, Tina-I-Punkt und Jan Pott, und zahlreiche norddeutsche Segler. In einem Gebiet mit einem Durchmesser von zirka 40 Seemeilen rund um den Fastnet Rock wurden die Regattateilnehmer von einem Orkan mit Windgeschwingkeiten von über 100 km/h überrascht. Plötzlich ging es um Leben und Tod - statt um den Sieg beim Admiral's Cup, der als inoffizielle Team-WM galt.
Die meisten Segler konnten sich entweder selbst retten oder wurden später von den Seenotrettern geborgen - doch insgesamt 15 Teilnehmer und vier weitere Segler starben in den Fluten. An der Seenotrettung - der wohl größten in Friedenszeiten überhaupt - waren die Royal Navy und Schiffe aus den Niederlanden, Irland und den USA sowie "Lifeboats" und Helikopter beteiligt.
194 Schiffe brachen das Rennen ab
Der Orkan, der am Montag und Dienstag, 13./14. August 1979, in der Irischen See wütete, wurde gerade den Hobbyseglern zum Verhängnis. "Wo auf den Schiffen etwas passiert ist, ist es auch ein Mangel an Seemannschaft und Grundkenntnissen gewesen", sagt Jan-Pott-Steuermann Ullrich Libor dem NDR. Viele Segler hätten sich in die Rettungsinseln geflüchtet. Diese waren damals bei Weitem noch nicht so sicher wie heute. Hinzu kamen Materialfehler an Rettungswesten und Lifebelts oder der falsche Gebrauch derselben. Libor ist überzeugt, dass die meisten an Bord sicherer gewesen wären: "Wenn das Schiff nicht sinkt, muss ich es nicht verlassen."
Die Schiffe der Admiral's-Cup-Flotte hatten den Vorteil, dass sie durch die Bauweise immer wieder aufgerichtet wurden. Für andere Boote galt das nicht: Vier Hobbysegler starben, nachdem ihr Trimaran gekentert war. Insgesamt kenterten fünf Schiffe, 19 wurden von Fischerbooten auf den Haken genommen - 194 brachen das Rennen wegen der Folgen des Unwetters ab - einige von ihnen hatten den Fastnet Rock schon umschifft. Lediglich 85 kamen ins Ziel.
"Aus dem Nichts heraus" begann das Unwetter
Doch auch die "Profis" hatten mit dem Unwetter zu kämpfen. Schließlich sei es "aus dem Nichts heraus" losgegangen, verdeutlicht Libor. Die Wetterberichte hätten dergleichen jedenfalls nicht vorausgesagt. Dazu kam, dass die Vorhersagen damals ohnehin eine schlechtere Qualität hatten als heute. "Die Wellen waren von einer Höhe, wie wir sie alle noch nicht gesehen haben - in Hochhaushöhe", beschrieb Libor, obwohl "man die Wellen eigentlich gar nicht beschreiben kann".
Eine von ihnen drehte Libors Schiff einmal um 360 Grad herum, nachdem der Mast zuvor schon zweimal fast parallel zur Wasseroberfläche gestanden hatte. Dennoch fürchtete Libor nicht um sein Leben. "Wir sind als Jollensegler gewöhnt, auch mal unter dem Schiff zu liegen. Und ich hatte gar keine Zeit, über so etwas nachzudenken."
Zunächst dachte der Segler sogar noch daran, ein möglichst gutes Ergebnis für die Mannschaftswertung zu erzielen. Daraus wurde nach der "Durchkenterung" und dem damit verbundenen Mastbruch allerdings nichts. Noch nie zuvor hatte es überhaupt Totalschaden bei einem einzigen Schiff gegeben.
Schon 1981 fiel der nächste Startschuss
Und so wurde die Katastrophe des Jahres 1979 auch nur zu einem Kapitel in der Geschichte der Segelregatta um den kleinen Felsen vor Irland. Schon zwei Jahre später gab es den nächsten Startschuss. Im Fastnet-Rennen messen sich bis heute Segler.