96 - Braunschweig: Vieles anders beim Derby in Corona-Zeiten
Hannover 96 gegen Eintracht Braunschweig, mehr Rivalität geht kaum. Heute treffen die Erzrivalen erstmals seit 2017 wieder aufeinander - zu einem Niedersachsen-Derby unter Corona-Bedingungen.
Als vor drei Jahren Hannover 96 Eintracht Braunschweig mit 1:0 bezwang und am Ende der Saison in die Bundesliga aufstieg, stand Hendrik Weydandt auf der Nordtribüne und feuerte seine Hannoveraner an. Seitdem hat sich einiges geändert. Weydandt hat es von den Zuschauerrängen auf den Platz geschafft und soll heute (13 Uhr, im NDR Livecenter) nun Derby-Tore für 96 schießen - vor maximal 9.800 Fans. Mehr lässt Corona nicht zu, was nichts an der sportlichen Bedeutung der Partie ändert. "Jeder Spieler weiß genau, was die Stunde geschlagen hat", versicherte Weydandt. Wohlwissend, dass dem Verlierer der Partie ungemütliche Tage bevorstehen.
9.800 Zuschauer zugelassen - Derby noch nicht ausverkauft
Profis kommen und gehen, auch bei 96 und der Eintracht. In Hannover waren es in dieser Saison bislang elf neue Spieler, 14 wurden abgegeben. Braunschweig zählt aktuell zwölf Zu- und 13 Abgänge. Die Konstante sind die Fans, für die das Niedersachsen-Derby aber ganz anders daherkommt als die vielen vorher. Im 96-Stadion sind aufgrund der Corona-Auflagen 9.800 Zuschauer zugelassen. Am Donnerstag waren allerdings erst 7.000 Tickets verkauft. Deshalb änderte 96 die Vorverkaufbedigungen und gab am Freitag auch Vereinsmitgliedern die Chancen, Karten zu erwerben. Tageskassen dürfen heute nicht geöffnet werden.
Gäste-Fans aus Braunschweig sind im Stadion nicht erlaubt. Allein deshalb dürfte es ruhiger zugehen als bei den jüngsten Derbys mit Ausschreitungen zwischen gewaltbereiten Anhängern beider Lager.
"Keine Erkenntnisse für Anreise von Braunschweiger Fans"
Über ihre Einsatzstärke will die Polizeidirektion Hannover aus taktischen Gründen keine Angaben machen. "Aktuell liegen uns keine Erkenntnisse für eine Anreise von Braunschweiger Fans vor. Wir können das aber nicht ausschließen", sagte eine Sprecherin dem NDR. Das Niedersachsen-Derby ohne Gäste-Fans sei auch für die Polizei Hannover ein Novum. Stressig dürfte es für die Beamten ohnehin werden: Neben der 96-Arena auf dem Schützenplatz findet das "Herbstvergnügen" statt, mit 26 Fahrgeschäften und rund 60 Buden - 3.800 Besucher sind maximal zeitgleich zugelassen. "Die Veranstaltung ist bei der Einsatzplanung bedacht", betonte die Polizeidirektion Hannover.
"Freuen uns, überhaupt mit Zuschauern zu spielen"
"Es gibt gewisse Indikatoren, die auf eine gewisse Unruhe in den Szenen hindeuten. Aber insgesamt wird die Freude auf dieses Spiel deutlich", sagte 96-Geschäftsführer Martin Kind dem NDR. "Aber wir freuen uns, dass wir überhaupt mit Zuschauern spielen dürfen." Aktuell deutet nichts darauf hin, dass sich das für das Derby noch ändert. Die Spieler freut's. "Diese ganze Geisterspiel-Atmosphäre hat jetzt endlich wieder ein Ende", sagte 96-Verteidiger Timo Hübers.
Derby-Pleite für beide Teams verboten
Der 96-Verteidiger und seine Mannschaftskollegen haben sicherlich den größeren sportlichen Druck: Hannover 96 will aufsteigen, "ohne Wenn und Aber" (Kind), enttäuschte aber zuletzt beim 1:2 in Osnabrück und würde bei einer weiteren Niederlage mit drei Punkten aus drei Spielen dastehen. Eintracht Braunschweig wiederum will auf keinen Fall absteigen, schoss aber in den ersten beiden Spielen dieser Zweitliga-Saison kein einziges Tor und hat erst einen Zähler auf dem Konto. Derby-Pleite verboten gilt eigentlich für beide Teams. "Wenn angepfiffen wird, werden wir voll da sein", versprach Eintracht-Coach Daniel Meyer.
Kenan Kocak zeigte sich ebenfalls zuversichtlich: "Wir wissen darum, was es für unsere Fans und auch für die Stadt bedeutet", sagte 96-Coach und fügte mit Blick auf die Neuzugänge hinzu: "Wenn ein Spieler die Bedeutung nicht kennt, ist er fehl am Platz. Das ist eine der ersten Sachen, die sie hier erfahren." Bei Ex-Fan Weydandt braucht sich Kocak darüber jedenfalls keine Gedanken machen.