Mit Mut und Madsen: THW Kiel startet heute bei den Rhein-Neckar Löwen
Der deutsche Handball-Rekordmeister THW Kiel startet heute Abend bei den Rhein-Neckar Löwen in die neue Bundesliga-Saison. Leicht einzuordnen ist der Gegner nicht.
Ein Auftakt beim Tabellenzwölften der vergangenen Saison - das klingt machbar für den 23-maligen deutschen Meister, der ja immerhin für die kommende Spielzeit das Ziel "Rückkehr in die Champions League" ausgegeben hat. Doch Vorsicht ist geboten: Die Kurpfälzer sind in der vergangenen Spielzeit deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben.
THW-Trainer Jicha fehlen sechs Stammkräfte
Zudem hat der DHB-Pokalsieger 2023 unter anderem die deutschen Nationalspieler Juri Knorr und Sebastian Heymann in seinen Reihen und will zurück ins obere Tabellendrittel. "Wir wollen die Mannschaft werden, gegen die man nicht gerne spielt", konstatierte Löwen-Coach Sebastian Hinze. Zu einem gewissen Teil ist der Anspruch schon jetzt erfüllt, denn richtig glücklich sind die Kieler über ihren Start heute (20.30 Uhr) in der großen Arena von Mannheim nicht.
Das hat zum einen mit dem Gegner zu tun, dessen Potenzial die Kieler kennen. Zum anderen aber auch mit der personellen Situation im eigenen Kader. In Hendrik Pekeler, Nikola Bilyk, Rune Dahmke, Elias Ellefsen á Skipagötu, Tomas Mrkva und Harald Reinkind stehen THW-Trainer Filip Jicha gleich sechs Stammkräfte verletzungsbedingt nicht zur Verfügung. Herausfordernd wird es längerfristig vor allem auf der Position im rechten Rückraum, denn dort fällt der norwegische Nationalspieler Reinkind nach einer Achillessehnen-Operation mindestens bis zum Jahresende aus.
Madsen bildet mit Pabst das Duo im rechten Rückraum
Eine kurzfristige Neuverpflichtung für diese Position sei nicht geplant, sagte THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi. Die Hoffnungen ruhen nun auf dem dänischen Neuzugang Emil Madsen sowie dem erst 20-jährigen Eigengewächs Henri Pabst. "Emil Madsen wird viel Spielzeit bekommen. Außerdem erhält er Unterstützung von Henri Pabst oder von einem Rechtshänder im Rückraum, wenn wir auf dieser Position wieder besser besetzt sind", so Szilagyi.
Den jungen Nationalspieler Madsen, der zum Start seiner Profikarriere bei GOG der Backup für Mathias Gidsel (Füchse Berlin) war, spornt das zusätzlich an. "Das ist eine große Chance, viel zu spielen, mich zu zeigen", sagte der Torschützenkönig der vergangenen Saison in der Håndboldligaen (252/64) und der Champions League (107), der beim THW einen Vertrag bis zum 30. Juni 2028 unterschrieben hat.
Jicha: "Das Trikot des THW Kiel wiegt sehr viel"
Die "Zebras" setzen große Hoffnungen in den 23-Jährigen. "Bei Emil noch von einem Riesen-Talent zu sprechen, wäre sicherlich untertrieben", sagte Szilagyi. "Er überzeugt durch Spielverständnis, Explosivität und Torhunger. Besonders beeindruckt hat uns sein Wille und seine Bereitschaft, unbedingt für den THW Kiel spielen und sich regelmäßig vor 10.000 Zuschauern beweisen zu wollen." In Mannheim werden es heute Abend wohl sogar 14.500 sein.
Jicha freut sich über die Arbeit mit seinen neuen Kräften, bittet aber auch um Geduld. "Wir haben uns für den Weg entschieden, mit jungen Spielern in die Zukunft zu gehen. Meine große Aufgabe wird es sein, mit diesem Kader auf den Weg nach oben zu blicken. Allerdings müssen wir den Neuzugängen auch Zeit geben, ins Team herein zu finden. Das Trikot des THW Kiel wiegt sehr viel."
Ausgang des Titelrennens so offen wie selten
Dennoch zählen die Schleswig-Holsteiner, die mit der Rückhol-Aktion von Nationaltorwart Andreas Wolff aus Kielce den spektakulärsten Sommer-Transfer tätigten, in der neuen Spielzeit zu einem Quartett mit Titel-Potenzial.
Titelverteidiger SC Magdeburg, Landesrivale SG Flensburg-Handewitt und Supercup-Gewinner Füchse Berlin sind die weiteren Top-Teams, selten schien der Ausgang des Titelrennens in der Handball-Bundesliga so offen wie in der 59. Spielzeit. "Es wird einen Dreikampf oder sogar einen Vierkampf geben", prophezeite Bundestrainer Alfred Gislason.
Was alle Spitzenvereine eint, ist die Sorge um eine zu hohe Belastung durch die Olympischen Spiele. "Ich will nicht jammern, aber die Vorbereitungszeit war wegen Olympia und den Verletzungsproblemen sehr kompliziert", sagte Jicha. Die "Zebras" wollen dennoch bei den Löwen direkt eine erste Duftmarke setzen. "Wir sind bereit, uns der starken Konkurrenz zu stellen", betonte Szilagyi.