THW Kiel kassiert bei Kolstad erste Champions-League-Pleite
Handball-Rekordmeister THW Kiel hat im fünften Gruppenspiel der Champions League die erste Niederlage hinnehmen müssen. Die zuvor verlustpunktfreien Schleswig-Holsteiner verloren beim norwegischen Titelträger Kolstad IL mit 30:34 (16:19).
Die Mannschaft von Coach Filip Jicha zeigte am Donnerstagabend gegen das Starensemble der Norweger allerdings mit Ausnahme der ersten 15 Minuten eine gute Leistung, die für den weiteren Verlauf der bisher so enttäuschenden Bundesliga-Saison hoffen lässt.
Die "Zebras" waren einem Punktgewinn bis in die Schlussphase nah, mussten sich letztlich aber den individuell in der Breite besser besetzten Nordeuropäern geschlagen geben.
THW wird in Anfangsphase von Kolstad überrannt
Der THW drohte zunächst dasselbe Schicksal wie dem SC Pick Szeged am vorausgegangenen "Königsklassen"-Spieltag zu ereilen. Die Ungarn waren von Kolstad im ersten Abschnitt förmlich überrannt worden und lagen zur Pause bereits mehr oder minder hoffnungslos mit 11:24 zurück. Für Kiel schlug im Trondheim Spektrum nach 14 Minuten ein 7:12-Rückstand zu Buche. Und wie Szeged hatten auch die Norddeutschen dem sehr tempo- und variantenreichen Angriffsspiel der Norweger in der Anfangsphase nicht viel entgegenzusetzen.
Die Hausherren zogen die Kieler Deckung immer wieder geschickt auseinander und verwandelten in der ersten Viertelstunde 13 ihrer 15 Abschlüsse, was einer beeindruckenden Wurfquote von 87 Prozent entsprach. Besonders hübsch anzusehen war dabei ihr Treffer zum 11:6 durch den vormaligen THW-Profi Sander Sagosen, der einen Kempa-Trick abschloss (13.).
Kiel kämpft sich zurück ins Spiel
Die "Zebras" wurden phasenweise vorgeführt, schafften es dann jedoch, sich in die Partie hineinzukämpfen. Ab Mitte des ersten Abschnitts stand die Deckung kompakter und war vor allem schneller auf den Beinen als zuvor. Und in Ballbesitz hatte der deutsche Rekordmeister nun die eine oder andere Idee mehr als noch in der Anfangsphase, als die Kieler Schützen zu oft zu früh und aus schlechten Positionen abgeschlossen hatten. Der Bundesligist konnte auf 12:13 verkürzen (23.), stand sich anschließend aber selbst im Weg.
Nikola Bilyk und Domagoj Duvnjak gingen in der Schlussphase des ersten Durchgangs etwas zu ungestüm zu Werke, mussten dafür jeweils für zwei Minuten die Platte verlassen und schwächten ihr Team so. Kolstad konnte bis zur Halbzeit wieder auf drei Tore davonziehen.
Wiencek gleicht aus - Kolstad kontert mit 3:0-Lauf
Nach dem Seitenwechsel wurde es zunehmend stiller in der Trondheimer Mehrzweckhalle. Kiel gelang es vorzüglich, die Kreise der starken Individualisten des norwegischen Double-Siegers einzuengen. Zudem entnervte Keeper Tomáš Mrkva die Hausherren sowie deren Fans mit einigen starken Paraden. Als Patrick Wiencek in der 43. Minute zum 24:24 ausglich, schien das Momentum endgültig auf der Seite der Schleswig-Holsteiner zu sein.
Doch Kolstad konterte die Aufholjagd des THW mit einem 3:0-Lauf zum 27:24 (46.). In dieser Phase stellte das durchwachsen in diese Saison gestartete Starensemble unter Beweis, sich auch gegen Widerstände wehren zu können.
"Zebras" in Schlussphase zu hektisch
Aber auch Kiel zeigte Moral und ein großes Kämpferherz. Der Jicha-Mannschaft gelang es erneut, den Rückstand auf einen Treffer zu verkürzen (27:28/49.). Doch zur großen Wende reichte aller Einsatz letztlich nicht, weil die Norddeutschen zum einen ihren früheren Mitspieler Sagosen nicht in den Griff bekamen und zum anderen im Angriff ab Mitte des zweiten Abschnitts zu hektisch agierten. So konnten die Gastgeber auf 31:27 erhöhen (54.) - die Vorentscheidung.