3:0-Sieg gegen Hannover 96 - Holstein Kiel so gut wie noch nie
Holstein Kiel hat die beste Zweitliga-Hinrunde seiner Geschichte perfekt gemacht. Die Schleswig-Holsteiner setzten sich am Samstagabend in einem turbulenten Nordduell verdient mit 3:0 (3:0) gegen Hannover 96 durch.
Mit einem Doppelschlag waren die Kieler Mitte der ersten Hälfte in Führung gegangen. Und sowohl beim 1:0 von Timo Becker (26.) als auch beim 2:0 von Fiete Arp (27.) war es den Gästen offenbar einfach zu schnell gegangen. Kurz vor der Pause legte Arp dann auch noch das 3:0 nach und sorgte damit für die Vorentscheidung (45.). Dreimal brach lauter Jubel bei den gut 14.000 Zuschauenden aus. Ansonsten verwehrten die organisierten Fanszenen beiden Teams wegen des Investoren-Deals der DFL über weite Strecken des Spiels die verbale Unterstützung.
"Man hat an der Konstanz der letzten Wochen gesehen, dass es kein Zufallsprodukt mehr ist, dass wir uns da oben festgesetzt haben." Kiels Fiete Arp
Dass das dem Team von Trainer Marcel Rapp nicht gerecht wurde, ist klar. Der Höhenflug der "Störche", die zumindest bis zum letzten Hinrundenspiel des FC St. Pauli auch Tabellenführer sind, ist historisch: Durch den elften Saisonsieg übertrafen sie mit nun 35 Punkten sogar noch die Ausbeute bei den Beinahe-Aufstiegen 2018 und 2021. Hannover, das die Partie in Unterzahl beendete, hat nun sieben Zähler Rückstand auf Rang drei.
Während Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler von einem gebrauchten Tag für sein Team sprach, war bei den Kielern Party angesagt. "Unabhängig davon, was St. Pauli noch macht: Wir können auf die ersten 17 Spiele richtig, richtig stolz sein", sagte der überragende Arp. "Man hat an der Konstanz der letzten Wochen gesehen, dass es kein Zufallsprodukt mehr ist, dass wir uns da oben festgesetzt haben."
Hannover beginnt druckvoll - und hat Glück
Die Kieler hatten das Spiel selbstbewusst und mit Offensivdrang begonnen: Gerade 90 Sekunden waren gespielt, als Shuto Machino Gäste-Keeper Ron-Robert Zieler zur ersten Parade zwang. Doch die Anfangsphase gehörte klar den Niedersachsen, die dem Spiel mehr und mehr ihren Stempel aufdrückten. Derrick Köhn (10.) und Marcel Halstenberg (11.) verfehlten das Tor nur knapp.
Die KSV blieb allerdings über schnelle Umschaltmomente gefährlich - so auch in der 19. Minute. Nach einer unübersichtlichen Aktion entschied Schiedsrichter Florian Exner auf Foulelfmeter für die Gastgeber. Das Vergehen von Hannovers Enzo Leopold war unstrittig, aber der Videoassistent schaltete sich wegen einer vorangegangenen Abseitsstellung ein.
Arp schnürt Doppelpack und muss verletzt raus
96 durfte also aufatmen, ließ sich dann aber eiskalt erwischen - und das gleich zweimal. Zunächst sprintete Finn Porath über den linken Flügel und legte vor dem Tor quer. Becker spritzte in den Ball und traf zum 1:0 (26.). Und gerade einmal eine Minute später legten die Hausherren auch schon nach. Lewis Holtby steckte auf Arp durch, der zwei Gegenspieler stehenließ und gegen Zielers Laufrichtung traf.
Und die Kieler hatten noch nicht genug: Wie beim 1:0 reichte ein langer Ball, um Hannovers Defensive zu knacken. Diesmal jagte Becker die Linie runter und fand mit seiner Hereingabe Arp, der nur noch den Fuß hinhalten musste - 3:0 (45.). Der gebürtige Schleswig-Holsteiner unterstrich damit seine herausragende Form, es war sein viertes Tor in den jüngsten vier Partien. Der 23-Jährige wurde jedoch zum tragischen Helden, weil er sich kurz vor der Pause im Adduktorenbereich verletzte.
Christiansen sieht Gelb-Rot - der VAR ein Abseitstor
Die Hannoveraner zeigten nach Wiederbeginn immerhin eine Reaktion. Die Gäste näherten sich wieder ein paar Mal dem Kieler Tor an. Die kurze Drangphase wurde aber je durch die Gelb-Rote Karte für den erst zur Pause eingewechselten Max Christiansen unterbrochen (66.).
Und nur zwei Minuten später jubelten wieder die Schleswig-Holsteiner über einen Treffer. 96-Angreifer Andreas Voglsammer hatte dem Kieler Patrick Erras den Ball an die Brust geschossen und von dort war dieser über die Linie gerollt. So ungewöhnlich, so klar. Die Aktion hatte aber eine mehr als fünfminütige VAR-Unterbrechung zur Folge, an deren Ende das Schiedsrichterteam auf Abseits entschied. Eine alles andere als klare Entscheidung, die der VAR auch nicht selbst treffen wollte, Exner musste schließlich auch noch in die Review-Area.
Und besonders bitter für alle Beteiligten: Die viel zu lange Unterbrechung zog auch noch der Partie den Stecker. Erst in den Schlusssekunden gab es noch ein paar Torchancen. Es blieb jedoch beim auch in der Höhe verdienten 3:0-Erfolg der Kieler, für die die Winterpause nicht sonderlich gelegen kommt. Aber bei nun fünf Siegen in Serie könnte die Stimmung unter dem Weihnachtsbaum auch kaum besser sein.