Holstein Kiel: Ein wenig Hoffnung und viel Ungewissheit im Abstiegskampf

Stand: 14.04.2025 11:16 Uhr

Hinter den Fußballern von Holstein Kiel liegen sehr erfolgreiche Jahre. Rasant ging es von der Regionalliga bis in die Bundesliga. Doch der Abstieg wird von Woche zu Woche wahrscheinlicher und damit kommt die Ungewissheit. Geschäftsführer Carsten Wehlmann muss die Weichen stellen.

von Florian Neuhauss

Die Zeit rinnt den Schleswig-Holsteinern durch die Finger. Auch im Nordduell mit dem FC St. Pauli (1:2) hat es nicht geklappt mit dem erhofften Sieg im Saisonendspurt - mit dem Befreiungsschlag. "Wenn man die Spiele nicht gewinnen kann, sollte man sie zumindest nicht verlieren", sagte Wehlmann dem NDR. Doch ein Eigentor in letzter Minute nahm den "Störchen" das verdiente Remis und die große Chance, auch den Gegner noch einmal reinzureißen in den Abstiegssumpf.

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Einzig positive Nachricht für die KSV: Auch die Konkurrenz aus Bochum und Heidenheim kassierte Niederlagen. Fünf Spiele bleiben dem Team von Trainer Marcel Rapp also noch, um die vier Punkte (und die deutlich schlechtere Tordifferenz im Vergleich zu Heidenheim) aufzuholen.

Für Wehlmann bringt die Lage ganz praktische Probleme mit sich: "Für uns als Holstein Kiel zweigleisig zu planen, ist natürlich relativ schwierig." Ein "Schattenkader" ist schlicht nicht möglich. Und da mit Lewis Holtby und Timo Becker ausgerechnet der Kapitän und sein Stellvertreter bereits als Abgänge feststehen, erscheinen die Aussichten alles andere als rosig.

Hartes Restprogramm für Holstein Kiel

Pleiten, Pech und Pannen bestimmen die erste Bundesliga-Saison der Holsteiner Vereinsgeschichte. Und das Restprogramm hat es wahrlich in sich: Leipzig (A), Mönchengladbach (H), Augsburg (A), Freiburg (H) und Dortmund (A) kämpfen allesamt noch um einen Platz im internationalen Geschäft.

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Erfolgsgeschichte dank Überzeugung und harter Arbeit

Und Kiel? Will bis zum Ende kämpfen - sei die Chance auch noch so klein. Schließlich haben die Schleswig-Holsteiner selbst bewiesen, wozu Überzeugung und konzentrierte Arbeit führen kann. Erst 2013 kehrte Holstein aus der Regionalliga zurück auf die bundesweite Fußball-Bühne. Die meisten Meister der Nordstaffel steigen schnell wieder ab. Holstein gelang 2017 der Aufstieg in die Zweite Liga.

"Was in diesen acht Jahren passiert ist - das ist ja Lichtgeschwindigkeit. Mit zweimal Relegation, dann der Aufstieg in die Bundesliga - das erste Mal überhaupt." Carsten Wehlmann, Kiels Geschäftsführer Sport

Kiel hat sich einen guten Ruf erarbeitet, aus wenig viel zu machen. Hoch oben im Norden wird seit Jahren aus meist unbekannten Namen ein schlagkräftiger Kader geformt.

Auch deshalb antwortete Wehlmann auf die Frage, "Wie sehr wäre Trainer Marcel Rapp durch einen Abstieg geschwächt?", voller Inbrunst mit einem "Überhaupt nicht!".

Trainer Rapp sollen die (neuen) Spieler folgen

Anders als viele Spieler hat sich der Aufstiegs- (und bald Abstiegs-?) Trainer bereits zu Kiel bekannt und kürzlich seinen Vertrag bis 2028 verlängert. Ein solches "Commitment" erhofft sich Wehlmann auch vom kickenden Personal, vom aktuellen, aber auch vom künftigen.

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"Wir wollen Jungs dazunehmen, die Potenzial besitzen, aber auch eine Qualität haben, uns weiterzubringen. Das ist der Weg von Holstein Kiel", erklärte der Geschäftsführer unabhängig von der Spielklasse. "Wir werden es nicht schaffen, acht Bundesliga-Spieler zu holen und das wollen wir auch nicht. Sondern: Wir wollen die Jungs dahin entwickeln."

Wehren würde sich Wehlmann sicher nicht gegen große Qualität zum kleinen Preis. Doch die wird es wohl nicht geben. "Grundsätzlich geht es darum, diesen Weg weiter fortzuführen. Es ist natürlich einfacher, wenn wir den Klassenerhalt eingetütet haben. Aber die Planungen gehen weiter, auch wenn ein anderer Fall eintritt."

Wehlmann: Alle Spieler "linsen auf die Erste Liga"

Immerhin: Offenbar laufen deutlich weniger Spieler-Verträge aus, als zuletzt in den Medien spekuliert. "Zwölf auslaufende Verträge habe ich bei mir nicht auf dem Tisch liegen", sagte Wehlmann lachend.

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Als Verein, der so ein bisschen zwischen den Ligen steht, weiß der Manager: "Jeder Spieler linst auf die Erste Liga." Das gilt für den aktuellen Kieler Kader, der zumindest in Teilen Werbung für sich selbst gemacht hat. Aber auch viele potenzielle Neuzugänge mögen sich noch nicht auf Kiel festlegen. Klappt es noch mit dem Klassenerhalt? Und wenn nicht: Klopft vielleicht noch ein Bundesligist an?

Die Relegation ist jetzt das ganz große Ziel

Dieses Bundesliga-Jahr will Wehlmann so oder so nicht als (einmaliges) Abenteuer verstanden wissen. Coach Rapp und sein Team arbeiten nach wie vor "akribisch, ehrgeizig und enthusiastisch". Die Entwicklungsarbeit und die Vereinsphilosophie trage das Trainerteam "voller Überzeugung".

Aber die Kieler fühlen sich wohl auf der großen Bühne, ihnen gefällt es, "im Land Schleswig-Holstein als Bundesligist aufzutreten. Dass wir den Verein in der Bundesliga sehr gut vertreten", berichtete Wehlmann und versprach: "Das werden wir weiterhin tun." In den kommenden fünf Partien - und vielleicht noch in zwei Relegationsduellen. Diese zu erreichen, ist jetzt das ganz große, aber sehr unwahrscheinliche Ziel. Jedenfalls nach der KI-Berechnung vom Global Soccer Network (GSN): Demnach ist die Abstiegswahrscheinlichkeit mittlerweile auf 96 Prozent gestiegen.

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Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 13.04.2025 | 22:50 Uhr

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