TSV Hannover-Burgdorf ringt Magdeburg nieder, THW Kiel besiegt Stuttgart
Handball-Bundesligist TSV Hannover-Burgdorf hat am Sonntag die große Überraschung geschafft - sie siegte nach einem furiosen Schlussspurt mit 28:27 (14:18) gegen den SC Magdeburg. Nach wettbewerbsübergreifend 30 Spielen ohne Niederlage ging der SCM erstmals wieder als Verlierer vom Parkett. Der THW Kiel gewann mit 39:36 (20:18).
Umjubelter Spieler in Hannover war Uladzislau Kulesh, der in einer packenden, hochdramatischen Schlussphase die "Recken" mit zwei Toren in der letzten Minute zum Heimsieg warf. Eine weitere Hauptfigur bei dem Triumph: Kapitän Marius Steinhauser, mit zehn Treffern der erfolgreichste TSV-Spieler. Und der brachte im Interview mit dem NDR seine Begeisterung über den Auftritt des Teams zum Ausdruck. In der Kabine hätten alle ihren Gefühlen freien Lauf gelassen, schilderte er.
"Wir sind alle auch geflasht." TSV-Kapitän Marius Steinhauser
"Wir haben das natürlich gehofft, dass es solch ein Tag heute wird. Aber gegen den SCM brauchst du natürlich einen Sahnetag. Den hatten wir heute", sagte Steinhauser. "Wir hatten vor allem den Willen, alles in die Waagschale zu werfen. Jeder hat sich zerrissen für den anderen. Dann braucht man natürlich das Quäntchen Glück, einen geilen Torhüter hinten drin und eine gute Abwehr."
"Recken" leisten auch Nordhilfe für Flensburg-Handewitt
Mit diesem Erfolg am 22. Spieltag untermauerten die Niedersachsen nicht nur ihre Ambitionen auf einen Europapokalplatz. Sie haben auch dem Tabellendritten Flensburg-Handewitt, der zuvor bei den Rhein-Neckar Löwen klar gewonnen hatte, Nordhilfe leisten können. Die SG hat jetzt nur noch vier Punkte Rückstand auf den Tabellenzweiten Magdeburg.
Hannover-Burgdorf zur Pause noch mit vier Toren zurück
Der TSV Hannover-Burgdorf war bereits ein guter Start in das Heimspiel gelungen - nach zehn Minuten brachte Marius Steinhauser die Niedersachsen mit 7:6 in Führung. Dann aber zog der SCM an. Hinten parierte Torwart Nikola Portner immer wieder glänzend, und vorne wurden die Chancen genutzt. Mit der Folge, dass sich der SCM auf 14:10 (21.) absetzte. Auch zur Pause lagen die Norddeutschen mit vier Toren zurück (14:18).
Gade avanciert zum starken Rückhalt der "Recken"
Nach dem 16:22 (36.) nahm TSV-Trainer Christian Prokop einen Wechsel zwischen den Pfosten vor - Simon Gade ersetzte Dario Quenstedt. Gade fand gut in die Partie, er wehrte gleich mal einen Wurf von Simon Claar ab. Und auch in der Folgezeit war der dänische Keeper immer wieder zur Stelle. Er brachte sein Team damit in einen richtig starken Flow. Ilija Brozovic und Steinhauser brachten die Norddeutschen auf 23:24 heran (48.), Steinhauser glich bald darauf zum 26:26 aus (53.).
Und es kam noch besser: Kulesh traf 40 Sekunden vor der Schlusssirene zum frenetisch bejubelten 27:26. Zwar glich Claar für Magdeburg aus, doch dann ging ein starker Spielzug der Niedersachsen auf. Wieder war es Kulesh, der fünf Sekunden vor Schluss traf - per Kempa-Trick nach Zuspiel von Branko Vujovic. Nach der Sirene gab es kein Halten mehr, ein wilder Tanzkreis auf dem Parkett bildete den Startpunkt einer großen TSV-Siegesparty.
THW Kiel in Hälfte eins mit vielen Fehlern
Im ersten Bundesliga-Heimspiel nach der 26:33-Niederlage gegen den SC Magdeburg lief bei den Kielern in der ersten Hälfte nur sehr wenig. Nach einer Viertelstunde war der Vergleich zwischen dem deutschen Rekordmeister und dem Gegner aus dem unteren Tabellendrittel vom Ergebnis her ein Duell auf Augenhöhe: Es stand nur 10:10. Und auch in der Folgezeit des ersten Durchganges waren die "Zebras" weit von Souveränität entfernt. Die Offensivleistung stimmte zwar mit 20 erzielten Toren, doch die Kieler gestatteten dem Abstiegskandidaten auch 18 Treffer.
Die Deckung der Schleswig-Holsteiner hatte den Schwaben immer wieder Möglichkeiten geboten, die diese dann nutzten. Zudem gab es beim THW keinen starken Rückhalt zwischen den Pfosten. Tomas Mrkva kam in Hälfte eins zu einer Paradenquote von gerade einmal 13,33 Prozent, Samir Bellahcene von der 21. Minute immerhin auf 28,57 Prozent.
"Zebras" ziehen an und setzen sich ab
Nach Wiederbeginn war in den Kieler Reihen viel mehr Entschlossenheit zu sehen - es muss in der Kabine wohl deutliche Worte von THW-Trainer Filip Jicha gegeben haben. Eric Johansson jagte den Ball mit einem herrlichen Unterarmwurf zum 22:18 in den oberen rechten Torwinkel (34.). Und auch in der Defensive war jetzt mehr Spritzigkeit in der Balleroberung zu sehen.
Mit der Folge, dass es flugs 26:20 hieß und nach 47 Minuten 31:24. Und als Domagoj Duvnjak von der Bank kommend ein Steal gelang und Harald Reinkind das 38:32 erzielte, war die Partie vorzeitig entschieden (56.). Der Norweger war mit sechs Toren auch erfolgreichster THW-Spieler. Kiel ist mit jetzt 30:12 Punkten als Tabellenvierter weiterhin auf European-League-Kurs.