Greifswalder FC träumt vom Aufstieg: Die Kraft der "coolen Kabine"
Der Greifswalder FC geht als Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Nordost in die Winterpause. Das Team von Trainer Lars Fuchs ist ungeschlagen, im Verein bereitet man sich auf den möglichen Aufstieg in die 3. Liga vor. Was hinter dem Erfolg steckt.
An Anlässen mangelte es nicht, sich gegenseitig die Arme um die Schultern zu legen, im Kreis zu hüpfen, zu lachen und vor allem: zu singen. "Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!" - so hörte man die Spieler des Greifswalder FC an den bislang absolvierten 18 Spieltagen in der Regionalliga Nordost regelmäßig. Aktuell stehen sie seit fünf Spieltagen in der Tabelle ganz oben, haben von 21 Pflichtspielen in Liga und Landespokal noch keins verloren.
Sie hatten im vergangenen Sommer zum Ende der Vorbereitung schon eine Ahnung, dass es ganz gut laufen könnte. Mit dem Abstiegskampf, in dem der GFC 2022/2023 als Aufsteiger lange steckte, wollte man in Greifswald nichts zu tun haben. An einen möglichen Aufstieg war aber nicht zu denken.
Neuformiertes GFC-Team sorgt schnell für Furore
Schließlich wurde das Team radikal umgebaut. Zwölf Spieler gingen, 14 neue kamen. Auch nach einem solch heftigen Umbruch kann sich schnell der Erfolg einstellen, wie auch das Beispiel von Holstein Kiel in der Zweiten Liga zeigt.
Um bei so großer Fluktuation sofort für ein passendes Teamgefühl zu sorgen, war ein gutes Gespür gefragt. Neuzugänge kamen nicht ausschließlich aufgrund ihrer sportlichen Qualitäten, Trainer Lars Fuchs legte mehr Wert auf den Charakter.
"Wir haben viel mit ihnen geredet - ob das für sie passt, ob sie nach Greifswald passen, ob sie sich vorstellen können, hier zu spielen. Da gab es auch Absagen von unserer Seite", sagt Fuchs dem NDR. "Am Ende bin ich mit einem sehr guten Gefühl in die Vorbereitung gestartet. Dass es dann so läuft, wie es gelaufen ist, das kann man natürlich nicht wissen."
"Ganz viel Spaß und Freude in der Kabine." GFC-Trainer Lars Fuchs
Wichtig sei dem 41-Jährigen vor allem eines gewesen - "dass die Kabine funktioniert". Dafür sei er als Coach nicht zuständig, so Fuchs. "Ich kann das nur mit den Jungs zusammenmachen. Aber die sind die Vorreiter. Und wir haben das hinbekommen, dass wir eine coole Kabine haben, dass da viel Spaß ist, viel Freude."
Soufian Benyamina, mit zwölf Treffern bester Torschütze der Greifswalder und zweitbester der Regionalliga Nordost, bestätigt das. "Ich war schon in vielen Mannschaften", sagt der ehemalige Stürmer von Hansa Rostock und dem VfB Lübeck, "aber was wir hier haben, ist überragend - nicht nur auf dem Platz, sondern auch neben dem Platz. Es ist so, dass wir viel miteinander unternehmen, dass wir uns viel austauschen, dass wir kritisch miteinander sind, dass wir uns die Meinung sagen können."
Klar ist aber auch: Dem Greifswalder FC geht es dank des Sponsorings eines Ökostrom-Anbieters finanziell besser als einigen anderen Viertligisten. Aktuelle Leistungstäger wie Torwart Jakub Jakubov (vorher Chemnitzer FC) und Mittelfeldspieler Niklas Brandt (BFC Dynamo) waren zuvor Stammspieler bei der direkten Liga-Konkurrenz und sammelten bereits Drittliga-Erfahrung.
Greifswalder FC: Kader mit Erfahrung aus 2. und 3. Liga
Die hat auch Verteidiger Can Coskun (97 Drittliga-Spiele für den FSV Zwickau), und natürlich Top-Torjäger Benyamina (285 Einsätze, u.a. für Hansa Rostock und Stuttgart II). Kapitän Tom Weilandt absolvierte sogar 175 Zweitliga-Spiele (u.a. für Rostock, Kiel und Bochum).
Der GFC ist also in vielerlei Hinsicht bestens aufgestellt. In der zweiten Saison nach dem Aufstieg in die Regionalliga Nordost könnte im kommenden Sommer der nächste Sprung nach oben folgen. Der Zeitpunkt wäre ideal, der Nordost-Meister geht in dieser Spielzeit neben den Champions aus West und Südwest direkt hoch. Der Nordmeister und der Meister aus Bayern spielen den vierten Aufsteiger aus.
Neue Arena in Planung, Volksstadion wird modernisiert
Beim GFC und in der Stadt wurde diese Eventualität schon besprochen. Und es wurden Schlüsse aus dem überraschenden sportlichen Erfolg des Fuchs-Teams gezogen. Grundsätzlich gilt: Eine neue, 10.000 Zuschauerinnen und Zuschauer fassende Spielstätte soll her. Da der Baustart aber noch unklar ist, muss nun das Volksstadion modernisiert werden, um die Anforderungen des DFB für die Dritte Liga zu erfüllen. Konkret heißt dies: Es muss eine überdachte Tribüne geben und eine Rasenheizung.
"Wir haben schon mit dem DFB Kontakt aufgenommen", sagte GFC-Sportchef David Wagner, "und wir sind auch mit der Stadt im Gespräch. Es ist klar, dass hier im Volksstadion einige Dinge verändert werden müssen für den Fall einer Dritten Liga - wann immer das auch ist." Wenn Fuchs und sein noch unbesiegtes Team so weitermachen wie bisher, ließe sich der Zeitpunkt recht gut bestimmen: spätestens am 19. Mai, nach dem 34. Spieltag.