1993: Werder Bremen auf dem Höhepunkt
Werder Bremen wird 1993 trotz schwachen Saisonstarts zum dritten Mal deutscher Meister. Das Team von Trainer Otto Rehhagel bleibt dabei zu Hause unbesiegt.
Im Spätsommer 1992 setzten allenfalls kühne Optimisten auf Werder Bremen als kommenden deutschen Fußball-Meister. Angesichts der Konkurrenz von Rekordmeister Bayern München, Titelverteidiger VfB Stuttgart und auch Eintracht Frankfurt waren die Norddeutschen trotz ihres gerade errungenen Triumphs im Europapokal der Pokalsieger in der Bundesliga nur ein Außenseiter. Und diese Vorahnung schien sich zunächst auch zu bestätigen, der Start verlief holprig: Nach drei Spielen standen die Bremer auf einem Abstiegsplatz, nach acht Partien hingen sie mit 8:8 Punkten im Mittelfeld der Tabelle fest. Am Saisonende aber standen sie dann doch ganz oben: Die Kicker von der Weser wurden nach 1965 und 1988 zum dritten Mal in ihrer Vereinsgeschichte deutscher Meister.
Die Bayern erst am vorletzten Spieltag überholt
Am achten Spieltag erkämpften die Bremer ein 0:0 bei den spielstarken Frankfurtern. Danach folgten zwölf weitere Partien ohne Niederlage, sodass Werder plötzlich ganz oben anklopfte. Tabellenführer aber war der FC Bayern München - und zwar durchgehend vom ersten bis zum 32. Spieltag. Dann übernahmen die Bremer spektakulär die Spitze: Während der FCB beim 3:1 (3:0) gegen den VfL Bochum einen deutlicheren Sieg verschenkte, schickten die Grün-Weißen ihren Nordrivalen Hamburger SV mit einem 5:0 (2:0) nach Hause und zogen so nach Toren an den Bayern vorbei. Werder hatte in dieser Phase einfach mehr Schwung. Und so gelang am letzten Spieltag ein 3:0 (0:0) in Stuttgart. Das reichte für den Titel, weil am Ende resignierte Münchner nicht über ein 3:3 (1:2) bei Schalke 04 hinauskamen.
Rehhagel und Lemke beweisen wieder gutes Näschen
Mann des Tages in Stuttgart war Stürmer Bernd Hobsch mit zwei Treffern. Die Bremer hatten ihn in der Winterpause für 2,5 Millionen Mark von Zweitligist VfB Leipzig geholt, er dankte es mit sieben Toren in der Rückrunde. Das war freilich nicht der einzige gute Transfer der Meistersaison: Dietmar Beiersdorfer kam für zwei Millionen Mark vom HSV und wurde auf Anhieb Stammspieler in der Verteidigung. Drei-Millionen-Mann Andreas Herzog (Rapid Wien) avancierte im Mittelfeld zu einem der besten Spielmacher der Liga. Wieder einmal bewiesen Trainer Otto Rehhagel und Manager Willi Lemke also ein gutes Näschen. Das lässt sich auch damit belegen, dass mit 17-Tore-Stürmer Wynton Rufer (Neuseeland) und Libero Rune Bratseth (Norwegen) zwei Spieler aus damaligen "Fußball-Entwicklungsländern" zu den großen Werder-Stützen gehörten.
17 Heimspiele: 14 Siege, drei Unentschieden
Der Titelgewinn 1993 war die Krönung der erfolgreichen Werder-Jahre: Pokalsieg 1991, Europapokal 1992, Meister 1993, Pokalsieg 1994 - vier Saisons in Folge hielten die Bremer am Ende eine Trophäe in ihren Händen. Das hatten sie auch ihrer Heimstärke zu verdanken. 14 Siege, drei Remis und keine Niederlage: Im Weserstadion war 1992/93 für die Gäste nichts zu holen. Als Belohnung durfte Werder 1993/94 in der noch jungen Champions League antreten, um dort als erster deutscher Club den Einzug in die Gruppenphase zu erreichen.