Kein Platz für Trauer um Robert Enke
Das gilt offenbar auch für die Trauer um Enke. Schon im vergangenen Jahr sei der Tod ihres ehemaligen Mitspielers kein großes Thema mehr innerhalb der Mannschaft gewesen, berichtet Fromlowitz. 96 schirmte die Spieler konsequent vor der Öffentlichkeit ab. "Das hat der Club gut gemacht", meint der Keeper aus der Schule des 1. FC Kaiserslautern. Der Erfolg mag Hannover Recht geben. "Wir sind dem Verein sicherlich zu Dank verpflichtet, gerade am Anfang hat er Großes geleistet", sagt Neblung. "Seitdem versucht 96 aber, das Thema zunehmend von sich fern zu halten. Obwohl die heutige Mannschaft ja eigentlich gefestigt genug sein sollte und nur noch wenige Spieler Robert überhaupt kannten."
Fromlowitz appelliert an Betroffene
Das Thema ist nach wie vor hochaktuell. Fromlowitz appelliert an Betroffene, ganz offen mit derlei Problemen umzugehen. "Als Außenstehender hat man keine Chance, etwas zu merken. Und es kann ganz schnell gehen, wie wir gerade wieder bei Martin Fenin gesehen haben", sagt der Schlussmann NDR.de. Der tschechische Spieler von Energie Cottbus hatte zuletzt Depressionen eingeräumt, nachdem er mit einer Gehirnblutung im Krankenhaus behandelt werden musste. Die "Bild" berichtete, Fenin sei "vollgepumpt mit Alkohol und Schlaftabletten aus einem Hotelfenster gestürzt". Fromlowitz betont, dass er seit Enkes Tod sein eigenes Leben mehr zu schätzen wisse. Die Prämie, die er als Hannovers Spieler der Saison 2009/2010 erhielt, spendete er an die Robert-Enke-Stiftung - für Fromlowitz ein Schlusspunkt: "Die Zeit vergeht unheimlich schnell. Mit dem Unglück habe ich auch dank vieler Gespräche mit dem Psychologen bei Hannover abgeschlossen."
Erinnerung an "tollen Menschen und großartigen Sportler"
Für Bergmann war es eine ganz neue Erfahrung, "im Leistungsgeschäft Bundesliga auf einmal mit allen Emotionen und der Trauer innerhalb des Teams so nah beieinander zu sein". Es sei sehr wichtig, eine vernünftige Trauer zuzulassen und sich auch weiterhin mit dem Thema auseinanderzusetzen. "Aber es muss auch einen Abschluss geben, um wieder nach vorn schauen zu können. Und trotzdem will und werde ich mich weiter an Robert erinnern - als tollen Menschen und großartigen Sportler." Es gehe um ein respektvolles Erinnern.
Am zweiten Todestag Enkes erinnerten etwa 300 Teilnehmer eines Trauermarsches in Hannover an Enke. Freund und Berater Neblung, Witwe Teresa Enke und unter anderem auch DFB-Vizepräsident Karl Rothmund besuchten das Grab und legten Kränze und Gestecke nieder. "Für mich ist das selbstverständlich", sagt Neblung. Den größten Teil der Einträge aus dem Kondolenzbuch wolle er "irgendwann" veröffentlichen. "Ob das dann zu einem Todes- oder einem Geburtstag geschieht, müssen wir noch besprechen - maßgeblich mit Teresa."
- Teil 1: "Der Todestag wird mich ein Leben lang begleiten"
- Teil 2: Besuch am Grab und stille Trauer