VfL Osnabrück: Historische Blamage an der Bremer Brücke
Was für ein Spiel und was für eine Pleite für den VfL Osnabrück: Die Niedersachsen kassierten am Freitag im Zweitliga-Aufsteigerduell gegen den SV Wehen Wiesbaden eine denkwürdige 2:6-Heimniederlage. So etwas hat die altehrwürdige Bremer Brücke noch nicht erlebt. Bereits zur Pause lagen die indisponierten "Lila-Weißen" 2:5 zurück. Mit dem achten Spiel in Folge ohne Sieg geht die Talfahrt der Osnabrücker rasant weiter.
Thioune: "Können den Fallschirm noch ziehen"
"Wir sind im freien Fall, aber wir sind noch nicht unten angekommen. Wir können den Fallschirm noch ziehen. Und das ist unser Ziel", sagte VfL-Trainer Daniel Thioune im NDR Interview, den die Partie sichtlich mitgenommen hatte. "Das Spiel muss ich mir noch ein paar Mal angucken und mit meiner Mannschaft aufarbeiten. Aber ab Sonntag gucken wir nach Bielefeld." Am kommenden Freitag müssen die Osanbrücker beim Tabellenführer Arminia antreten.
Osnabrück indisponiert: Fünf Gegentore in Hälfte eins
Dabei fing es mit dem 1:0 durch Benjamin Girth nach drei Minuten gut an für den VfL. Doch was die Niedersachsen danach ablieferten, war erschreckend. Sie luden Wehen Wiesbaden mit zahlreichen Abwehrpatzern quasi im Sekundentakt zum Toreschießen ein. Und die Gäste nahmen dankbar an: Manuel Schäffler (5.), Maximilian Dittgen (7.) und Stefan Aigner (15.) schenkten den Gastgebern innerhalb von zehn Minuten drei Tore ein. 3:1 für den Tabellenvorletzten - und an der Bremer Brücke rieben sich die VfL-Fans verwundert die Augen. Da konnten auch die äußerst schwierigen Platzverhältnisse nach Dauerregen nicht als Entschuldigung herhalten.
Agu nach 22 Minuten ausgewechselt
Vor allem nicht bei Felix Agu, der gefühlt mehr auf dem Boden lag, als dass er Fußball spielte. Der Osnabrücker Linksverteidiger hatte Fehler um Fehler produziert, dadurch Gegentore verschuldet und wurde von Thioune nach gerade einmal 22 Minuten vom Platz geholt. Kevin Wolze kam in die Partie. Und es passte ins bittere "lila-weiße" Bild, dass es auch Wolze nicht besser machte. In der 26. Minute rutschte der neue Mann nach einer Ballannahme aus, Aigner ging dazwischen und legte auf Schäffler quer - 4:1 für Wehen Wiesbaden.
Es ging hart zur Sache in Osnabrück und die Gäste hatten Glück, dass Kapitän Sebastian Mrowca für seine heftige Grätsche von hinten gegen Wolze nur Gelb sah (43.). Viel Zeit zum Aufregen gab es nicht. Die rasant-rutschige Fahrt an der Bremer Brücke ging weiter: Schäffler erhöhte auf 5:1 für die Gäste (45.), Moritz Heyer verkürzte postwendend auf 2:5 für den VfL (45.+2). Nur Sekunden später hätte Marcos Alvarez das 3:5 machen müssen, doch der Osnabrücker Stürmer setzte den Ball unbedrängt aus elf Metern am Pfosten vorbei. Kaum zu glauben, aber das Torfestival zu Gunsten der Gäste hatte sich bei folgender Ballbesitz-Verteilung abgespielt: Osnabrück 75, Wehen Wiesbaden 25 Prozent.
Erinnerungen an Kaiserslautern - Meppen 1997
Die VfL-Fans tröstete es wohl wenig, dass sie einer historischen ersten Hälfte beigewohnt hatten. Mehr Tore in der ersten Hälfte waren zuvor erst einmal in der Zweiten Liga gefallen. In der Saison 1996/1997, beim legendären Duell 1. FC Kaiserslautern - SV Meppen. Damals hatte es nach 45 Minuten 6:2 gestanden. Am Ende hieß es 7:6 für den 1. FCK.
Videoassistent hilft - Wolze trifft nur die Latte
13 Tore wurden es an diesem Abend in Osnabrück nicht. Das lag auch am Videoassistenten, der Schiedsrichter Benedikt Kempkes dazu brachte, seine Elfmeter-Entscheidung für Wehen Wiesbaden in der 59. Minute zurückzunehmen. Lukas Gugganig hatte bei seiner Grätsche gegen Daniel-Kofi Kyereh den Ball gespielt. Und die Osnabrücker? Die bekamen nach dieser desolaten ersten Hälfte den Schalter nicht mehr umgelegt. Ein Lattentreffer von Wolze (79.), mehr war nicht drin aus VfL-Sicht. Aber Wehen Wiesbaden hatte noch einen in petto: Kyereh traf in der Nachspielzeit zum 6:2-Endstand (90.+1). Der Schlusspfiff kam einer Erlösung gleich.