XXL-Winterpause: Zwei Monate zwischen Entspannung und Belastung
Wegen der am Wochenende beginnenden Fußball-WM in Katar ruht der Ligabetrieb in Deutschland bis Mitte Januar. Auch die Nordclubs sind in ihre XXL-Winterpause gestartet und suchen dabei den richtigen Mix.
Die Audienz beim König fiel aus. Basketballsuperstar "King" LeBron James musste verletzt passen, die HSV-Profis Sebastian Schonlau, Sonny Kittel und Tim Leibold grinsten trotzdem glücklich in ihren gelben Trikots der Los Angeles Lakers mit James‘ Nummer 6. Die Medienabteilung des Hamburger SV hatte das Bild aus der Halle der Lakers auf Twitter veröffentlicht, kurz nach der Landung in Kalifornien stand für die HSV-Reisegruppe schon der erste Termin an. Neun Tage lang weilt das Team in den USA, neben Besuchen beim Basketball und Football sind Training und Testspiele geplant.
Der HSV-Trip entstand in Zusammenarbeit mit der Deutschen Fußball Liga (DFL), die ein Interesse an den Reisen hat - Stichwort: Auslandsvermarktung. Borussia Dortmund reist zum Beispiel nach Südostasien, auch beim FC St. Pauli war ein solcher Trip im Gespräch. "Die Idee haben wir aber wieder verworfen, weil sie nicht so richtig in die aktuelle Zeit passt", sagte Geschäftsführer Andreas Bornemann im NDR Sportclub - Stichwort: Klimaschutz.
Spanien Topziel für Trainingslager
Fliegen wird St. Pauli aber trotzdem - im Januar nach Spanien ins Trainingslager, im selben Flugzeug wie Werder Bremen, um Kosten und Emissionen zu sparen.
Die grobe Herangehensweise ist ähnlich, alle Teams teilen die Vorbereitung in mehrere Blöcke auf. Dem ersten Urlaub nach dem letzten Pflichtspiel folgt eine Trainingsphase im Dezember (teilweise mit Testspielen), dann steht der zweite Urlaub über Weihnachten und Neujahr an und schließlich beginnt die klassische Vorbereitung im Januar mit den Trainingslagern.
Während Werder Bremen, St. Pauli, Eintracht Braunschweig und Holstein Kiel nach Spanien reisen, geht es für den VfL Wolfsburg nach Portugal. Hannover 96 und der FC Hansa Rostock peilen das wohl berühmteste Fußballwinterziel an - Belek an der türkischen Riviera.
Noch vor Weihnachten steht für den neuen Hansa-Trainer Patrick Glöckner ein attraktives Testspiel gegen Bundesligist Union Berlin an. Aufgrund der Umbauarbeiten für die neue Rasenheizung im Ostseestadion findet die Partie allerdings an der "Alten Försterei" in Berlin statt. Eine Woche vor dem Rückrundenstart bestreiten die Mecklenburger noch ein Testspiel beim polnischen Erstligisten Lech Posen. Beim Hamburger SV ist das Trainingslager im Januar offen. Es steht noch nicht fest, ob - und wenn ja, wohin - die Hanseaten reisen.
Training ohne Ziel zwecklos
Beim VfL liegen exakt 70 Tage liegen zwischen dem letzten und dem ersten Pflichtspiel des Jahres. Trainer Niko Kovac schickte sein Team direkt nach der Partie in Hoffenheim (2:1) in eine zweieinhalbwöchige Ruhepause. "Wenn man weiter trainiert und hat keine Bundesligaspiele, ist es einfach schwer die Qualität hochzuhalten. Deswegen sollen die Spieler erstmal entspannen", erklärte Kovac seinen Plan.
Sein Bremer Kollege Ole Werner verfährt ähnlich: "Wir glauben, dass wir so die Zeit sinnvoll überbrücken können, ohne dass wir acht Wochen aufeinander hocken und uns die Decke auf den Kopf fällt". Werders Profis haben vor dem ersten Urlaub allerdings noch zwei Termine, das Testspiel in Heeslingen und den Auftritt bei der Mitgliederversammlung am 20. November.
Vorteile für Zweitligaclubs
Während viele Fans genervt sind von der XXL-Pause, sehen die Trainer auch Vorteile. Stefan Leitl coacht in Hannover ein Team, das in der Entwicklung steckt: "Wir hatten im Sommer wenig Zeit für Regeneration. Jetzt können wir den Spielern eine längere Pause geben. Die Mannschaften, die wenige Nationalspieler haben, können durch die Pause nochmal einen Schub bekommen. Ich glaube, dass Clubs mit vielen Nationalspielern in der Rückrunde größere Probleme bekommen werden als wir in der Zweiten Liga."
Leitl freut sich auch auf Freizeit mit seiner Frau und den Kindern, die in Bayern leben - genau wie die Familie seines Braunschweiger Kollegen Michael Schiele. "Ich bin dann auch mal Zuhause und komme ein bisschen runter. Aber Zuhause steht auch immer so viel Arbeit an", sagte der Eintracht-Coach augenzwinkernd. Immerhin: Für die Hausarbeit hat er ja nun genug Zeit in der XXL-Winterpause.