HSV Hamburg holt Last-Minute-Punkt gegen den THW Kiel
Der HSV Hamburg hat sich im "kleinen Nordderby" der Handball-Bundesliga gegen den THW Kiel in letzter Sekunde ein 28:28 (15:16) erkämpft. Dabei hatte die Mannschaft von Trainer Torsten Jansen zwischenzeitlich bereits mit fünf Toren hintengelegen.
Es waren wilde Schlussekunden in der Hamburger Arena: HSVH-Torhüter Johannes Bitter lag, kurz nachdem er beim Stand von 27:28 einen Siebenmeter von Niclas Ekberg gehalten hatte, verletzt und erschöpft am Boden neben seinem Tor, während am anderen Ende des Feldes Frederik Bo Andersen den Ball praktisch mit der Schlusssirene zum Ausgleich in den linken Winkel hämmerte - 28:28.
Es waren der Schluss- und zugleich der Höhepunkt eines durchgehend spannenden, wenn auch nicht immer hochklassigen "kleinen Nordderbys", in dem die Hamburger stark begonnen, aber zwischenzeitlich auch stark nachgelassen hatten. In dem die "Zebras" bereits wie der sichere Sieger ausgesehen hatten - und in dem die "grandiose Mentalität", wie Matchwinner Bitter sagte, dem HSVH am Ende einen Punkt und damit die Ungeschlagen-Serie rettete. Diese steht nun bei sechs Partien ohne Niederlage.
"Es ist ein Privileg und auch ein Genuss, hier zu spielen." HSVH-Torhüter Jogi Bitter
Kiels Siebenmeter-Schütze Ekberg, mit sieben Treffern immerhin bester Werfer seines Teams, war nach dem Spiel im Interview bei Streamingdienst "Dyn" angesichts seines Fehlwurfs zehn Sekunden vor dem Ende geknickt: "Der muss einfach rein." Dennoch lobte er auch den 41 Jahre alten Hamburger Keeper, der mit seinen insgesamt 15 Paraden seine Mannschaft im Spiel gehalten hatte: "Jogi hält ein paar freie Würfe und dann kippt das manchmal noch."
Bitter, bei dem noch nicht klar ist, ob er nach der Saison weiterspielen wird, wollte den Moment genießen und aufsaugen: "Ich will hier jedes Spiel gewinnen. Es ist ein Privileg und auch ein Genuss, hier zu spielen."
HSVH startet stark, Kiel verpennt die Anfangsphase
Für den Genuss der mehr als 10.000 Zuschauer - zumindest unter denjenigen, die es mit den Hamburgern hielten - hatte der Torhüter gleich zu Beginn mit gesorgt. Er war vom Start weg in der Partie und nahm alleine Rune Dahmke in der Anfangsphase zwei freie Würfe weg. Die Mannschaft von THW-Trainer Filip Jicha benötigte allerdings wie schon gegen Erlangen auch gehörig Anlauf: Bis zum 2:4 von Harald Reinkind (8.) lag die Trefferquote der "Zebras" bei gerade einmal 20 Prozent.
Ganz anders die Gastgeber, die zwar auch zweimal an Samir Bellahcene scheiterten, ansonsten aber die sich ihnen bietenden Chancen eiskalt nutzten - insbesondere der starke Zoran Ilic. 6:3 hieß es für den HSVH, als Casper Mortensen - am Ende mit neun Treffern bester Hamburger Werfer - traf (11.).
"Zebras" kommen besser in die Partie
Doch die Schleswig-Holsteiner steigerten sich, weil einerseits Bellahcene immer besser in die Partie fand - und weil andererseits vorne Dahmke sich stabilisierte und Ekberg das 7:7 erzielte (16.). Nun wogte die Partie hin und her. Auf Hamburger Seite blieben Bitter und Ilic die auffälligsten Akteure - wie in der 21. Minute, als der Torhüter hinten hielt und der Ungar vorne die Kieler Abwehr übersprang und den Ball in die Maschen jagte (9:8).
Und doch schlug das Pendel nun immer mehr in Richtung des Rekordmeisters, der bis zur Pause immer wieder mit schnellen Angriffen zum Erfolg kam und zur Pause mit 16:15 führte.
THW zieht nach der Pause davon
Nach Wiederbeginn setzte Dahmke schnell den Ton für die ersten 15 Minuten der zweiten Hälfte und stellte auf 17:15. In der Folge bauten die Jicha-Schützlinge ihren Vorsprung immer weiter aus. Der für Bellahcene eingewechselte Tomas Mrkva entnervte die Hamburger Schützen, der HSVH leistete sich aber auch immer mehr technische Fehler. Alleine in den ersten zwölf Minuten des zweiten Durchgangs waren es vier.
Zu viele, um in dieser Phase mit dem THW mitzuhalten, der sich über Ekberg, Dahmke und Eric Johansson in einen guten Rhythmus spielte und mit dem 24:20 erstmals auf vier Tore davon zog (43.). Bitter hämmerte die Hände gegen sein Tor, sein Trainer Jansen nahm eine Auszeit und forderte von seiner Mannschaft mehr Energie: "Das wirkt so, als wären wir damit zufrieden."
Bitter und Andersen retten Hamburg den Punkt
Besser wurde es zunächst aus Hamburger Sicht aber nicht, im Gegenteil: Ekberg verwandelte einen Siebenmeter zum 26:21 (48.). Die Entscheidung zugunsten des Rekordmeisters? Mitnichten. Denn mit ein wenig Verzögerung kämpften sich die Gastgeber tatsächlich noch einmal mit einem 4:0-Lauf heran - Leif Tissier traf zum 25:26 (56.). Es war der Auftakt für eine spannende Schlussphase, in der Bitter und Andersen für den von den Hamburger Fans frenetisch bejubelten späten Punktgewinn sorgten.