"Demütig arbeiten": THW Kiel startet in Saisonvorbereitung

Stand: 24.07.2023 14:17 Uhr

In den vergangenen vier Jahren wurde der THW Kiel drei Mal deutscher Handball-Meister. Nun trainiert die Mannschaft wieder. Am Montag führten Athletiktrainer Hinrich Brockmann und ein Team der Kieler Universität auf dem Sportcampus der Christian-Albrechts-Universität die Regie.

von Jan Kirschner

Laufen, Laktattests und Leistungsdiagnostik standen zum Auftakt der Vorbereitung beim THW Kiel auf dem Programm. Eine schweißtreibende Angelegenheit, sodass sich mit Saisonzielen nur am Rande beschäftigt werden kann. "Im Moment haben wir andere Sorgen, aber natürlich wollen wir Titel gewinnen - so wie immer", sagt THW-Kapitän Patrick Wiencek. "Wir haben allerdings auch Abgänge, die gravierend sind. Zum Glück gibt es guten Ersatz."

Gerard im Tor Nachfolger von Niklas Landin

Im Tor kann man sogar von einer Zäsur sprechen. Weltklasse-Keeper Niklas Landin, der den "Zebras" in den vergangenen acht Jahren etliche Punkte rettete, wechselte nach Aalborg. Für ihn holte der THW den französischen Olympiasieger, Welt- und Europameister Vincent Gérard aus Saint-Raphaël. Er spricht schon etwas Deutsch und ließ für sein erstes Auslands-Abenteuer seine Familie mit zwei schulpflichtigen Kindern in der Heimat zurück.

Der Grund: Der Keeper besitzt nur einen Vertrag für die kommende Serie mit der Option auf eine Verlängerung. Auch der Kontrakt mit dem tschechischen Torwart-Kollegen Tomas Mrkva läuft 2024 aus. Da wird es in Kiel in den nächsten Monaten gewiss zukunftsorientierte Gespräche geben. Bekannt ist nur, dass der THW großes Interesse am spanischen Schlussmann Gonzalo Perez de Vargas hat - aber wohl erst für 2025.

Gérard beschäftigt sich mit den Transfer-Eventualitäten nach eigener Aussage nicht. "Es interessiert nicht, was in ein paar Monaten sein wird, sondern nur, dass ich der Mannschaft schnell helfen kann", sagt der 36-jährige Franzose. Sein neuer Trainer Filip Jicha ist sicher: "Vincent wird sich schnell adaptieren. Er hat schon so viel gewonnen und besitzt so viel Erfahrung."

Jicha auf Ellefsen á Skipagötu gespannt

Das lässt sich von Elias Ellefsen á Skipagötu nicht behaupten. Das große Talent von den Färöern, das zuletzt bei der U21-Weltmeisterschaft glänzte, ist erst 21 Jahre alt und wagt nach drei Jahren beim schwedischen Club IK Sävehof den Sprung in die Bundesliga. "Der Handball in Deutschland ist viel physischer und es wird ein besonderer Spaß, dass jedes Spiel eine Herausforderung ist", so der junge Handballer.

Jicha ist auf ihn besonders gespannt. "Der kleine Elias ist ein junger, wilder Spieler und bringt das gewisse Extra mit", erklärt der Coach. "Man muss aber auch abwarten, wie er mit sechs weiteren Weltklassespielern harmoniert. Jeder muss sich an die genauen Vorgaben halten, und das wird neu sein für Elias."

Deshalb möchte der Coach in der Vorbereitung mehr spielerische Akzente setzen als sonst. Sechs Testspiele, die ersten beiden schon am Freitag (19 Uhr, beim TSV Altenholz) und am Sonnabend (16 Uhr, bei der HSG Horst/Kiebitzreihe), sowie ein inoffizielles Trainingsspiel gegen Wisla Plock sind terminiert.

"Zebras" plagen Verletzungssorgen

Kummer macht den THW-Verantwortlichen derzeit allerdings die Kaderbreite. Während der zweite Rechtsaußen Sven Ehrig nach seinem Kreuzbandriss in Kürze zurückerwartet wird, ist bei Kreisläufer Hendrik Pekeler (Operation an linker Ferse) und Linkshänder Steffen Weinhold (Schulter-OP) offenbar Geduld gefragt. Und da kürzlich auch Nachwuchsmann Henri Pabst (Fraktur des rechten Sprunggelenks) ausfiel, steht der Norweger Harald Reinkind im rechten Rückraum allein auf weiter Flur.

Szilagyi schließt weiteren Transfer nicht aus

"Wir schauen uns um, was möglich ist", schließt THW-Geschäftsführer Viktor Szilagyi eine Nachverpflichtung nicht aus. Die Ideallösung wäre es, den bereits für 2024 verkündeten Transfer des Dänen Emil Madsen vorzuziehen. Doch sein aktueller Verein GOG Gudme, so Szilagyi, "braucht derzeit eher Spieler als Geld".

Die Zeit läuft. Bereits am 23. August steigt der THW Kiel mit dem Super Cup gegen die Rhein-Neckar Löwen in eine erneut vollgestopfte Saison ein. Die erste Aufgabe in der Bundesliga führt die Norddeutschen vier Tage später zum Aufsteiger HBW Balingen-Weilstetten. Bis dahin gibt es viel zu tun.

"Die Mannschaft muss sich finden, die Karten der Hierarchie werden neu gelegt", erklärt Jicha. "Unsere Erfahrungswerte werden uns in allen Wettbewerben helfen. Wir müssen demütig arbeiten." Wenn alles gut geht, können die Kieler im nächsten Sommer behaupten, in den vergangenen fünf Jahren vier Mal deutscher Meister geworden zu sein.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 24.07.2023 | 19:30 Uhr

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