Quo vadis, SG? Flensburgs Handballer "auf dem Prüfstand"
Der Handball-Bundesligist SG Flensburg-Handewitt steckt in einer sportlichen Krise - darüber täuscht auch der jüngste Erfolg nicht hinweg. Das Auftreten der Mannschaft wirft Fragen auf, der Nordclub ist aber um Ruhe bemüht.
Es ist 12.08 Uhr, als Holger Glandorf die erste Frage im Podcast "Hölle Nord" beantwortet. Wie spät ist es denn bei der SG? "Vielleicht auch acht nach zwölf", sagt der SG-Geschäftsführer lachend, fügt aber ernster hinzu: "Nein, es ist für uns eine schwierige Zeit. Wir wissen, dass die Uhrzeit geschlagen hat."
Bundesliga-Titelchance nur noch theoretischer Natur
Dabei hatte nach der durchwachsenen Vorsaison (Platz vier in der Bundesliga, die Champions League verpasst, frühes Aus im DHB-Pokal) alles besser werden sollen. Die Realität sieht anders aus: Nach fünfzehn Spieltagen ist Flensburg mit 20:10 Punkten Tabellenfünfter der Bundesliga. Die Titelchancen sind nur noch theoretischer Natur und der Rückstand auf die Champions-League-Plätze beträgt bereits sechs Zähler. "Aktuell kriegen wir die PS nicht auf die Straße", erklärte Glandorf, "aber das ist eine Momentaufnahme."
"Man sieht, dass wir gegen jeden verlieren können." SG-Geschäftsführer Holger Glandorf
Lange Zeit galt die SG neben dem ewigen Konkurrenten THW Kiel als eine Klasse für sich im deutschen Handball. "Die Bundesliga ist in der Spitze enger geworden. Ich sehe uns schon noch da oben", sagte der ehemalige Nationalspieler und verwies unter anderem auf den Liga-Erfolg gegen den SC Magdeburg, "aber man sieht auch, dass wir gegen jeden verlieren können."
"Wir sind gerade alle auf dem Prüfstand"
Vor allem das Auftreten der Mannschaft von Maik Machulla ist bedenklich. "Wir haben viel Unruhe und bringen nicht das auf die Platte, was wir eigentlich leisten könnten", sagte der Trainer nach der letzten Bundesliga-Niederlage: "Das gibt Unsicherheit."
Auch der siegreiche Auftritt in der European League in Benidorm am Dienstag (38:32) war nicht gänzlich fehlerfrei. Vor allem vor der Pause gab es wieder unnötige Ballverluste und auch Schwächen in der Defensive.
"Wir sind gerade alle auf dem Prüfstand", sagte Glandorf. Das Vertrauen in die Qualität der Mannschaft sei aber groß. Für den 39-Jährigen ist es in dieser Situation vor allem wichtig, die Ruhe zu bewahren: "Es ist immer einfach gesagt, den Trainer zu wechseln. Man darf nichts übers Knie brechen. Wir müssen überlegen, was wir verändern können", sagte er und betonte: "Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass es wieder bergauf geht."
Folgen gegen den Bergischen HC und Budapest Siege?
Dafür brauche die Mannschaft wieder mehr Selbstvertrauen, aber "da reicht nicht nur ein Sieg", so Glandorf. Ein Erfolg am Sonntag (16.05 Uhr) in der Bundesliga beim Bergischen HC wäre aber schon einmal ein Anfang. In der European League geht es dann zwei Tage später mit dem Heimspiel gegen Ferencváros Budapest weiter.