THW Kiel: Vom strauchelnden Jäger zum nervenstarken Gejagten
Erstmals seit Anfang Oktober ist der THW Kiel in der Handball-Bundesliga wieder da angekommen, wo er nach seinem Selbstverständnis auch hingehört: Die "Zebras" grüßen nach einer bislang keinesfalls sorgenfrei verlaufenen Saison von der Tabellenspitze.
Dabei boten die Kieler am Sonntag in eigener Halle ein ungewohntes Bild, waren sie doch gegen die MT Melsungen in blau-grün-gelben Sondertrikots aufgelaufen, mit der sie für die THW-Aktion "För de Küste" zum Schutz der Meere und der Küste warben. Sportlich war die Partie aber ein Abziehbild der bisherigen Saison. Nach einer starken und dominanten Phase folgte ein Einbruch - erst Sekunden vor dem Ende entschied Nikola Bilyk mit seinem Treffer zum 24:22 die Partie.
Klares Signal an die Konkurrenz
"Ich habe nie um den Sieg gezittert", sagte THW-Kapitän Domagoj Duvnjak, dem der grippale Infekt der vergangenen Tage noch anzumerken war. Klar, der THW habe einen Neun-Tore-Vorsprung beinahe noch aus der Hand gegeben: "Aber wir haben gewonnen, und morgen fragt niemand mehr, wie dieser Sieg zustande kam."
Der THW hat vor Weihnachten ein klares Signal an die Konkurrenz geschickt - und vor den kommenden Auswärtsaufgaben großes Selbstbewusstsein. Donnerstag geht es in der Champions League nach Aalborg (20.45 Uhr) und drei Tage später steht am Sonntag (14 Uhr) das prestigeträchtige Landesderby bei der SG Flensburg-Handewitt an.
THW-Coach Jicha: "Stolz auf meine Mannschaft"
"Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, dass es ihr in dieser Phase der Saison gelungen ist, Tabellenplatz eins zu erobern. Sie hat das mit fleißiger Arbeit erreicht", freute sich THW-Coach Filip Jicha und sprach gleichwohl nur von einer "schönen Momentaufnahme".
"Jetzt stehen wir oben, und natürlich wollen wir oben bleiben." THW-Handballer Nikola Bilyk
Aber auch der Tscheche kann die Tabelle lesen, in der sein THW mit vier Minuspunkten nun einen Zähler vor den Füchsen Berlin und Titelverteidiger SC Magdeburg liegt. Die Rhein-Neckar Löwen (sieben Minuspunkte) und vor allem die SG Flensburg-Handewitt dürften es schwer haben, noch ins Titelrennen einzugreifen, in dem Kiel nun alle Trümpfe in der Hand hält. Bis auf die Mannheimer müssen in der Rückrunde alle Konkurrenten bei den "Zebras" antreten.
Mit sieben Siegen in Serie an die Tabellenspitze
Vor fast genau einem Monat lag der erfolgsverwöhnte THW am Boden, herrschte nach der 32:33-Niederlage im Heimspiel gegen Lemgo Ratlosigkeit. "Das sind zwei Punkte, die du nie wieder zurückholen kannst. Jetzt laufen wir wieder hinterher", haderte Geschäftsführer Viktor Szilagyi. Damals fehlten noch die Leistungsträger Sander Sagosen und Hendrik Pekeler.
Doch der Rekordmeister überstand diese Personalnöte ebenso wie jetzt die Ausfälle von Steffen Weinhold (Kreuzbandriss), Eric Johansson (Mittelhandbruch) und Sven Ehrig (Kreuzbandriss). Sieben Siege in Serie - unter anderem das 34:33 beim Meister Magdeburg - gab es seit dem Lemgo-Spiel. Und so ist für die Kieler Konkurrenten das zu befürchten, was in den vergangenen Jahren meist der Fall war: Sie laufen dem THW hinterher.