THW Kiel gibt Derbysieg aus der Hand - das nächste Spitzenspiel wartet schon
Der THW Kiel hat ein packendes Handball-Nordderby knapp gegen die SG Flensburg-Handewitt verloren. Insbesondere die defensive Leistung der Mannschaft von Trainer Filip Jicha macht vor dem weiteren Top-Duell mit Melsungen am Sonntag aber Mut.
"Es war ein hartes Spiel. Ich habe so viel gehört, dass es die stärkste Liga der Welt ist. Nach drei Spielen kann ich sagen, es stimmt", sagte SG-Rückraumspieler Simon Pytlick nach dem Last-Minute-Sieg seiner Flensburger - und sprach nach einem abermals packenden Nordderby damit auch dem Erzrivalen aus der Landeshauptstadt ein großes Lob aus. "Der THW hat uns mit seiner Abwehr heute vor große Herausforderungen gestellt."
"Unsere Abwehrleistung hat mir über 60 Minuten gut gefallen." THW-Trainer Filip Jicha
Nur kaufen konnten sich die Kieler nach dem knappen 27:28, das Flensburgs Emil Jakobsen in letzter Sekunde herauswarf, von diesem Lob am Donnerstag letztlich nichts. So ärgerlich die Niederlage in der Entstehung für den Rekordmeister war, wenn man eine Drei-Tore-Halbzeitführung und eine Drei-Tore-Führung fünf Minuten vor dem Ende aus der Hand gibt, so fair ging Jicha mit dem Ergebnis um: "Ich gratuliere der SG zu zwei Punkten. Es war ein unglaublich tolles Spiel, und es ist brutal schade, dass sich meine Jungs nicht dafür belohnt haben."
Jichas noch immer von zahlreichen Verletzungen gebeuteltes Team konnte in der Tat auf eine insbesondere defensiv starke Leistung zurückblicken. "Ich bin stolz darauf, wie wir uns beim Meisterschaftskandidaten Nummer eins präsentiert haben. Unsere Abwehrleistung hat mir über 60 Minuten gut gefallen, wir waren geduldig und haben uns an den Matchplan gehalten", sagte der THW-Trainer.
THW muss enge Phasen besser kontrollieren
Bei allem berechtigten Lob wird für die Kieler in den kommenden Wochen wichtig sein, die verschiedenen Spielphasen in engen Duellen wie gegen die SG noch stärker auf ihre Seite zu ziehen, beispielsweise in den Minuten kurz nach der Pause: Da leistete sich das Team zahlreiche Ballverluste und Offensivfouls und ließ die SG so zurück in eine Partie, die sie eigentlich aufgrund der starken Defensivleistung im Griff gehabt hatte.
So fehlte aber in der Offensive die Konsequenz, gleich zweimal gab der THW eine Drei-Tore-Führung wieder her. Natürlich hatte Flensburgs eingewechselter bärenstarker Keeper Benjamin Buric seinen gehörigen Anteil daran, dass dieses achterbahn-artige Spiel mit seinen Führungswechseln letztlich zugunsten der SG kippte, wie auch Jicha anerkannnte: "Er hat uns dann in der zweiten Halbzeit den Zahn gezogen: Wir haben gute Chancen kreiert, doch Buric hat viele davon zunichte gemacht."
Kiel empfängt am Sonntag Spitzenreiter MT Melsungen
Dennoch wird es für den THW darum gehen, die hart erarbeitete Führung zu konservieren. Ein Hebel dazu: den Strafzeiten-Vergleich gegen den Gegner nicht verlieren. Das gelang dem Rekordmeister an diesem in jeder Hinsicht hitzigen Abend in der Campus-Halle nicht - und insbesondere die Zwei-Minuten-Zeitsrafe gegen Petter Overby 65 Sekunden vor dem Ende stellte sich mit als spielentscheidend heraus.
Jicha richtete den Blick nach dem Last-Minute-K.o. umgehend wieder nach vorne - auch weil zum Wundenlecken gar keine Zeit bleibt. "Jetzt müssen wir uns schütteln, den Kopf aus dem Sand ziehen und nächstes Mal wieder mutig sein. Siege formen kein Team, solche Niederlagen formen ein Team." Und aus welchem Holz die THW-Mannschaft in dieser Saison geschnitzt ist, kann sie gleich am Sonntag (15 Uhr) unter Beweis stellen. Zu Gast bei den Kielern ist dann die MT Melsungen, die mit 6:0 Punkten aktueller Tabellenführer der Bundesliga ist.