Olympia-Quali in Gefahr: Deutsche Handballer unterliegen Kroatien
Die deutschen Handballer müssen ums Olympia-Ticket bangen: Gegen Kroatien verlor das DHB-Team am Sonnabend in Hannover mit 30:33 (10:16), zeigte besonders in der ersten Halbzeit eine schwache Leistung. Heute braucht Deutschland gegen Österreich einen Punkt, um doch nach Paris zu fahren.
"Wir fangen erst in der zweiten Halbzeit an zu kämpfen", sagte Linksaußen Rune Dahmke nach dem Spiel zur Sportschau. "Es ist bitter, dass du das Spiel im Endeffekt in den ersten zehn Minuten verlierst."
Denn die deutsche Mannschaft kam gar nicht gut ins Spiel: Hannovers Local Hero Renars Uscins, gegen Algerien mit zehn Toren bester Werfer, scheiterte mit seinem ersten Versuch am kroatischen Torhüter Dominik Kuzmanovic. Lukas Zerbe warf einen Siebenmeter an den Pfosten, zudem hatte Deutschland mit der offensiven Deckung der Kroaten Probleme. Das Team vom ehemaligen Bundestrainer Dagur Sigurdsson zog direkt mit 4:0 davon (6.).
Deutschland erneut mit Problemen im Angriff
Wie schon bei der Heim-EM im Januar nutzte Deutschland zu wenige seiner Torchancen, vergab viele freie Würfe und leistete sich technische Fehler. Kuzmanovic hielt sechs der ersten elf Würfe auf sein Tor, während Kroatien im Angriff effizienter spielte und nach 19 Minuten mit 11:5 vorne lag.
Bundestrainer Alfred Gislason, dessen Vertrag sich nur bei erfolgreicher Qualifikation bis 2027 verlängert, war nach Spielende bedient: "Wir haben das Spiel fast unmöglich gemacht durch unglaublich schlechte Würfe und Entscheidungen", sagte der Isländer.
Mit einem deutlichen 10:16-Rückstand ging es in die Halbzeit, für Dahmke eine "riesen Hypothek". "Es waren eigentlich nur wir, die uns in Rückstand gebracht haben", ergänzte der 30-Jährige. "Alfred hat es so formuliert, dass wir die besten Spieler von Kroatien waren - ich glaube, da hat er Recht."
Mehr Tempo in Halbzeit zwei - Uscins wacht auf
Im zweiten Durchgang klappte zumindest offensiv vieles besser, weil Deutschland endlich mehr Tempo machte. Vor allem Uscins setzte seine Dynamik ein, traf zweimal und bediente Jannik Kohlbacher am Kreis. Auch Sebastian Heymann warf seine ersten beiden Tore, mit der Unterstützung der 10.000 Zuschauer kämpfte sich die deutsche Mannschaft auf 17:20 heran (40.). Kroatien nahm die Auszeit.
"Wir sind da", schrie sich das junge DHB-Team im Kreis an - und sie hatten recht: Deutschland zeigte eine bessere Körpersprache und kam vor allem dank Uscins beständig zu Torerfolgen. Bei den Kroaten sorgte aber besonders Melsungens Rückraumspieler Ivan Martinovic dafür, dass Deutschland nie näher als zwei Tore herankam.
"Wir haben eine sehr junge, unerfahrene Mannschaft", sagte Gislason und wies auf die immense Erfahrung im kroatischen Kader um Kiels Kapitän Domagoj Duvnjak hin. "Jeder wollte alles geben für einen Sieg, wollte vielleicht ein bisschen zu viel, wir haben nicht genug die Chancen abgewartet."
Martinovic nicht zu stoppen
Kroatien blieb dagegen in der Schlussphase abgezockt und baute die Führung sogar wieder aus. Mit seinem achten Treffer zum 32:27 machte Martinovic endgültig den Deckel drauf (58.). Beim deutschen Team kam Uscins ebenfalls auf acht Tore, der Hannoveraner wurde zum "Man of the Match" gewählt.
Deutschland kann heute gegen Österreich weiterhin das Olympia-Ticket sichern, profitierte am Abend sogar davon, dass Österreich gegen Algerien "nur" mit 41:26 gewann. Damit ist das DHB-Team (Tordifferenz 71:62) um genau einen Treffer besser als Österreich (70:61), beide Teams haben zwei Punkte auf dem Konto. Somit würde heute (14.10 Uhr, live in der ARD und auf sportschau.de) bereits ein Unentschieden für Olympia reichen.
Die Kroaten haben durch Österreichs Sieg ihr Ticket für Paris sicher. Sie sind nicht mehr vom ersten Tabellenplatz zu verdrängen. Algerien ist ausgeschieden.