WM-Titel nur zum "Abhaken" - Flensburgs Weltmeister im Pokal gefordert
Am vergangenen Sonntag ist Dänemark Handball-Weltmeister geworden, mit fünf Profis der SG Flensburg-Handewitt im Team. Bereits am Sonnabend geht es für die Schleswig-Holsteiner, die insgesamt zehn Spieler bei der WM hatten, schon mit dem wichtigen DHB-Pokal-Viertelfinale weiter.
Kaum Verschnaufpausen sind in der Termin-Hatz der Handballer nichts ungewöhnliches, Maik Machulla stimmt die kurze Pause seiner WM-Fahrer trotzdem sehr nachdenklich. "Ich hätte meinen Spielern mehr Zeit gewünscht, ihre Erfolge und Erlebnisse zu verarbeiten, zu reflektieren und wieder herunterzukommen", sagte der SG-Trainer. "So ist es nur ein Abhaken: Job erledigt, Medaille eingesackt, Titel auf dem Zettel."
Wetzlar kommt in die "Hölle Nord"
Ginge es nach Bundestrainer Alfred Gislason, der mit dem DHB-Team den fünften Platz holte, stünde für die Profis erst einmal Urlaub an. "Ich würde den Spielern mindestens einen Monat freigeben", sagte der Isländer. Wunschdenken für die Flensburger um DHB-Kapitän Johannes Golla. Sie wollen und sollen am Sonnabend (18 Uhr) den letzten Schritt zum Pokal-Final-Four in Köln machen, wenn Bundesliga-Konkurrent HSG Wetzlar in die "Hölle Nord" kommt.
"Ich würde den Spielern mindestens einen Monat freigeben." Bundestrainer Alfred Gislason
"Es ist nicht ungewöhnlich, dass nach einem großen Turnier sehr schnell wieder gespielt wird", sagt SG-Geschäftsführer Holger Glandorf. "Ungewöhnlich ist es aber, dass es gleich um so viel geht." Bislang 13 Mal gehörte die SG Flensburg-Handewitt zu den vier Teilnehmern der lukrativen DHB-Pokal-Endrunde. Letztmals allerdings 2017.
Da die SG insgesamt zehn Spieler für die Weltmeisterschaft abgestellt hatte, trainierte der Bundesligist im Januar nur auf Sparflamme. Zwei Mal traf sich der Restkader mit dem dänischen Erstligisten Sonderjyske, sonst wurde die Übungsgruppe mit Nachwuchsspielern aufgefüllt. Am Donnerstag stiegen die WM-Starter wieder ins Training ein. "Es ist immer ein Zwiespalt für einen Trainer, ob er seinen Spielern etwas mehr Pause gönnt oder etwas mehr trainiert", so Glandorf.
Nur zwei Trainingseinheiten vor Wetzlar-Partie
Coach Machulla entschied sich dafür, den ersten gemeinsamen Tag mit einem Brunch einzuleiten. "Ich wollte nicht sofort zur Tagesordnung übergehen", erklärt er. "Die Spieler sollen sich erst einmal austauschen, sie kehren mit vielen Eindrücken und Erlebnissen zurück." Gegen Mittag wurde trainiert. So bleiben nur zwei Übungseinheiten mit dem kompletten Kader für die Vorbereitung auf die Pokal-Partie gegen Wetzlar.
Hansen: "Auf Siege hat man immer Bock"
Immerhin können die dänischen Champions im Team mit viel Rückenwind ans Werk gehen. "Eine Pause war ja keine Option", sagt Johan Hansen. "Daher wollen wir jetzt ins Final Four, denn auf Siege hat man immer Bock." Der Rechtsaußen zählt wie Simon Hald, Kevin Möller, Emil Jakobsen und Mads Mensah zu den "Flensburger Weltmeistern".
Auch Lasse Möller darf sich Weltmeister nennen. Der Rückraumspieler musste aber wegen einer Wadenblessur vorzeitig abreisen und fällt erst einmal aus. Ebenso der Schwede Jim Gottfridsson, der im WM-Viertelfinale einen Mittelhandbruch erlitt. Neben Golla waren zudem noch Magnus Röd und Göran Sögard für Norwegen im WM-Einsatz.
Nur sechs Tage Pause nach dem WM-Endspiel
Die Flensburger müssen nun die Belastung steuern und gut mit der knappen Ware Zeit umgehen. "Wir hatten in den letzten Jahren oft sehr schnell ein Auswärtsspiel und bekamen es eigentlich immer gut hin", erinnert sich Machulla. Interessant: Vor zwölf Monaten gab es nur ein 29:29-Remis - ausgerechnet bei der HSG Wetzlar, dem kommenden Gegner. Damals fand das erste Vereinsspiel elf Tage nach dem Endspiel der Europameisterschaft statt, jetzt sind es nur sechs Tage nach dem WM-Finale.
Wetzlar mit geringerer WM-Belastung
Ein weiterer Faktor, der die Pokal-Partie zu einem Balanceakt machen könnte: Die WM-Belastung fiel beim Gast aus Hessen geringer aus. Neben Trainer Hrvoje Horvat, der für die kroatische Nationalmannschaft tätig war, standen nur vier HSG-Spieler bei der Weltmeisterschaft auf der Platte. Keiner kam mit seinem Team über die Hauptrunde hinaus, alle reisten also fast eine Woche früher ab und hatten somit eine längere Phase der Regeneration.
Angst und bange wird in Flensburg trotzdem niemanden. "Wir sind im ersten Training alle unsere Spielzüge durchgegangen. Es sieht so aus, dass wir uns an alle erinnern können", berichtet Weltmeister Hansen mit einem Lächeln.