Osnabrücks Trainer Tobias Schweinsteiger. © picture alliance / Eibner-Pressefoto Foto: Eibner-Pressefoto/Thomas Thienel

VfL Osnabrück: Schweinsteiger glaubt weiter an den Aufstieg

Stand: 15.05.2023 12:49 Uhr

Das Remis zu Hause gegen den SV Meppen war eine herber Rückschlag für den VfL Osnabrück im Aufstiegsrennen der 3. Fußball-Liga. Coach Tobias Schweinsteiger sieht dennoch gute Chancen auf den Sprung nach oben.

von Christian Görtzen

Als der Schlusspfiff erklang, fiel die Stimmung im Stadion an der Bremer Brücke in sich zusammen - und viele Spieler des VfL Osnabrück zu Boden. Tobias Schweinsteiger sah von der Seitenlinie aus, wie seine Jungs dort lagen auf dem Rasen: schweißgebadet, erschöpft und enttäuscht. Es wirkte fast, als hätten die Lila-Weißen gerade ihr großes Ziel Zweitliga-Aufstieg verpasst. Denn auch im Stadion, wo es kurz zuvor noch gebrodelt hatte, war es ruhig geworden.

"Wir sind trotzdem noch in der Verlosung." Tobias Schweinsteiger, Trainer des VfL Osnabrück

Dass dieses magere 2:2 gegen den Nachbarn SV Meppen aber nun alle Hoffnungen auf den Sprung nach oben zunichte gemacht hätte, nein, davon könne keine Rede sein, stellte Schweinsteiger einige Stunden nach der Partie im NDR Sportclub klar.

"Nach dem 1:2 haben wir unsere Wildheit an den Tag gelegt, aber leider hat es nicht zu einem Sieg gereicht. Wir hatten in dieser Saison ein paar Mal das Glück, solche Spiele noch gedreht zu haben. Diesmal hat es nur zu einem Punkt gereicht, aber wir sind trotzdem noch in der Verlosung", sagte der 41-Jährige. "Wer die Dritte Liga kennt, der weiß, dass noch viel passieren kann."

Die Lage im Aufstiegsrennen deutet in der Tat darauf hin. Spitzenreiter SV Eversberg ist zwei Spieltage vor Schluss mit seinen 70 Punkten fast durch. Aber hinter dem Zweiten SC Freiburg II, der nicht aufsteigen darf, kämpfen vier Teams um einen weiteren direkten Aufstiegsrang sowie die Teilnahme an der Relegation. Dynamo Dresden und der SV Wehen Wiesbaden haben beide 66 Punkte, der 1. FC Saarbrücken 65 und Osnabrück 64.

Schweinsteiger führte den VfL in der Tabelle nach oben

"Natürlich war das Remis gegen Meppen zunächst einmal eine riesige Enttäuschung, aber wir lassen uns nicht abschütteln. Wir bleiben dran. Und jetzt haben wir ein Spiel in Köln vor der Brust, das unsere Fans sicherlich zu einem Heimspiel für uns machen werden", sagte Schweinsteiger, der den VfL von Rang 15 aus in den Kreis der Aufstiegsanwärter geführt hat. Er habe immer versucht, "auf meine Art Erfolg zu haben", erklärte er.

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VfL-Coach will Dinge vorleben - auch in der Küche

"Ich bin ein Trainertyp, der seinen Jungs sehr viel abverlangt und der auch auf Kleinigkeiten außerhalb des Spiels achtet", so der gebürtige Rosenheimer, der in seiner Karriere einst für den VfB Lübeck und Eintracht Braunschweig stürmte. Seine Jungs hätten sich ein bisschen daran gewöhnen müssen, es dann aber super gemacht.

Auf die Kleinigkeiten abseits des Spielfelds ging er auf Nachfrage genauer ein: "Es geht da um die Frage: Wie gehen wir miteinander um? Und dazu gehört dann: Ist die Küche aufgeräumt? Liegen da Bananenschalen herum? Werden die weggeräumt? Und wenn nicht, kann ich das ansprechen?" Es sei da im Winter extrem viel bearbeitet worden - aber natürlich auch bei den fußballerischen Themen wie der Fitness des Teams, die Schweinsteiger als sehr gut bewertet.

"Ich versuche, den Menschen hinter dem Spieler zu sehen." Tobias Schweinsteiger

"Ich versuche, Mensch zu sein, und den Menschen hinter dem Spieler zu sehen und zu helfen, dass die Jungs vom Kopf her bei der Sache sind. Dann glaube ich, macht es Spaß", sagte der ältere Bruder des 2014-Weltmeisters Bastian Schweinsteiger.

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"Ich verlange von mir und meinem Trainerteam 100 Prozent, weil ich der Überzeugung bin, dass die Jungs sonst nicht 100 Prozent geben können. Und dann versuche ich, das auch vorzuleben. Ich bin meistens der Erste am Trainingsgelände, und das heißt dann auch für mich: Wenn die Spülmaschine über Nacht sauber ist, dass ich sie dann auch ausräume", sagte Schweinsteiger. "Ich bin froh, dass ich so gut erzogen wurde."

Schicksalsschlag änderte Schweinsteigers Sichtweise

Seit einem fürchterlichen Ereignis, 2006 rannte ein Mädchen bei Rot vor sein Auto und starb, habe sich in seiner Wahrnehmung einiges verändert, sagte der Botschafter des Projektes Bananenflanke, einer Fußballliga für Menschen mit Behinderungen. "Dieser Schicksalsschlag hat mir offenbart, dass es viel, viel Wichtigeres gibt, als Fußball zu spielen vor 20.000 Zuschauern", so Schweinsteiger.

Er hat seitdem einen anderen Blick auf die Dinge: "Klar bin ich nach Niederlagen enttäuscht, klar bin ich auch sauer, wenn mein Umfeld vielleicht nicht die 100 Prozent gibt. Aber ich versuche dann herauszufinden, warum Leute nicht die 100 Prozent geben können. Warum fühlt sich ein Spieler nicht wohl?"

Viktoria Köln und Dortmund II die letzten Gegner

Den maximalen Erfolg strebt Schweinsteiger mit seinem Team natürlich dennoch an. Für den VfL scheint er im Aufstiegsrennen auch unerlässlich zu sein. Vermutlich nur mit Siegen bei Viktoria Köln und am letzten Spieltag zu Hause gegen Borussia Dortmund II kann es noch etwas werden mit dem ersehnten Sprung nach oben. Und sollte es dann tatsächlich so kommen, würde die Stimmung an der Bremer Brücke eine ganz andere sein als am Sonntag nach dem Schlusspfiff gegen Meppen - sie würde überschäumen vor Freude.

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Sportclub | 14.05.2023 | 23:05 Uhr

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