Wilder Ritt im Volkspark: Glatzel schießt HSV zum Sieg gegen Sandhausen
Einmal mehr dank seines Torjägers hat der Hamburger SV in der zweiten Fußball-Bundesliga den elften Saisonsieg gefeiert. Robert Glatzel war am Sonnabend beim 4:2 (1:0)-Erfolg des HSV gegen den SV Sandhausen an allen vier Treffern beteiligt.
Vor 55.246 Zuschauern taten sich die Hanseaten gegen das Kellerkind lange schwer. Am Ende konnten sie sich einmal mehr auf Glatzel verlassen, der im letzten Spiel vor der WM-Pause seine Saisontore zehn und elf erzielte und den ersten Platz in der Torschützenliste übernahm. Der HSV verteidigte damit den zweiten Tabellenplatz vor dem 1. FC Heidenheim. "Wir haben uns fest vorgenommen: Egal was passiert, wir geben 90 Minuten alles und lassen uns nicht zurückwerfen", sagte ein zufriedener Glatzel nach dem Spiel dem NDR.
"Das ist genau meine Mannschaft, die nie aufgibt, die immer alles investiert." HSV-Trainer Tim Walter
Ganz unbeschwert dürfte die Stimmung aber trotzdem nicht sein, wenn sich der HSV-Tross am Sonntagmorgen um 7.20 Uhr auf den Weg zur Promotour in die USA macht. Kurz nach dem Abpfiff verkündete der Club, dass Verteidiger Mario Vuskovic, der gegen Sandhausen überraschend nicht im Kader gestanden hatte, positiv auf Doping getestet worden sei. Wie es in der Sache weitergeht, ist offen. Das nächste Pflichtspiel steht für die Hamburger am 29. Januar gegen Eintracht Braunschweig an.
HSV lässt "sichere" frühe Führung liegen
Die Mannschaft hatte sich davon nichts anmerken lassen und hätte gegen den SVS bereits in der 4. Minute in Führung gehen müssen. Nach einem haarsträubenden Fehlpass von Merveille Papela lief Ludovit Reis von der rechten Seite frei in den Sechzehner. In der Mitte war Jean-Luc Dompé mitgelaufen und der Hamburger Spielmacher spielte den Querpass vorbei an Keeper Nikolai Rehnen. Das Zuspiel kam aber nicht beim Mitspieler vor dem leeren Tor an, Immanuel Höhn klärte spektakulär mit der Grätschte. Der HSV setzte nach, aber auch den zweiten Schuss von Laszlo Benes lenkten die Sandhäuser noch ab.
Dompé serviert Glatzel das 1:0 auf dem Silbertablett
Die Gäste hatten zwar auch in der Folge große Probleme mit dem Pressing der Hausherren, die gegen die SVS-Fünferkette auf diesem Weg sogar zu mehreren Konterchancen im eigenen Stadion kamen. Doch auch beste Gelegenheiten spielte das Walter-Team schlicht schlecht aus. Der richtige Moment zum Abspiel wurde regelmäßig verpasst - und so bessere Möglichkeiten zum Abschluss vertan.
Und so kamen die Gäste besser ins Spiel - oder ließ sie der HSV bewusst ins Spiel kommen? Denn auf einmal stand es 1:0. Miro Muheim schickte Dompé auf der linken Seite steil. Der flinke Franzose sprintete in den Sechzehner und legte dann mit der ersten Ballberührung perfekt für Glatzel auf. Der Mittelstürmer ließ noch Rehnen aussteigen und brachte die Gastgeber in Führung (27.).
Während die HSV-Fans feierten, ließ es das Team in der Folge ein bisschen ruhiger angehen. Aber der SVS, der im ersten Durchgang ohne echte Tormöglichkeit blieb, ließ sich nicht noch einmal locken.
Hin und her in Hälfte zwei - Happy End für HSV
Walter hatte sich für den erwartet tiefstehenden Gegner den Kniff ausgedacht, Ransford-Yeboah Königsdörffer allein auf der rechten Seite aufzubieten. Der Offensivmann trat immer wieder vorn in Erscheinung und wurde defensiv kaum gefordert. Bis zur 50. Minute jedenfalls. Da hätte Königsdörffer einen Pass vor das Tor beherzt klären können, stattdessen ließ er sich im Zweikampf von Cebio Soukou einfach zur Seite schieben. Soukou stand frei vor Keeper Daniel Heuer Fernandes und schob mit der ersten Chance für sein Team locker zum 1:1 ein.
Es war der Beginn eines rasanten Ritts, bei dem beide Seiten das Verteidigen phasenweise schlicht einstellten. Nach einem leichten Ballverlust von Christian Kinsombi, dem jüngeren Bruder des ehemaligen Hamburgers David, köpfte Reis, den Glatzel freigeblockt hatte, zur erneuten HSV-Führung ein (57.). Auf der anderen Seite patzte Muheim und Kinsombi konnte seinen Fehler postwendend wieder gut machen 2:2 (68.).
Doch dann kam Glatzel noch einmal auf: Erst störte er SVS-Kapitän Alexander Schirow derart, dass dieser den Ball ins eigene Tor köpfte (74.). Sechs Minuten später erlief Glatzel einen langen Ball, umkurvte Rehnen und traf zum 4:2 ins leere Tor.