Sechster Streich: VfL-Fußballerinnen wieder Meister
Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben den ersten Schritt zum ersehnten Triple gemacht. Mit einem 2:0 (1:0)-Sieg gegen den SC Freiburg sicherte sich das Team von Trainer Stephan Lerch am Mittwoch vorzeitig den sechsten Meistertitel - den vierten in Serie und den ersten ohne Zuschauer und ausgelassene Feier. Zwei Spieltage vor dem Saisonende liegen die überragenden Wolfsburgerinnen, die noch ohne Niederlage sind, mit acht Punkten Vorsprung vor Bayern München uneinholbar an der Tabellenspitze der Bundesliga. Der VfL hat nun nur noch einen Meistertitel weniger als Rekord-Champion 1. FFC Frankfurt.
Popp: "Es wird leider keine Feier geben"
"Wir haben ganz viel investiert, um da zu sein, wo wir jetzt sind", sagte VfL-Kapitänin Alexandra Popp nach dem Spiel dem NDR und sprach von einer sportlich fast perfekten, aber wegen der Corona-Pandemie dennoch schwierigen Spielzeit. "Es wird leider keine Feier geben, aber es ist, wie es ist." Ein Tänzchen auf dem Platz, viel mehr ließ das Hygiene-Konzept nicht zu. Schließlich ist die Saison auch noch nicht zu Ende. Zwei weitere Titelchancen haben die VfL-Frauen noch: am 4. Juli im Pokalfinale gegen die SGS Essen und als Viertelfinalist in der Champions League, die vom 21. August an in Bilbao und San Sebastian in Turnierform zu Ende gespielt werden wird. Das Finale steigt am 30. August in San Sebastian.
"Es ist ein großartiges Gefühl, aber natürlich auch komisch, weil die Ränge leer sind. Doch die Leistung ist nicht weniger wert und die Freude bleibt." Nationalspielerin Svenja Huth
Statement gegen Rassismus
Vor dem Anpfiff der Partie gegen Freiburg setzten beide Teams ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt. In Gedenken an den bei einem Polizeieinsatz getöteten Afroamerikaner George Floyd aus Minneapolis knieten die Spielerinnen rund um den Mittelkreis nieder und legten eine Schweigeminute ein.
Die Breisgauerinnen waren nach den Kreuzbandrissen bei Lena Lotzen und Jobina Lahr und in Abwesenheit ihrer Stammtorhüterin Merle Frohms zwar arg ersatzgeschwächt nach Wolfsburg gekommen, nach drei Siegen in Serie aber selbstbewusst genug, sich nicht zu verstecken. Zudem ließ SC-Trainer Daniel Kraus in Nationalspielerin Klara Bühl seine beste Kickerin zunächst auf der Bank. Auch Lerch schonte in Popp eine seiner Besten.
Wedemeyer erzielt Führung
Wolfsburg war deutlich überlegen, doch dank konzentrierter Abwehrarbeit gelang es den Freiburgerinnen, die Anfangsphase bis zur ersten Unterbrechung ohne Gegentor zu überstehen. In der 24. Minute bat Schiedsrichterin Susann Kunkel bei hochsommerlichen Temperaturen zur ungewohnten Spielzeit am frühen Nachmittag zur ersten Trinkpause.
Kurz danach machten die Gastgeberinnen ernst. Eine Flanke von Pernille Harder wehrte Freiburg direkt vor die Füße von Joelle Wedemeyer ab. Die Innenverteidigerin staubte aus fünf Metern zum 1:0 ab (32.). Mehr passierte bis zum Pausenpfiff nicht - anders als beim 8:0 im Hinspiel, als es zur Halbzeit schon 5:0 gestanden hatte.
Harder mit 26. Saisontor
Sofort nach Wiederanpfiff legte Wolfsburg nach. Svenja Huth, die am Sonntag zu Gast im NDR Sportclub sein wird, bediente mit einem präzisen Flachpass die mitgelaufene Harder, die keine Mühe hatte zu vollenden (47.). Die Dänin, die als derzeit beste Fußballerin der Welt gilt, hat einen individuellen Titel so gut wie sicher. Mit 26 Treffern führt sie die Torjägerinnen-Liste der Bundesliga mit großem Vorsprung an. Ihr Trefferkonto weiter aufstocken konnte Harder gegen Freiburg nicht. Nach einer guten Stunde verschaffte ihr Lerch eine Verschnaufpause.
Punkte-Rekord winkt
Die VfL-Frauen hatten zahlreiche Chancen, das Ergebnis noch höher zu schrauben.
Die beste vergab die eingewechselte Lara Dickenmann mit einem Kopfball-Aufsetzer, der knapp am Pfosten vorbeistrich (76.). Freiburg hätte bei einem Konter durch Bühl noch zum Anschluss kommen können, doch VfL-Keeperin Friederike Abt, die bis dato so gut wie nichts zu tun hatte, reagierte prächtig (82.). So wurde das 2:0 gegen Freiburg einer von nur zwei VfL-Siegen mit weniger als drei Toren Differenz - ein durchaus verschmerzbarer Schönheitsfehler in einer außergewöhnlichen Saison. Gewinnt Wolfsburg auch die verbleibenden beiden Spiele am Sonntag bei Bayern München und gegen Bayer Leverkusen (28. Juni), würden 64 Zähler auch einen Punkterekord in der eingleisigen Bundesliga bedeuten (bislang Frankfurt 2004/2005 mit 63 Zählern).