Nur noch Dritter: HSV lässt gegen Kiel wieder Punkte liegen
Der Hamburger SV hat einen Rückschlag im Kampf um die Bundesliga-Rückkehr kassiert: Auch im fünften Zweitliga-Heimspiel gegen Holstein Kiel hat der HSV nicht gewonnen - am Sonnabend gab es ein 0:0.
Die Hamburger mussten auf ihren gesperrten Cheftrainer Tim Walter verzichten. Eine halbe Stunde vor Spielbeginn musste er den Stadion-Innenraum verlassen, ihm blieb nur die Zuschauerrolle. Apropos: Das Volksparkstadion war mit 57.000 Fans mal wieder vollbesetzt - und gehört mit seinem Schnitt im deutschlandweiten Ranking zur Top Fünf. Doch auch diese Power half dem HSV diesmal nicht. Die Mannschaft, für die einmalig Co-Trainer und A-Lizenzinhaber Julian Hübner verantwortlich zeichnete, nutzte ihre durchaus vorhandenen Chancen nicht. Und weil auch Kiel immer wieder Nadelstiche setzte, war die Punkteteilung am Ende nicht unverdient.
"Du bist auf dich allein gestellt, du musst alles rauslassen und haust da teilweise den Schreibtisch auseinander bei den Chancen, die wir hatten. Es ist nicht förderlich, wenn ich nicht an der Bank bin." HSV-Trainer Tim Walter
Kurios: Auch im fünften Liga-Heimspiel gegen die KSV warten die Hamburger weiter auf den ersten Sieg. In der Tabelle ist der HSV damit nur noch Dritter, weil Heidenheim vorbeizog. Spitzenreiter Darmstadt 98 (am Abend 2:0 gegen Kaiserslautern) hat nun drei Punkte Vorsprung auf den HSV, der im Auswärtsspiel in Düsseldorf am kommenden Freitag auf Sebastian Schonlau verzichten muss. Der Kapitän sah genauso wie die Kieler Finn Porath und Fiete Arp seine fünfte Gelbe Karte. Kiel empfängt am 26. Spieltag Arminia Bielefeld.
Kiels Wahl: "Hätten auch drei Punkte klauen können"
"Wir haben vieles von dem, was wir uns vorgenommen haben, auf den Platz gebracht. Aber wir waren nicht kaltschnäuzig genug, um den Sieg zu holen", sagte HSV-Torhüter Daniel Heuer Fernandes. "Alle Fans im Stadion und natürlich auch die Mannschaft sind ein Stück weit enttäuscht, wenn du ein gutes Spiel machst, aber in der Chancenverwertung nicht zupackst." Abwehrmann Noah Katterbach betonte: "Es gab genug Chancen, um ein Tor zu erzielen. Aber das haben wir heute nicht geschafft. Der große Aufwand wurde leider nicht belohnt."
KSV-Kapitän Hauke Wahl sprach davon, dass seine Kieler "etwas Glück gehabt" hätten. "Der HSV hatte seine Möglichkeiten. Wir hätten mit ein bisschen mehr Kaltschnäuzigkeit aber auch die drei Punkte klauen können", sagte der gebürtige Hamburger. "Alles in allem hatten wir heute einen sehr guten Torwart, elf Leute auf dem Platz, die unbedingt das Tor verteidigen wollten. Und so haben wir zum ersten Mal in diesem Jahr zu null gespielt."
Kiels Ziel sei es jetzt, "relativ schnell die 40 Punkte vollzumachen". Dazu fehlen Stand jetzt noch sechs Zähler. Wenn das gelungen sei, "können wir noch ein bisschen nach oben schielen, noch ein paar Plätze gutmachen".
Kiels Keeper Himmelmann zu Beginn im Fokus, ...
Als um 13 Uhr eigentlich der Anpfiff ertönen sollte, fackelten die Kieler Anhänger zunächst im Gästeblock ein Feuerwerk ab. Schiedsrichter Benjamin Brand beobachtete das Treiben sehr kritisch - wegen der Rauchentwicklung und auch, weil Raketen in den Hamburger Himmel geschossen wurden. Mit zwei Minuten Verzögerung ging es dann aber los - und der HSV wollte offensichtlich gar nicht erst den Eindruck erwecken, auch nur einen Hauch verunsichert zu sein.
Vom Anpfiff weg dominierten die Hausherren das Spiel. Und schon in der 3. Minute hatte Robert Glatzel die Führung auf dem Kopf. Aber Torhüter Robin Himmelmann parierte und die Abwehr der "Störche" konnte klären. Mit Ransford-Yeboah Königsdörffer anstelle von Laszlo Benes hatte Walter sein Team deutlich offensiver aufgestellt als zuletzt. Die Schleswig-Holsteiner gerieten immer wieder in Bedrängnis. Gegen Bakery Jatta und Glatzel musste der Ex-St.-Paulianer Himmelmann gleich zweimal in höchster Not retten (12.).
... aber auch Heuer Fernandes ist gefordert
Die Hamburger kamen in der Anfangsphase auch zu einer ganzen Reihe Ecken. Aber sie konnten ihre Überlegenheit nicht nutzen. Und auch wenn der HSV in der kompletten ersten Hälfte deutlich spielbestimmend blieb, hätte das Pendel auch in die andere Richtung ausschlagen können.
Philipp Sander verfehlte mit seinem wuchtigen Distanzschuss das Tor von Daniel Heuer Fernandes noch knapp (36.). Zehn Minuten später hatte dann Lewis Holtby in seinem alten Wohnzimmer die größte Chance der Gäste: Nach einem Doppelpass mit Sander scheiterte er aus kurzer Entfernung mit seinem Schuss an einer starken Fußabwehr des Keepers.
Hektische Szenen in der Schlussphase
In der zweiten Hälfte war der HSV nicht mehr so dominant. Die erste Großchance hatten trotzdem die Gastgeber - aber Königsdörffer scheiterte erneut an Himmelmann (56.). Vier Minuten später stockte so manchem HSV-Anhänger der Atem. Schonlau hatte sich bei einem langen Ball verschätzt, sodass Kiels Fabian Reese frei auf das Tor zulief. Doch der Kieler geriet aus dem Tritt und Schonlau konnte doch noch retten.
Sechs Minuten vor dem Ende hätte dann der eingewechselte Benes für die Hamburger zum Sieg treffen können. Am Ende eines Konters legte Jatta quer auf den Mittelfeldstrategen, der nur noch Himmelmann vor sich hatte. Doch von hinten rauschte Timo Becker heran und hinderte Benes am Abschluss. Den Abpraller stolperte Glatzel ins Toraus. Also ein unglücklicher Punktverlust für den HSV? Nicht wirklich: Denn im direkten Gegenzug war auf der anderen Seite wieder Reese durch. Allerdings kam Kiels Angreifer wieder nicht zum Abschluss, weil Schonlau rettete.
Die letzte Chance der Partie hatte Glatzel. Doch auch gegen seinen Hackentrick war Himmelmann zur Stelle (90.+1). Hamburg muss seine Punkte im Kampf um den Aufstieg gegen andere Teams holen.