Holstein Kiel: HSV kassiert - nächster, schwerer Stopp St. Pauli
Trotz aller Widrigkeiten und Rückschläge ist Holstein Kiel am HSV vorbeigezogen und hat den Bundesliga-Aufstieg fest im Blick. Mit dem Zweitliga-Nordduell heute gegen den FC St. Pauli wartet nun aber ein echter Prüfstein.
Der Sprung vorbei am wieder einmal taumelnden HSV auf Relegationsplatz drei ließ Ole Werner nach dem verdienten 2:0-Heimsieg gegen den SV Sandhausen eher kalt. "Der Blick auf die Tabelle hilft uns fürs Gemüt, bringt uns am Freitag, wenn das Spiel angepfiffen wird, aber auch nichts", sagte der Kieler Coach mit Blick auf den nächsten Heimauftritt gegen den FC St. Pauli (18.30 Uhr, im NDR Livecenter). "Da müssen wir uns das wieder neu verdienen."
Bloß "nicht zu weit denken", das ist das Motto des Trainers im Saisonendspurt, der für die "Störche" mit noch zwei Nachholspielen sechs Partien binnen 16 Tagen bereithält.
Noch zwei Nachholspiele in petto
Pokal-Blues nach der heftigen Pokal-Halbfinal-Pleite gegen Borussia Dortmund? Davon war bei den Kielern gegen Sandhausen nichts zu spüren. Werner war zurecht stolz auf seine von Corona-Quarantänen gebeutelten Kicker: "Hut ab vor meiner Mannschaft." Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten kam der Holstein-Coach auch nicht um ein Extra-Lob herum: "Janni Serra hat ein herausragendes Spiel gemacht. Er war der absolute Schlüssel." Und damit meinte Werner nicht allein das Traumtor zum 2:0-Endstand durch seinen Stoßstürmer, sondern auch dessen Präsenz auf dem Platz.
"Platz drei ist super, auf den HSV und die anderen Mannschaften gucken wir gar nicht", sagte Serra nach dem 15. Saisonsieg der "Störche" im NDR Interview und ließ anders als sein Coach jegliche Zurückhaltung fahren.
"Wenn wir unseren Job wie gegen Sandhausen machen, dann hat keine andere Mannschaft eine Chance." Janni Serra
Dabei hatten die Kieler kein Feuerwerk abgebrannt. "Es war kein glorreiches Spiel", gab auch Fin Bartels zu, hob aber die Kieler Abgeklärtheit hervor: "In einer Phase, in der wir so viele Spiele haben, muss man so ein Spiel souverän zu Ende spielen. Das haben wir geschafft." Eine Qualität, die Aufstiegskonkurrent HSV in den vergangenen Wochen vollkommen abging und zu einem Trainerwechsel verleitete.
St. Pauli mit Schützenhilfe für den HSV?
Dass der nun von Vereins-Legende Horst Hrubesch trainierte Rautenclub im Saisonfinale auf die Hilfe von Stadtrivale FC St. Pauli angewiesen ist, hätte sich im Volkspark wohl auch niemand träumen lassen. Und wer wäre besser "geeignet", als das beste Rückrunden-Team der Liga, um die "Störche" zumindest ein bisschen auszubremsen?
St.-Pauli-Coach Timo Schultz ist das Wohlbefinden des HSV herzlich egal. Er vertraut auf den Erfolgshunger seiner Elf, die als Siebter jenseits von Gut und Böse steht.
"Es heißt für uns nicht Saisonausklang, sondern Saisonendspurt. So verhalten sich meine Jungs auch. Wir können auch gar nicht Halbgas. Wenn der Schiedsrichter anpfeift, spielen wir nach vorne, auch in Kiel." Timo Schultz
Für die Höhenflieger von Holstein Kiel fand Schultz, der als Profi von 2003 bis 2005 selber für die KSV spielte, vor dem Nordduell nur lobende Worte. "Sie gehören zu den absoluten Spitzenmannschaften in der Liga. Ich gehe davon aus, dass sie zum Saisonende unter den ersten drei stehen werden", sagte der 43-Jährige. "Sie sind meiner Meinung nach die Mannschaft in der Liga, die es vom Positionsspiel in der Spieleröffnung am besten macht. Darüber hinaus haben sie gerade in der Offensive Spieler, die ein Spiel im Alleingang entscheiden können." Janni Serra lässt grüßen.