3:1 gegen Kiel - 96 atmet im Abstiegskampf auf
Hannover 96 hat sich im Abstiegskampf der zweiten Fußball-Bundesliga etwas Luft verschaffen können. Die Niedersachsen setzten sich am Montagabend gegen den Nordrivalen Holstein Kiel mit 3:1 (1:0) durch und verbesserten sich auf den zwölften Tabellenplatz. Es war erst der zweite Heimsieg für den Erstliga-Absteiger in dieser Serie. Die KSV verpasste es hingegen, weiteren Boden auf Aufstiegsrelegationsplatz drei gutzumachen. John Guidetti (11.), Philipp Ochs (80.) und Hendrik Weydandt (90.+1) trafen für die Hausherren, Jae-sung Lee war für die "Störche" zum zwischenzeitlichen Ausgleich erfolgreich (68.).
96-Kapitän Prib: "Wir sind sehr erleichert"
"Wir alle haben die Tabellensituation vor dem Spiel gekannt. Bei einem nicht erfolgreichen Spiel wären wir, glaube ich, ganz schön in Schwierigkeiten gewesen. Allerdings haben wir uns davon nicht beeindrucken lassen. Kiel hat ein super Auswärtsspiel gemacht. Wir sind aber sehr zufrieden mit dem Spiel und sehr erleichert", sagte 96-Kapitän Edgar Prib im NDR 2 Interview. KSV-Stürmer Emmanuel Iyoha ärgerte sich derweil darüber, dass sein Team "20 bis 30 Minuten unkonzentriert war" und stellte durchaus treffend fest: "Sonst haben wir über weite Strecken ein gutes Spiel gemacht."
"Fans" sorgen auch in Hannover für Spielunterbrechung
Beide Teams boten den anwesenden Schaulustigen in der WM-Arena am Maschsee von Beginn an gute Fußball-Unterhaltung.
96 setzte in der siebten Minute die ersten Ausrufezeichen durch Schüsse von Sebastian Jung (kein Problem für KSV-Torsteher Ioannis Gelios) und Cedric Teuchert (knapp vorbei). Kurz darauf sorgten einige im Hannover-Block stehende Eintrittskarten-Erwerber für die an diesem Spieltag beinahe schon obligatorische Unterbrechung (8.). Sie beleidigten Dietmar Hopp, Mäzen des Bundesligisten TSG Hoffenheim, lautstark und zeigten zwei Banner, auf denen die Gesichter von Hopp und dem österreichischen Milliardär Dietrich Mateschitz zu sehen waren. Letzterer hält 49 Prozent der Anteile an der Red Bull GmbH, die bekanntlich Champions-League-Teilnehmer RasenBallsport Leipzig Flügel verleiht. Als die Transparente wieder eingerollt waren, pfiff Referee Sascha Stegemann die Begegnung wieder an. Bereits am Wochenende hatte es in mehreren Stadien wegen ähnlicher Vorkommnisse Spielunterbrechungen gegeben.
Toller Angriff führt zur 96-Führung
Die Hausherren ließen sich durch die in solchen Fällen von Schmähungen vom Deutschen Fußball-Bund vorgegebene Zwangspause nicht aus dem Rhythmus bringen. Kurz nach dem Wiederanpfiff spielte Waldemar Anton einen wundervollen Diagonalpass zu Jung, der flankte nicht minder präzise auf den ersten Pfosten, wo Guidetti per Flugkopfball erfolgreich war. Für den Angreifer mit den sechs Vornamen (John Alberto Fernando Andres Luigi Olof) und den noch zahlreicheren Profistationen war es der erste Treffer im Dress des zweimaligen deutschen Meisters. Ein paar Minuten konnten der 27-Jährige und seine Teamkameraden nach dem 1:0 noch ihr hohes Niveau halten. Dann bauten die Gastgeber sukzessive ab und überließen den Kielern zunehmend das Mittelfeld und die Spielgestaltung. Holstein besaß einige ganz gute Chancen, die Keeper Ron-Robert Zieler vereitelte, und eine prächtige Gelegenheit: Iyoha scheiterte an der Latte (28.). Erst in der Schlussphase des ersten Abschnitts taute 96 wieder auf und hatte durch Linton Maina das 2:0 auf dem Fuß. Den überhasteten Abschluss des 20-Jährigen konnte Stefan Thesker vor der Linie aus der Gefahrenzone befördern (41.).
Lee egalisiert - Hannovers "Joker" stechen
Auch die erste Möglichkeit nach dem Seitenwechsel besaß das 96-Eigengewächs. Abermals zielte der Angreifer nicht präzise genug (51.).
Auch Prib (52.) und Teuchert (55.) machten es bei ihren Chancen nicht besser. Nachdem die Gastgeber es versäumt hatten, den Vorsprung auszubauen, meldete sich Holstein im Spiel zurück. Einen Schuss von Fabian Reese konnte Zieler noch abwehren (59.), neun Minuten später war das Mitglied des deutschen Weltmeisterschafts-Kaders von 2014 dann jedoch geschlagen. Eine Ecke von Salih Özcan landete am langen Pfosten und fiel dort Lee vor die Füße, der den Ball über die Linie stocherte. Wie würde Hannover, das in dieser Serie schon so viele Nackenschläge hat hinnehmen müssen, auf den Ausgleich reagieren? Gut! Die "Roten" legten sofort wieder den Vorwärtsgang ein. Guidetti verpasste noch knapp die erneute Führung (70.), der in der 58. Minute für Teuchert eingewechselte Ochs überwand Gelios dann mit einem Linksschuss. Kiels Keeper hatte zuvor noch prächtig gegen Prib pariert - aber eben genau vor die Füße des 96-"Jokers".
Den Schlusspunkt unter das ereignisreiche Nordduell setzte schließlich der ebenfalls eingewechselte Weydandt mit einem Schuss, bei dem Gelios eine - gelinde ausgedrückt - sehr unglückliche Figur abgab. Dem Keeper rutschte der nicht sehr hart und präzise geschossene Ball durch die Handschuhe.