Gislason vor Job-Endspiel genervt: "Dann bin ich irgendwo anders"
Nach der Niederlage gegen Kroatien haben die deutschen Handballer heute gegen Österreich ein Endspiel ums Olympia-Ticket - nur bei erfolgreicher Qualifikation verlängert sich auch der Vertrag von Trainer Alfred Gislason. Den Isländer nervt das Thema zunehmend.
Der Deutsche Handballbund (DHB) wollte Klarheit schaffen, stattdessen sorgt die Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Alfred Gislason zunehmend für Unruhe. Das Arbeitspapier mit dem Isländer wurde Anfang März bis zur Heim-WM 2027 verlängert - gilt aber nur, wenn die Olympia-Qualifikation gelingt. Gislason reagierte am Sonnabend nach der 30:33-Niederlage gegen Kroatien genervt auf die immer wiederkehrenden Nachfragen.
Er verspüre weiter keinen Druck vor dem Endspiel gegen Österreich heute (14.10 Uhr live in der ARD und auf sportschau.de), das über das Ticket für Paris und über seine Zukunft entscheidet. "Wenn ich in einigen Monaten nicht bei Deutschland auf der Bank bin, dann bin ich irgendwo anders", sagte der 64-jährige Isländer im ARD Interview. "So einfach ist das, ich mache das seit Jahrzehnten."
Gislason angefressen: "Die Situation ist völlig unwichtig"
Gislason wirkte angefressen darüber, dass nicht das Sportliche im Fokus steht, sondern die Frage, ob er bald ohne Job ist. "Die Situation ist völlig unwichtig vor einem Spiel gegen Österreich. Das einzig Wichtige ist, dass wir das Spiel gewinnen. Ich lebe weiter, ob mit oder ohne."
Dass ihn auch die Konstellation selbst stört, ließ er zumindest anklingen. "Wenn der Vorstand das entscheidet, ist das danach deren Problem, nicht meins", sagte Gislason. "Ich habe Loyalität zu dieser Mannschaft gezeigt."
Auch die Spieler bemühten sich, die Situation auszublenden. "Das macht keinen Unterschied", sagte Kapitän Johannes Golla. "Das ist unabhängig von der Personalsituation: Wenn der Traum von Olympia platzt, wären wir alle geknickt." Torwart Andreas Wolff ergänzte: "Der Kopf darf nicht auf solchen Eventualitäten liegen."
Konstanz unter Gislason fehlt weiter
Ist der DHB die Vertragsverlängerung von Gislason, dessen ursprünglicher Kontrakt bis Sommer gelaufen wäre, zu früh angegangen? Selbst wenn es klappt mit der Qualifikation für Paris, die sportliche Entwicklung unter Gislason verlief zuletzt sehr wechselhaft.
Bei der Heim-EM stand zwar Platz vier, von den drei besten Teams Frankreich, Dänemark und Schweden war Deutschland aber ein gutes Stück entfernt. Vier Siegen im Turnier standen zudem vier Niederlagen und ein Unentschieden (gegen Österreich) gegenüber.
In Hannover spielte das DHB-Team jeweils zwei schwache erste Halbzeiten gegen Algerien und Kroatien, der deutschen Mannschaft fehlt es insgesamt an Konstanz. Gislason: "Bis diese Mannschaft ein bisschen mehr Erfahrung hat, dauert es, aber sie ist auf einem super Weg und wird immer besser."
DHB verteidigt die Konstellation
Auch DHB-Präsident Andreas Michelmann äußerte sich am Sonnabend zufrieden. "Die Entwicklung passt ganz gut im Moment", sagte Michelmann der ARD. Weil der Verband sich Kontinuität auf den Trainerbänken wünscht, verlängerte er zeitgleich mit Gislason und Frauen-Bundestrainer Markus Gaugisch.
Wieso nur der Isländer die Olympia-Klausel erhielt - auch die Frauen müssen noch ins Qualifikationsturnier - konnte Michelmann nicht überzeugend erklären. "Da kann man unterschiedlicher Meinung sein." Er verteidigte die ungewöhnliche Konstellation.
"Ich finde, wir haben es richtig gemacht, haben genau abgewogen, was wir machen und transparent kommuniziert. Was will man mehr?" Abgeräumt hat der Verband das Thema damit aber nicht - und bei einer Niederlage am Sonntag geht die Trainerdiskussion von vorne los.