Stand: 09.07.2015 17:09 Uhr

Alter Schwede - Wislander war einzigartig

von Johannes Freytag, NDR.de

Er ist der "Welthandballer des Jahrhunderts" und leitete die Erfolgsära des THW Kiel ein: Magnus Wislander. Der Schwede hamsterte Titel wie kaum ein anderer und stand sogar im Alter von 47 noch auf der Handball-Platte.

Magnus Wislander beim Abschiedsspiel von Marcus Ahlm. © picture-alliance / dpa Foto: Axel Heimken
Magnus Wislander im Sommer 2013 beim Abschiedsspiel von Marcus Ahlm.

Als der THW Kiel im Sommer 2013 in Marcus Ahlm einen seiner ganz großen Stars nach zehn Jahren verabschiedete, war Magnus Wislander natürlich auch dabei. Der 49-Jährige hatte sichtlich Spaß in der All-Star-Mannschaft, in der auch seine früheren Mitspieler Stefan Lövgren und Staffan Olsson aufliefen. Sie stehen für den Aufschwung der Kieler, der vor 23 Jahren begann und den vor allem ein Spieler ganz entscheidend prägte: Jener Wislander, den alle nur "Slangen" ("Schlauch") rufen. Den Spitznamen bekam er 1986 von seinem Nationalmannschaftskollegen Per Carlén verpasst, der Wislander mit einem aufgerollten Feuerwehrschlauch verglich: "Carlén sagte, der sehe genauso aus wie ich, wenn ich in eine Lücke zwischen zwei Gegenspieler springe, wo eigentlich kein Platz ist", wird Wislander auf der THW-Website zitiert.

Kiel vor Wislander eine graue Maus

Rückblick: Versetzen wir uns in das Handballjahr 1990 - die Bundesliga hat ein anderes Gesicht als heute: Dominierende Clubs sind Meister TV Großwallstadt , TuSEM Essen und der VfL Gummersbach. Der THW fristet ein eher unbedeutendes Dasein. Als Tabellenfünfter qualifizieren sich die "Zebras“ zwar für die Play-offs um die Meisterschaft, dort ist aber bereits im Viertelfinale Schluss. Dennoch markiert dieses Jahr eine Zäsur in der Vereinsgeschichte der Kieler. Denn im Sommer des Jahres wechselt der 26 Jahre alte schwedische Rückraumspieler Wislander aus seiner Heimat an die Förde. In den zwölf folgenden Jahren hamstert nicht nur Kiel einen Titel nach dem anderen, auch Wislander selbst wird mit Ehrungen überhäuft: Zum Karriereende darf sich Wislander Welthandballer des Jahrhunderts, schwedischer Jahrhundertspieler und THW-Spieler des Jahrhunderts nennen.

Durchbruch bei der Weltmeisterschaft 1986

Die schwedischen Nationalspieler Magnus Wislander (l.) und Per Carlén. © imago/WEREK
Für Schweden lief Wislander (l., mit Per Carlén) in 384 Länderspielen auf.

Geboren am 22. Februar 1964, kommt der 1,94 Meter große Göteborger eher zufällig zum Handballsport. Eigentlich spielt er Fußball - weil das im Winter in Schweden schwierig ist, geht er als knapp Zehnjähriger mit einem Freund zum Handball. Nach sechs Jahren im Göteborger Club Tuve IF wechselt er 1979 innerhalb der Stadt zu Redbergslids IK. Er wird Junioren-Nationalspieler und gewinnt mit Schwedens Nachwuchs WM-Silber 1985. Sein Debüt in der A-Nationalmannschaft feiert er im selben Jahr beim Ostsee-Pokalturnier mit vier Toren gegen die Auswahl der DDR. Der internationale Durchbruch gelingt Wislander bei der WM 1986: Als Spielmacher führt der 22-Jährige Schweden auf Platz vier und damit zurück in die Weltspitze. Die Krönung erfolgt vier Jahre später: Die Skandinavier werden Weltmeister, wesentlichen Anteil an dem Triumph hat Wislander, der mit 33 Treffern bester Turnier-Torschütze seiner Mannschaft ist.

Welthandballer 1990

Clubs aus Deutschland, Spanien und der Schweiz buhlen um den Spieler, der im gleichen Jahr zum Welthandballer gekürt wird. Der THW Kiel macht das Rennen um Wislander, der damit der erste Schwede in der Bundesliga wird: Ein Wechsel nach Spanien sei ohnehin nie ein Thema gewesen: "Mag sein, dass dort öfter die Sonne scheint. Aber mit der Mentalität der Spanier habe ich ein Problem. Da liegt mir die Zielstrebigkeit, die Ordnung und Disziplin der Deutschen mehr", erklärt Wislander in einem Interview mit dem "Hamburger Abendblatt“.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 22.02.2014 | 09:25 Uhr

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