Gala-Vorstellung an der Seine - THW Kiel besiegt PSG und seinen Paris-Fluch
Der THW Kiel hat am sechsten Gruppenspieltag der Handball-Champions-League ein großes Ausrufezeichen gesetzt. Der deutsche Rekordmeister gewann beim französischen Titelträger Paris Saint-Germain mit 34:28 (13:14) und stellte damit unter Beweis, trotz der Abgänge der Weltklasse-Akteure Sander Sagosen und Niklas Landin auf internationaler Bühne weiter zu den Schwergewichten zu gehören.
Es war der erste Sieg der Schleswig-Holsteiner bei PSG seit fast neun Jahren. Eine ausgezeichnete Deckungsleistung sowie eine Leistungssteigerung im zweiten Abschnitt im Angriff waren die Basis für den Coup, den die "Zebras" nach dem Spielende auf der Platte ausgelassen feierten. Durch den fünften Erfolg in der sechsten Begegnung übernahm der deutsche Rekordchampion wieder die Tabellenführung in der Gruppe A.
THW spielt gut, lässt aber zu viele Chancen aus
Der THW zeigte im ersten Abschnitt im Stade Pierre de Coubertin eine vorzügliche Leistung, die Coach Filip Jicha bei seiner ersten Auszeit kurz vor der Pause mit den Worten kommentierte: "Männer, ihr macht das sehr gut." Dass die Schleswig-Holsteiner zur Halbzeit dennoch mit einem Tor in Rückstand lagen, gründete auf ihrer mangelnden Effizienz im Abschluss sowie einer schwachen Torhüterleistung.
Im Angriff vergaben die "Zebras" zu viele freie Würfe - allein in den ersten fünf Minuten waren es drei. Das war besonders bitter, weil sich die Kieler ihre Möglichkeiten ebenso klug wie oftmals auch schön herausspielten. Gegen die hochgewachsene Pariser Deckung brachten die Gäste immer wieder ihre Außen in Position oder versuchten, über die Halbpositionen zum Erfolg zu kommen.
Bellahcene und Mrkva in Hälfte eins glücklos
Die komplizierte Aufgabe, Lücken in der Abwehr der Hausherren um ihren starken Mittelblock zu finden, löste der THW häufig sehr gut. Beim Abschluss versagten dem Jicha-Team indes zu oft die Nerven. Zudem stand bei PSG in Jannick Green ein Könner seines Fachs zwischen den Pfosten. Während der frühere Bundesliga-Torwart des SC Magdeburg in den ersten 30 Minuten fünf Schüsse entschärfte, kamen die Kieler Keeper Samir Bellahcene und Tomas Mrkva vor der Pause gemeinsam nur auf zwei gehaltene Bälle.
Eine sehr konzentrierte und kompakte Deckungsleistung sorgte dafür, dass die Norddeutschen im ersten Abschnitt, in dem sie nur einmal in Führung lagen (7:6/18.), lediglich 14 Gegentreffer kassierten.
Kiel führt erstmals mit zwei Toren
Der starke Kieler Auftritt hatte die Franzosen offenbar beeindruckt. Sie hinterließen nach dem Wiederbeginn jedenfalls einen nervösen Eindruck und spielten ihre Angriffe nun zu schnell und vor allem unsauber aus. Die Gäste kamen im Gegenzug zu Toren. Elias Ellefsen á Skipagøtu sorgte mit zwei Treffern für das 21:19 des Bundesligisten (39.) und dafür, dass die PSG-Fans nun nicht mehr ganz so enthusiastisch wie zuvor waren.
Reinkind bringt "Zebras" auf die Siegerstraße
Abschütteln aber konnten die "Zebras" den französischen Meister nicht. Ganz im Gegenteil: Angeführt vom Rückraumlinken Elohim Prandi ließen die Hausherren nun ihre Muskeln spielen und verwandelten den Zwei-Tore-Rückstand in eine 25:23-Führung (45.). Jicha nahm eine Auszeit und gab seinen Spielern vor dem Ende dieser mit auf den Weg: "Beruhigt euch - ihr müsst an euch glauben."
Und das taten die "Zebras". Sie konnten zunächst durch Skipagøtu egalisieren (26:26/48.) und gingen dann sogar durch Hendrik Pekeler mit 28:27 in Führung (50.). Zehn Minuten trennten die Schleswig-Holsteiner nun noch vom ersten Erfolg bei PSG seit neun Jahren. Als Harald Reinkind dann mit zwei Treffern auf 30:27 erhöhte (54.) und Niclas Ekberg sogar das 31:27 gelang (55.), nahm das Ende der Sieglos-Serie an der Seine Konturen an.
Die Hausherren waren geschockt und nicht mehr in der Lage, der Partie noch einmal eine Wende zu geben. Zudem entnervte sie in den letzten Minuten ausgerechnet ihr Landsmann Bellahcene mit einigen Paraden.