Stand: 16.03.2009 19:00 Uhr

Noka und die Kroatien-Connection

In Deutschlands Handballszene kennen ihn nur wenige, in Kroatien jedoch ist der Mann alles andere als ein unbeschriebenes Blatt: Nenad V., ehemaliger Präsident eines kroatischen Erstliga-Vereins und im Hauptberuf Niederlassungsleiter einer Versicherung in der Hauptstadt Zagreb. Der Glatzkopf mit dem markanten Gesicht ist nach Informationen von NDR Info eng befreundet mit Zvonimir "Noka" Serdarusic, dem langjährigen Trainer des THW Kiel. So eng, dass sie Nokas größten Erfolg gemeinsam feierten: den Gewinn der Champions League gegen die SG Flensburg Handewitt. Am 29. April 2007 war das, im italienischen Restaurant "Toni’s" in Kiels Innenstadt. Bilder der Feier zeigen die beiden, wie sie nebeneinander stehend den gerade gewonnenen Pokal beklatschen. Eine Funktion beim THW hatte der mitfeiernde Kroate nicht - er ist nur ein Freund von Noka Serdarusic, ein guter Kumpel aus der alten Heimat.

Zagreber Erstligaclub mit "unbegrenzten Mitteln"

Dort hat sich Nenad V. im Handball einen Namen gemacht, wenn auch keinen guten. "Dubios" nannte ihn ein Insider der kroatischen Handballszene in einem Gespräch mit dem NDR. V. war Präsident eines Zagreber Erstligaclubs, eines Vereins, der vor allem dadurch auffiel, dass er über "unbegrenzte Mittel" verfügte, wie die angesehene Tageszeitung "Vjesnik" feststellte. Gelegen kam V.s Verein, dass die Versicherung, bei der V. Direktor war, auch als Sponsor des Clubs auftrat. Dieser Club kaufte reihenweise Nationalspieler ein, das Ziel: kroatischer Meister zu werden. Einen Knick bekam V.s Laufbahn jedoch 2005, als er für ein ganzes Jahr von allen Funktionen im kroatischen Handball entbunden wurde. Die Strafe für eine heftige Auseinandersetzung mit dem Präsidenten eines Lokalrivalen, deren Hintergründe unklar sind. In Kreisen kroatischer Sportjournalisten wird sein Namen auch im Zusammenhang mit Spielmanipulationen genannt. Mit seinem Club jedenfalls ging es anschließend bergab. 2007 befand sich V.s Verein in großen finanziellen Schwierigkeiten: der Hauptsponsor, V.s Arbeitgeber, konnte laut "Vjesnik" seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Das Ende von V.s Funktionärslaufbahn war damit gekommen. Seither, so ein ehemaliger kroatischer Nationalspieler, habe V. "nichts mehr mit Handball zu tun".

Schwenker: "Dazu sage ich nichts"

Das allerdings scheint nicht ganz korrekt. V. wurde inzwischen häufiger bei internationalen Handball-Begegnungen gesehen. Und ausgerechnet die Kieler Staatsanwaltschaft interessiert sich nun brennend für den Kroaten im Zusammenhang mit den angeblichen Schiedsrichterbestechungen im Fall THW. Beim Finalrückspiel der Champions League 2007 seien die polnischen Schiedsrichter Goralczyk und Baum von Funktionsträgern des Kieler Vereins bestochen worden, so berichtete jüngst der "Spiegel", ein Teil der Bestechungssumme, 45.000 Euro, sollen auf das Konto eines "angeblichen kroatischen Spielerberaters in Zagreb" gegangen sein. War das Nenad V.? Tatsache ist, dass die Staatsanwälte in Vernehmungen intensiv nach der Rolle V.s fragen. Längst ist er in den Justizkreisen an der Förde offenbar kein Unbekannter mehr - eine Schlüsselfigur zum Verständnis der Vorgänge um den Kieler Club? Nenad V. stand für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung, und Kiels früherer Trainer Serdarusic weilt einem Zeitungsbericht zufolge derzeit in seiner bosnischen Heimat. THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker äußert sich nicht zu dem dubiosen Ex-Funktionär V.: "Dazu sage ich nichts, denn die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen", so Schwenker gegenüber NDR Info.

Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 16.03.2009 | 18:25 Uhr

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