Max Schmeling - Sportidol für Generationen
Max Schmeling ist bis heute der einzige deutsche Box-Weltmeister aller Klassen. Zur Legende machte ihn jedoch ein Sieg in einem Nicht-WM-Kampf: der K.o. gegen den als unbesiegbar geltenden Joe Louis in New York. Seinen letzten Kampf bestritt der Hamburger am 31. Oktober 1948.
Es gibt viele Geschichten über Max Schmeling, eine aber bleibt immer in Erinnerung: Drei Uhr morgens in Deutschland, doch an jenem 19. Juni 1936 dachte kaum einer ans Schlafen. Gebannt saßen Millionen vor dem Radio und verfolgten die Live-Übertragung vom Boxen im New Yorker Yankeestadion. Mittendrin: die Protagonisten Joe Louis und Max Schmeling.
Legendärer Sieg gegen Joe Louis
Ersterer ein designierter Weltmeister, der sich bis dahin der Gegner im Schnelldurchgang entledigt hatte. An eine Chance gegen ihn glaubten nur Schmeling und sein Trainer Max Machon. Die Wetten standen zehn zu eins für den US-Amerikaner. Schmeling nutzte seine Chance und landete in der zwölften Runde eine seiner starken Rechten. Louis, der kurz vor der Weltmeisterschaft stand und als unbesiegbar galt, ging K.o. Eine Sensation in der Boxwelt - und für den 1905 in Klein Luckow in der Uckermark geborenen Schmeling ein Meilenstein.
Einziger deutscher Box-Weltmeister aller Klassen
"Das war schon mein bedeutendster Kampf. Ich will nicht sagen, dass es der schwerste Kampf war, aber für mich war es der entscheidendste Kampf meiner Karriere", bilanzierte er rückblickend auf seine 70 Kämpfe, von denen er 56 gewann. Der nicht für möglich gehaltene Sieg machte Schmeling zur deutschen Boxlegende - obwohl es kein WM-Kampf war.
Es war ein harter Weg bis dahin. Als 17-Jähriger verließ der arbeitslose Schmeling Hamburg. In Düsseldorf arbeitete er bei einer Brunnenbaufirma. Abends boxte er beim Mülheimer Boxclub und startete in seine Amateurlaufbahn. Mit 19 Jahren hatte er den ersten Profikampf, mit 21 Jahren war er bereits deutscher Meister.
Rekordkampf gegen Walter Neusel in Hamburg-Lokstedt
Im Jahr 1927 startete er durch, holte die Europameisterschaft im Halbschwergewicht. Ein Jahr später wechselte er ins Schwergewicht - und holte sich 1930 nach der Disqualifikation seines Gegners Jack Sharkey den WM-Titel. Verteidigen konnte Schmeling den Gürtel allerdings nur einmal gegen Young Stribling. Im Juni 1932 nahm Sharkey erfolgreich Revanche.
Schmelings Stern schien zu sinken, von den folgenden vier Kämpfen konnte er nur einen gewinnen. Mit Walter Neusel stand der potenzielle Nachfolger bereit. Am 26. August 1934 trafen die Kontrahenten aufeinander. Offiziell sahen 102.000 Zuschauer auf der Sandbahn in Hamburg-Lokstedt Schmelings Sieg - bis heute Europarekord. Hätte Schmeling diesen Kampf verloren, wären die Duelle gegen Louis wohl nicht zustande gekommen.
Schmeling: Bescheiden und großzügig
Schmelings Karriere wurde durch den Krieg gestoppt. 1940 wurde der Profiboxer in die Wehrmacht einberufen und zum Fallschirmjäger ausgebildet. Bei der Landung auf Kreta 1941 zog er sich eine Knie- und Rückenverletzung zu, 1943 wurde er entlassen. Schmeling floh 1945 mit seiner Frau aus Pommern und lebte ab 1946 in Hamburg.
Im Alter von 42 Jahren stieg er noch einmal in den Ring, um Geld zu verdienen. Die Schmelings hatten im Krieg fast alles verloren. Seinen letzten Kampf bestritt er am 31. Oktober 1948 in Berlin gegen Richard Vogt.
Mit der Börse aus den Kämpfen kaufte sich Schmeling 1949 in dem kleinen Ort Wenzendorf bei Hollenstedt ein rund 100.000 Quadratmeter großes Grundstück. Zunächst konnte er sich durch Pelztierzucht und Tabakanbau über Wasser halten. Der große Durchbruch nach seiner Box-Karriere kam für Schmeling in den 50er-Jahren mit Coca-Cola. Er erhielt die Generalvertretung für Produkte des Brauseherstellers und gründete Niederlassungen in Hamburg-Bramfeld und Reutlingen.
Rückzug aus der Öffentlichkeit
Seine ungeheure Popularität hielt auch nach seinem Karriereende an und blieb bis in die Gegenwart ungebrochen. Ansonsten lebte der Sympathieträger sehr zurückgezogen. Ohne Aufhebens verteilte Schmeling sein gesamtes Vermögen, gründete Stiftungen mit einem Kapital von fünf Millionen Euro für wohltätige Zwecke und vererbte sein Anwesen seiner Heimatgemeinde.
Er scheute die Medienwelt und jeglichen Rummel um seine Person ("Über mich ist schon alles gesagt und geschrieben worden"). Insbesondere seit dem Tod seiner Frau Anny Ondra 1987 zeigte er sich nur noch selten in der Öffentlichkeit. Schmelings großer Wunsch, 100 Jahre alt zu werden, erfüllte sich nicht:
Er starb am 2. Februar 2005 im Alter von 99 Jahren in seinem Haus in Hollenstedt. Zwei Tage später wurde die Boxlegende in ihrem niedersächsischen Wohnort im engsten Freundeskreis beigesetzt.