Topspiel bei Meister Magdeburg: THW Kiel zu Gast im "Hexenkessel"
Auf den deutschen Handball-Rekordmeister THW Kiel wartet am dritten Spieltag eine große Herausforderung. Die "Zebras" müssen heute beim Titelverteidiger SC Magdeburg antreten. Eines steht schon fest: Es wird hitzig werden - und ganz schön laut.
Als die Magdeburger noch nicht so zuverlässig Trophäen einsammelten wie in den vergangenen Jahren, waren sie auf einen "Titel" doch immer stolz: Die lauteste Halle der Handball-Bundesliga (HBL) findet sich in der Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts, in der Berliner Chaussee. Dort, im Inneren der 6.600 Zuschauer fassenden Arena mit ihren steil aufragenden Tribünen, kann die Atmosphäre selbst für Top-Teams wie den THW Kiel mit seinen vielen erfahrenen Spielern förmlich erdrückend wirken.
Magdeburger Halle "stimmungstechnisch das Maß aller Dinge"
Dort reicht schon ein kleiner Funke, ein Rempler gegen einen Magdeburger Spieler oder ein als falsch wahrgenommener Pfiff der Schiedsrichter, um die volle Leidenschaft der SCM-Fans zu entfachen. Dann wird getrommelt, gepfiffen und gezetert und natürlich auch die Freude über jeden Treffer des eigenen Teams hinausgeschrien. "Ich glaube, stimmungstechnisch ist es das Maß aller Dinge - ein Hexenkessel", sagte der frühere Nationaltorhüter Silvio Heinevetter (ThSV Eisenach) im Frühjahr dem rbb.
Beim SCM wird dieses Faustpfand gepflegt. Sport-Entertainment ja, aber mit Augenmaß. "Wir haben und wollen kein Klatschpappen-Publikum", sagte Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt der "Bild".
THW Kiel drohen nach dem dritten Spieltag vier Minuspunkte
Beim THW wissen sie natürlich darum, wie enorm schwierig es ist, in der Halle des SC Magdeburg sportlich zu bestehen. Hinzu kommt noch eine ordentliche Fallhöhe in diesem frühen Stadium der Saison. Entstanden ist sie durch den verpatzten Start mit der Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen. Zwar gelang den "Zebras" danach ein Heimsieg gegen Frisch Auf Göppingen, doch bei einer weiteren Pleite in Magdeburg stünde der deutsche Rekordmeister nach drei Spieltagen mit 2:4 Punkten da.
So etwas wäre, anders als einst zu Zeiten der Titelduelle mit dem HSV Hamburg, noch nicht gleichbedeutend mit dem Ende der Titelhoffnungen, aber doch schon eine ordentliche Hypothek für den weiteren Verlauf der Serie.
Kieler hoffen auf Rückkehr von Leistungsträgern
Beim THW hoffen sie darauf, dass von den zuletzt ausgefallenen Spielern der eine oder andere zurückkehren kann. Gegen Gröppingen fehlten neben Torhüter Tomas Mrkva auch Harald Reinkind (Fersen-OP), Nikola Bilyk und Karl Wallinius (beide Muskelfaserriss) auch der färingische Spielmacher Elias Ellefsen á Skipagötu (Knieprobleme).
"Magdeburg ist auswärts eine der schwersten Aufgaben, die man haben kann. Aber wir werden hinfahren und versuchen, dort zu gewinnen." THW-Spieler Hendrik Pekeler
"Wir wussten schon vor der Saison, dass es ein schweres Auftaktprogramm für uns sein wird", sagte Kreisläufer Hendrik Pekeler dem NDR. "Und gerade Magdeburg ist auswärts eine der schwersten Aufgaben, die man haben kann. Aber wir werden hinfahren und versuchen, dort zu gewinnen. Wenn wir in der Abwehr gut stehen, können wir das auch schaffen."
Duvnjak: "Werden alles tun, um dort zu gewinnen"
Bei all dem Rückhalt durch das Publikum für den SCM - THW-Spielmacher Domgaoj Duvnjak freut sich auf die Partie in der ehemaligen Bördelandhalle. "Da ist immer eine super Stimmung", sagte der Routinier. "Wir wissen alle, wie schwer es in Magdeburg ist - vor allem mit den Verletzungssorgen, die wir haben. Aber wir werden alles tun, um dort zu gewinnen."
Dies gelang zuletzt im November 2022. Mit 34:33 setzte sich der THW damals durch. Beinahe hätten die Schleswig-Holsteiner in dem Tollhaus ihre zeitweilige Acht-Tore-Führung noch verspielt. Als die Schlusssirene ertönte, jubelten Duvnjak, Rune Dahmke und ihre Mitspieler ausgelassen. Rundherum war es plötzlich ziemlich still. Sie hatten die Halle leise gespielt - für jeden Gast in Magdeburg ist dies das größte Kompliment.