Gold-Hattrick! Dänemarks norddeutsche WM-Helden "glücklich und müde"
Dänemark hat mit dem dritten WM-Titel in Serie Handball-Geschichte geschrieben. Mit den Landin-Brüdern vom THW Kiel und fünf Spielern der SG Flensburg-Handewitt ist der Gold-Hattrick der Dänen äußerst norddeutsch eingefärbt.
Die Farben Rot-weiß dominierten das WM-Finale von Stockholm, danach eroberte Rot-Gold das Siegerpodest. Nachdem die Dänen im Endspiel Frankreich mit 34:29 bezwungen hatten, tauschten sie in der Kabine ihre Trikots und nahmen standesgemäß die Goldmedaillen sowie den glänzenden Weltpokal entgegen. Der Hallen-DJ legte dänische Sporthymnen und das obligatorische "We are the Champions" auf, während THW-Torwart Niklas Landin und Co. tanzten und feierten - sofern es noch ging.
Magnus Landin: "Kombination aus glücklich und müde"
"Es ist eine Kombination aus glücklich und müde", beschrieb Bruder Magnus Landin seine Gefühlslage. Sein Positionskollege Emil Jakobsen von der SG Flensburg-Handewitt strahlte einfach nur noch: "Es ist unglaublich, mir fehlen die Worte - die Arbeit von einem Monat hat sich gelohnt."
Die dänische Feierlaune hatte eine herrliche Normalität, es schwang aber auch Historisches mit: Erstmals in der 85-jährigen WM-Historie gelang einem Nationalteam der dritte Triumph in Folge. In älterer oder jüngerer Vergangenheit hatte es schon Doppel-Weltmeister wie Schweden, Rumänien oder Frankreich gegeben, aber im dritten Anlauf war nie mehr als Bronze drin gewesen. Anders nun die Dänen, die nach 2019 und 2021 den Titel-Hattrick perfekt machten.
"Es ist ja immer lustig, wenn man etwas erreicht, was es noch nie gab. In erster Linie ist es mir aber nur wichtig, dass wir wieder Weltmeister sind", sagte Flensburgs Rückraumspieler Mads Mensah.
Pech für WM-Debütant Möller
Der erneute Triumph war das Produkt eines gewachsenen Teams, dem zwei Akteure des THW Kiel und fünf der SG Flensburg-Handewitt angehörten. Eigentlich waren es sogar sechs: WM-Debütant Lasse Möller wirkte nur die erste Partie mit, musste dann wegen einer Verletzung vorzeitig abreisen. Aus der Ferne verfolgte er, wie seine Landsleute in der Hauptrunde gegen Kroatien einen Punkt abgaben und im Halbfinale gegen Spanien zum Schluss etwas wackelten, sonst aber ein souveränes Gesicht zeigten.
"Es ist unglaublich, mir fehlen die Worte - die Arbeit von einem Monat hat sich gelohnt." Flensburgs Emil Jakobsen
"Wir hatten schon das eine oder andere Mal Druck, konnten damit aber gut umgehen", bilanzierte Mensah. "Außerdem hatten wir einen sehr starken Neuzugang: Simon Pytlick." Der Rechtshänder, der auf der Wunschliste mehrerer Bundesligisten steht, bereicherte das ohnehin schon bestens besetzte dänische Rückraum-Spektrum.
Reisestrapazen, aber "Heimspiel" im Endspiel
Letztendlich war genug Energie vorhanden, um den harten Zwei-Tages-Rhythmus zu bewältigen, der kurz vor Ende sogar noch mit Reisestrapazen erschwert wurde. Die Dänen spielten am Freitagabend ihr Halbfinale im polnischen Danzig, flogen zu später Stunde zurück nach Stockholm, waren erst mitten in der Nacht wieder im Hotel und mussten schon am Sonntagabend das Finale bestreiten. "Das war komisch und schwer für den Kopf", so Jakobsen. "Zum Glück hat uns die fantastische Stimmung in der Halle unterstützt. Es war wie bei einem Heimspiel."
23.000 Zuschauer beim WM-Finale
Die schwedischen Organisatoren hatten das Fußball-Stadion "Globen" halbieren lassen und freuten sich über 23.000 Zuschauer beim Endspiel - schwedischer Rekord. Die wenigen französischen Fans saßen direkt neben den dänischen Schlachtenbummler-Kolonien, die den Ton angaben, während die gelbgekleidete schwedische Mehrheit die zuvor verpasste Medaille des eigenen Teams mit einer gewissen Ernüchterung aufgenommen hatte.
Im Finale legte "Danish Dynamite" einen 6:2-Blitzstart hin, vor allem dank Kiels Ausnahmetorwart Landin, der im gesamten Turnier 73 gegnerische Würfe hielt. Nach dem Anpfiff wollte praktisch jeder dänische Medienvertreter mit dem Schlussmann sprechen, der aber noch zur Dopingkontrolle musste.
Der Rathausbalkon in Kopenhagen ruft
Da hatten seine Teamkollegen die Kabine längst auf den Party-Modus umgeschaltet. Die Spieler aus Kiel und Flensburg blendeten aus, dass sich schon am kommenden Wochenende der Vereinshandball mit dem DHB-Pokal-Viertelfinale zurückmeldet. "Diesen Moment wollen wir mit dem einen oder anderen Bier genießen", kündigte Johan Hansen an. "Und dann geht es wie vor vier Jahren nach Kopenhagen auf den Rathausbalkon."
Den Titel 2021 hatten die Handball-verrückten Dänen aufgrund der Corona-Pandemie nicht standesgemäß mit ihren Helden feiern können. Den Gold-Hattrick nun schon. Nicht nur die "norddeutschen" Weltmeister werden es in vollen Zügen genießen.