SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: Verlieren für beide verboten
Für den THW Kiel geht es um die Verteidigung der Tabellenführung in der Handball-Bundesliga, für die SG Flensburg-Handewitt womöglich schon um die letzte Chance im Titelkampf. Das 107. Nordderby verspricht heute einmal mehr Brisanz und Dramatik.
"Es wäre ein wichtiges Zeichen, ein so wichtiges Spiel zu gewinnen", sagte SG-Coach Maik Machulla, der das Duell einerseits nicht zu hoch hängen möchte, andererseits aber auch betont: "Das Derby hat natürlich eine besondere emotionale Bedeutung für uns."
Vor allem, weil die Saison für die Flensburger bisher gar nicht nach Plan verläuft. Während der THW mit 28:4 Punkten von der Tabellenspitze grüßt und mit einem Sieg Herbstmeister wäre, haben die Flensburger schon vier Niederlagen kassiert und zweimal unentschieden gespielt - zu viele Ausrutscher, um noch Ambitionen auf den vierten Titel nach 2004, 2018 und 2019 anmelden zu können? Ein weiterer gegen Kiel wäre wohl auf jeden Fall das Aus im Meisterschaftskampf.
"Für dieses Spiel ist es vollkommen egal, wo in der Tabelle der THW und die SG stehen, welche Ergebnisse es vorher gab: Es geht nicht nur um zwei Punkte, es geht um viel Prestige" THW-Coach Filip Jicha
SG formuliert bescheidene Ziele
Selbst die Qualifikation für die Champions League, die im Vorjahr verpasst wurde, ist erneut in Gefahr. Es gehe lediglich um einen internationalen Startplatz für die Saison 2023/2024, so Machulla: "Dafür ist jeder Punkt wichtig."
SG-Geschäftsführer Holger Glandorf, der die noch gar nicht so lange zurückliegende Erfolgsära als Spieler maßgeblich mitgeprägt hatte, räumte unlängst im Podcast "Hölle Nord" des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlages ein: "Aktuell kriegen wir die PS nicht auf die Straße."
Jüngste Ergebnisse machen Hoffnung
Ein wenig Hoffnung auf Besserung machten die jüngsten Auftritte. In der Liga gab es beim Bergischen HC ein 31:18, die Generalprobe in der European League gegen FTC Budapest (42:30) verlief ebenfalls erfolgreich.
"Insgesamt war es eine Leistung, auf der wir aufbauen können - und wir gehen mit einem Erfolgserlebnis ins Derby", sagte SG-Kapitän Johannes Golla danach.
THW kommt mit viel Selbstvertrauen
Der Aufschwung soll nun gegen den Nordrivalen fortgesetzt werden. Allerdings strotzt der THW Kiel gerade vor Selbstvertrauen. In der Liga gelangen jüngst sieben Siege in Serie, darunter ein eindrucksvolles 34:33 beim Meister Magdeburg. Zudem holten die "Zebras" am Donnerstag beim 30:26 in Aalborg in der Champions League den ersehnten ersten Auswärtssieg.
Dabei zeigten die Kieler eine bärenstarke Abwehrleistung, zu der auch Keeper Niklas Landin mit zahlreichen Paraden beitrug. Offensiv steckte der THW den kurzfristigen Ausfall von Torjäger Niklas Ekberg (grippaler Infekt) weg, dafür glänzte der lange verletzte Sander Sagosen als bester THW-Werfer.
Jicha schont die Stars fürs Derby
Zudem schonte Trainer Filip Jicha nicht nur Kapitän Domagoj Duvnjak, der früh zwei Zeitstrafen kassiert hatte. Auch die anderen Leistungsträger bekamen immer wieder Verschnaufpausen: Jicha wechselte munter durch, verteilte die Einsatzzeiten auf möglichst viele Schultern. Die Youngster Yannick Fraatz (drei Treffer) und Henri Pabst (zwei) zeigten sich dabei hellwach.
Der THW-Tross blieb nach der Partie in Aalborg und trat gut ausgeschlafen und regeneriert erst am Freitag die Heimreise an. "Der THW ist es gewohnt, mit wenig Vorbereitungszeit umzugehen", sieht Flensburgs Coach Machulla nicht unbedingt einen Vorteil darin, dass sein Team zwei Tage mehr Ruhe hatte.