St. Pauli trotzt Würzburg im Kellerduell, bleibt aber sieglos
Der FC St. Pauli hat auch im Keller-Duell der Zweiten Liga bei den Würzburger Kickers seine Krise nicht beenden können. Beim Tabellenletzten kam das Team des stark in der Kritik stehenden Trainers Timo Schultz nicht über ein 1:1 (0:1) hinaus.
Damit machten die Kiezkicker am Mittwochabend das Dutzend der sieglosen Spiele voll. Anstatt sich über den Sprung auf den Relegationsrang zu freuen, hielten sie lediglich die Würzburger auf dem letzten Tabellenplatz auf Distanz. Das Remis hat zwei Seiten. Schultz, der sich weiter keine Sorgen um seinen Job zu machen braucht, und seine Mannschaft können den Zähler ob der Umstände als Punktgewinn verbuchen. Sie trotzten einem frühen Rückstand und einem Platzverweis kurz vor der Pause. Andererseits müssen sich die Braun-Weißen die Frage gefallen lassen, wie sie sich überhaupt wieder in solch eine Bredouille bringen konnten.
"Mein Tor hat uns zurück ins Spiel gebracht", freute sich St. Paulis Rico Benatelli. "Es war wichtig, dass wir die Moral gezeigt haben und noch einen Punkt mitgenommen haben." Abwehrchef Philipp Ziereis betonte: "Wir geben in dieser Situation alles und stecken nicht den Kopf in den Sand." Für Schultz war es am Ende "ein goldener Punkt, den wir gerne mitnehmen".
St. Paulis Neue draußen, Kickers-Verstärkungen schlagen ein
Auch wenn die St. Paulianer abwartend begannen, ließen sie sich vor dem 0:1 leicht übertölpeln. Daniel-Kofi Kyereh kam bei der Flanke zu spät, in der Mitte ließ sich Marvin Knoll erst zu leicht ausspielen und traf dann auch noch seinen Gegenspieler am Fünfmeterraum am Fuß. Dafür gab es Gelb und Elfmeter. Der gefoulte Marvin Pieringer, gerade erst vom SC Freiburg ausgeliehen, trat selbst an und schickte Svend Brodersen in die falsche Ecke. Die Unterfranken führten 1:0 (9.).
Schultz hatte den gerade erst als neue Nummer eins verpflichteten Dejan Stojanović noch nicht in den Kader berufen. Die beiden anderen Neuen, Verteidiger Adam Dzwigala und Stürmer Omar Marmoush, mussten trotz fünf Startelf-Wechseln im Vergleich zum Spiel in Fürth (1:2) auf der Bank Platz nehmen. Derweil hätte Rolf Feltscher, Würzburgs zweiter Neuzugang, um ein Haar fast den zweiten Treffer vorbereitet. Nach Flanke des Venezolaners brachte Daniel Hägele allerdings aus vier Metern das Kunststück fertig, den Ball nicht mal aufs Tor zu bringen (19.).
Kiezkicker zweimal im Alu-Pech, Bärendienst von Knoll
Immerhin zeigten die Gäste offensiv nach dem frühen Rückstand eine Reaktion. Nach Klasse-Pass von Sebastian Ohlsson ließ Kyereh noch Ewerton ins Leere rutschen, traf mit seinem Schuss aber nur den Pfosten (14.). Finn Ole Becker verfehlte das Tor noch knapp (21.), drei Minuten später musste Hendrik Bonmann im Kickers-Tor erstmals eingreifen: Den Kopfball des erst 17-jährigen Igor Matanovic lenkte der Schlussmann gerade noch an die Latte. Doch danach war der Schwung wieder dahin. Und kurz vor der Pause folgte der zweite Tiefschlag für die Kiezkicker: Knoll räumte im Mittelfeld Dominic Baumann ab und sah dafür zu Recht die Ampelkarte (41.).
Benatelli lässt die zehn St. Paulianer jubeln
Nachdem die zehn St. Paulianer schon zu Beginn der zweiten Hälfte mehrfach unter Druck geraten waren, fiel wie aus dem Nichts der Ausgleich. Ein abgefälschter Schuss von Becker landete bei Benatelli, der frei vor dem Tor zum 1:1 einschob (57.). Plötzlich hatten sich die Vorzeichen komplett gedreht, Würzburg musste kommen. Das eröffnete Räume für die Gäste, die sogar hätten in Führung gehen können, wenn sich Kyereh cleverer angestellt hätte (62./67.).
Schultz witterte Morgenluft und brachte neben Marmoush noch zwei weitere frische Offensivkräfte. Doch die Joker stachen nicht - der Schuss zum 1:1 blieb der letzte aufs Tor der Hausherren. Würzburg war dichter am zweiten Treffer, zeigte aber einmal mehr deutliche Defizite im Spiel mit dem Ball auf. Dass Rechtsverteidiger Feltscher der mit Abstand beste Fußballer bei den Kickers zu sein scheint, lässt tief blicken. So fuhren die zehn St. Paulianer am Ende einen insgesamt verdienten Punkt ein. Aber hilft der weiter? Die nächste Aufgabe im Nordduell gegen den Tabellenzweiten Holstein Kiel (Sonnabend/13 Uhr) wird ungleich schwerer.