Dramatisches Topspiel: Flensburg und Füchse Berlin spielen remis
Die SG Flensburg-Handewitt und die Füchse Berlin haben sich in einem ebenso dramatischen wie richtungsweisenden Topspiel der Handball-Bundesliga 31:31 (17:17) getrennt. Für die Schleswig-Holsteiner ist damit der Meisterschafts-Zug wohl endgültig abgefahren. Auch ein Champions-League-Platz dürfte fast nicht mehr zu erreichen sein.
Für die Königsklassen-Qualifikation ist einer der ersten beiden Tabellenplätze nötig. Auf Spitzenreiter Berlin hat die SG weiter sechs Punkte Rückstand, zum SC Magdeburg, der ein Spiel weniger ausgetragen hat, sind es drei Zähler. Rekordmeister THW Kiel rückte durch einen 31:27 (14:13)-Heimsieg gegen den Tabellenvorletzten ThSV Eisenach an Flensburg heran.
Das Spitzenspiel vor 6.300 Zuschauern in der ausverkauften Flensburger Arena begann nicht sonderlich fulminant, was vor allem an den Hausherren lag: Die Flensburger Offensive kam nicht gut ins Spiel, hatte nach acht Minuten beim 2:4 nur zwei Treffer, dafür aber einige leichte Ballverluste auf dem Konto. Die Füchse bestraften die Fehler ihres Kontrahenten gnadenlos und es war vor allem SG-Keeper Kevin Möller und seinen Glanzparaden zu verdanken, dass die Gäste nicht frühzeitig davonzogen. Nach einer Viertelstunde hieß es 6:9.
Buric zieht Andersson den Zahn
Den Lauf seines dänischen Landsmanns Lasse Andersson konnte Möller allerdings nicht stoppen, und als SG-Coach Nicolej Krickau erst eine Auszeit (17.) und dann Benjamin Buric ins Spiel nahm (19.), ging es bei den Schleswig-Holsteinern zusehends bergauf.
Der Keeper zog Andersson in dieser Phase komplett den Zahn, dazu drückte die SG nach vorne aufs Tempo und fabrizierte deutlich weniger technische Fehler: Nach einem zwischenzeitlichen Vier-Tore-Rückstand (9:13, 18.) verkürzte Flensburg auf 11:13 (22.) und 14:15 (26.). In der 28. Minute glich Rückraum-Ass Simon Pytlick schließlich zum 16:16 aus. 17:17 hieß es zur Pause - alles offen.
Jörgensen sorgt für SG-Führung
In der zweiten Hälfte blieb das Spiel auf Augenhöhe - und hochspannend. In der 33. Minute warf Lukas Jörgensen Flensburg beim 19:18 (33.) zur ersten Führung seit dem 1:0 zu Beginn. Vorausgegangen war eine erneute Parade von Buric gegen Andersson. Es folgte ein 4:0-Lauf der Berliner: 22:20 (40.) aus Sicht des Tabellenführers, der zwar im Torhüter-Duell den Kürzeren zog, aber dennoch im weiteren Spielverlauf zunächst meist knapp die Nase vorn behielt.
Schlüsselszene mit Golla und Gidsel
Haarig wurde es in der 49. Minute, als Berlins starker Rückraumspieler Mathias Gidsel am Flensburger Kreis einen Schlag ins Gesicht bekam, der jedoch ungeahndet blieb. Wohl eine der Schlüsselszenen dieser Partie: Statt einer Zwei-Minuten-Strafe für SG-Kapitän Johannes Golla gab es im Gegenzug einen Treffer für die Gastgeber - 26:26.
Hochspannung in der Schlussphase
Nun wurde es ein Handball-Drama: Die Füchse gingen mit 28:26 in Führung, warfen dann aber dreimal den Ball weg, was Flensburg zu einem 3:0-Lauf nutzte - 29:28 (55.). Eine Minute vor Schluss traf Andersson für Berlin nur die Latte; die Hausherren machten es besser und lagen kurz vor Schluss mit einem Tor vorn. Doch erneut Andersson gelang noch in letzter Sekunde der Ausgleich zum 31:31.
"Wir sind nicht optimal im Spiel, wir spielen nicht perfekt, wir spielen nicht am Limit, und trotzdem haben wir die Möglichkeit, das Spiel zu entscheiden. Das machen wir aber nicht, das holt uns am Ende ein, das ist natürlich bitter", bilanzierte Golla.
Viel Zeit zur Erholung bleibt den Norddeutschen nicht. Schon am Dienstag (18.45 Uhr) geht es im Heimspiel der European League gegen Vojvodina Novi Sad. Im Idealfall steht nach der Partie gegen die Serben schon der vorzeitige Einzug in das Viertelfinale fest.