Mario Vuskovic vor dem DFB-Sportgericht © picture alliance/dpa | Arne Dedert

Noch kein Urteil im Dopingprozess gegen HSV-Profi Vuskovic

Stand: 17.03.2023 18:00 Uhr

Der dritte Verhandlungstag im Prozess gegen den wegen Dopingverdachts gesperrten HSV-Profi Mario Vuskovic ist ohne Urteil zuende gegangen. Innerhalb der kommenden zwei Wochen soll den Verfahrensparteien schriftlich eine Entscheidung zukommen.

"Wir haben ein anspruchsvolles und sehr anstrengendes Verfahren, wo für alle Beteiligten viel auf dem Spiel steht", sagte Stephan Oberholz, Vorsitzender des DFB-Sportgerichts: "Wir brauchen angemessen Zeit, um Beratungen durchzuführen. Erst dann können wir eine tragfähige Entscheidung treffen." Zuvor hatte Oberholz versucht, hinter verschlossenen Türen "das Ganze" einvernehmlich zu regeln. "Das ist aber gescheitert", erklärte er.

Noch höchstens zwei Wochen muss der kroatische Abwehrspieler des HSV nun auf ein Urteil warten. Er darf auf einen Freispruch hoffen, muss aber auch weiter eine vierjährige Sperre befürchten.

Vuskovic wünscht ein Ende des "Albtraums"

Die Verteidigung hatte einen Freispruch gefordert, Vuskovic selbst zeigte sich im Schlussplädoyer sehr emotional. "Ich bin unschuldig", sagte der 21 Jahre alte Spieler von Fußball-Zweitligist Hamburger SV unter Tränen: "Ich habe im Sport niemals betrogen und werde das auch niemals tun. Was ich und meine Familie in den letzten Monaten durchmachen mussten, würde ich meinem ärgsten Feind nicht wünschen. Jeden Tag wünsche ich mir, dass dieser Albtraum zu Ende geht." Er befürchte, "dass es morgen einen anderen Athleten treffen kann".

"Keine Hinweise auf systematisches Doping"

Er "halte den Dopingvorwurf völlig problemlos für nachgewiesen", konstatierte dagegen Anton Nachreiner als Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses. Er forderte zwar die eigentlich für solche Fälle vorgesehene Sperre von vier Jahren, erklärte allerdings, er werde keine "Einwendungen gegen eine Milderung" der Strafe vornehmen. "Wir haben keine Hinweise auf systematisches Doping", so Nachreiner: "Die Zielsetzung darf nicht sein, dass man die Leute kaputt macht und zu einem vorzeitigen Karriereende zwingt."

Vuskovic seit dem 15. November gesperrt

Bei einer am 16. September 2022 von der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) genommenen Dopingprobe war körperfremdes Erythropoetin (Epo) bei Vuskovic nachgewiesen worden. Dabei handelt es sich um eine verbotene sogenannte "nicht spezifische Substanz". Deshalb hatte ihn das DFB-Sportgericht am 15. November im Rahmen einer einstweiligen Verfügung vorläufig gesperrt, er darf auch nicht mit der Mannschaft trainieren. Die Analyse der B-Probe bestätigte Mitte Dezember das Ergebnis der A-Probe.

Im Zuge das Falles hatte sich ein Grundsatzstreit über die Epo-Analytik der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) entwickelt. Oberholz ließ schon zu Beginn der am Ende vierstündigen Verhandlung durchblicken, dass die Causa aus seiner Sicht wissenschaftlich "ausgeschrieben" sei. "Es droht, eine Never-Ending-Story zu werden", gab er angesichts der vielen Gutachten zu bedenken.

Streit unter Experten entbrannt

Angesichts der Uneinigkeit der Experten hatte Oberholz zuletzt als unabhängigen Gutachter Jean-Francois Naud bestellt. Der Kanadier wurde aber erst gar nicht mehr wie erwartet in der Verhandlung zugeschaltet, sondern Oberholz berichtete von dessen Erkenntnissen: Demnach sei die Bewertung der Vuskovic-Probe im Dopinglabor Kreischa korrekt gewesen. Naud sitzt allerdings bei der WADA mit Kreischas Laborleiter Sven Voss in der Arbeitsgruppe für Epo. Einen Befangenheitsantrag der Vuskovic-Anwälte hatte das Sportgericht zuvor abgelehnt.

Vier vom HSV engagierte Experten hatten den positiven Befund des von der WADA akkreditierten Analyselabors in Kreischa einhellig als "falsch-positiv" angezweifelt. Lorenz Hofbauer, Fachberater der Verteidigung und Professor am Universitätsklinikum Dresden, nannte am Freitag noch einmal verschiedene Kritikpunkte am Epo-Analyseverfahren. So sei die geringe Trennschärfe bei den Tests zwischen körpereigenem und körperfremdem EPO "fundamental".

Laborleiter Voss versicherte hingegen im NDR Gespräch, die Probe von Vuskovic sehe genauso aus, "wie eine positive Probe aussehen" müsse. Zudem zweifelt er an der Expertise der "Vuskovic-Gutachter": "Keiner von den Gegen-Gutachtern ist ein Spezialist in der Epo-Doping-Analytik, speziell aus dem Urin."

Auch die Staatsanwaltschaft ermittelt

Sollte Vuskovic verurteilt werden, könnte er dagegen vor das DFB-Bundesgericht ziehen. Kommt es zu einem Freispruch, hätten die WADA und die NADA die Möglichkeit, Einspruch beim Internationalen Sportgerichtshof (CAS) einzulegen. Neben dem sportlichen Verfahren ermittelt die Staatsanwaltschaft auf Grundlage des Anti-Doping-Gesetzes gegen Vuskovic.

Dieses Thema im Programm:

Sportclub | 19.03.2023 | 22:50 Uhr

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