VfB Oldenburg: "Mentalitätsmonster" Kilic hofft auf Sieg-Hattrick
Der abstiegsbedrohte Fußball-Drittligist VfB Oldenburg hat die ersten beiden Spiele unter seinem neuen Trainer Fuat Kilic gewonnen. Dass der Coach am Boden liegende Mannschaften wieder aufrichten kann, stellte er bereits bei Alemannia Aachen eindrucksvoll unter Beweis.
Im Herbst 2021 schrillten die Alarmglocken auf dem Aachener Tivoli. Der frühere Bundesligist hatte sein Regionalliga-Heimspiel gegen Rot Weiss Ahlen mit 1:4 verloren und steckte damit weiter tief im Abstiegskampf. Coach Patrick Helmes wurde daraufhin von seinen Aufgaben entbunden und nach einem Nachfolger für den Ex-Nationalspieler gefahndet, der das völlig verunsichert auftretende Team wieder in die Erfolgsspur zurückbringen kann.
"Ich bin einer, der den Fußball liebt und lebt und dafür bereit ist, Tag und Nacht zu arbeiten." VfB-Trainer Fuat Kilic
Die Wahl fiel schließlich auf Kilic, der die Alemannia bereits von 2016 bis 2020 betreut hatte und bis heute der Coach mit der längsten Amtszeit in der Historie des Traditionsclubs ist.
Kilic rettete Aachen vor Abstieg
Unter dem "absoluten Mentalitätsmonster" (Alemannia-Aufsichtsratschef Marcel Moberz) setzte es in den ersten fünf Partien zwar vier Pleiten. Nach dem Jahreswechsel sammelten die Rheinländer dann aber fleißig Punkte und schafften den Klassenerhalt. Kilic, der zuvor mit Aachen stets im oberen Tabellendrittel gelandet war, hatte gezeigt, dass er auch für den Abstiegskampf die richtigen Lösungen hat.
Selbiges stellt der 49-Jährige nun auch in Oldenburg unter Beweis. Der gebürtige Türke startete beim VfB mit zwei 2:1-Erfolgen gegen Borussia Dortmund II und die SpVgg Bayreuth in die "Mission Klassenerhalt". Am Sonnabend (14 Uhr, im Livecenter bei NDR.de) gegen Viktoria Köln soll nun der Sieg-Hattrick her.
Zum kommenden Gegner selbst hat Kilic keine persönliche Verbindung. Wohl aber zu Köln. Denn in der Rheinmetropole hat der Diplomsportlehrer erst vor Kurzem mit seiner Lebenspartnerin eine Wohnung bezogen. Es blieb ihm viel Zeit, sein neues Zuhause einzurichten. Zu viel Zeit für seinen Geschmack. Denn Kilic war bei der Alemannia Mitte Oktober des vergangenen Jahres entlassen worden.
Auf dem Tivoli erst gefeiert, dann gefeuert
"Im Laufe der aktuellen Saison haben intensive Analysen der Vereinsführung ergeben, dass sich die sportliche Ausrichtung verändern soll, weshalb die Entscheidung gereift ist, schon frühzeitig in der Saison eine Veränderung auf dem Trainerposten vorzunehmen", hieß es damals vom Regionalligisten.
Ein ziemlich schwammiger Satz nach einer Beurlaubung, die in Anbetracht der Verdienste des 49-Jährigen um den Club überraschend kam. Nachkarten kam für Kilic aber nicht infrage. Er verlor kein böses Wort über die Alemannia.
Nachfolger von Aufstiegstrainer Fossi
Auch wenn seine zweite Amtszeit beim Ex-Bundesligisten nach nur einem Jahr endete, genießt der 49-Jährige am Tivoli Legendenstatus. Zumindest ein kleines Denkmal könnte sich Kilic jetzt auch in Oldenburg bauen, wenn er den Aufsteiger in der Klasse halten sollte. Fünfmal in Folge hatte der VfB verloren und war auf den letzten Platz abgerutscht, als die Niedersachsen den ehemaligen Dozenten an der Deutschen Sporthochschule Köln als Nachfolger von Dario Fossi präsentierten.
Eine für Außenstehende überraschende Verpflichtung. Denn als Cheftrainer war Kilic bisher nur in der Regionalliga tätig gewesen. Zudem kursierten weitaus prominentere Namen wie Alexander Nouri und Joe Enochs als Nachfolge-Kandidaten für Fossi in den Medien.
"Aus wenig das Maximum herausholen"
Kein Problem für Kilic, der nach den Verhandlungen mit Sportchef Sebastian Schachten sofort Feuer und Flamme für seine neue Aufgabe war. "Ich habe hier ein sehr starke familiäre Atmosphäre vorgefunden, die mich auch dazu bewogen hat, das zu machen. Mir wurde in den Gesprächen mit Sebastian Schachten auch dieses Gefühl vermittelt, dass man versucht, aus wenig das Maximum herauszuholen", erklärte der neue VfB-Coach. "Und dazu gehört Herzblut, Leidenschaft, Empathie und mehr zu machen als die anderen."
Seine neue Mannschaft lobte er alsgleich über den grünen Klee: "Ich merke, da sind gute Jungs mit sehr guten Charakteren im Team, die bereit sind, mehr zu arbeiten."
Kilic steht für "ehrliche Arbeit"
An einigen "kleinen Stellschrauben" habe er nach seinem Amtsantritt gedreht, sagte der Trainer. Das Resultat war eine defensiv kompaktere und offensiv mutigere Oldenburger Mannnschaft, die zudem in den ersten beiden Partien unter Kilic auch wieder das nötige Spielglück hatte.
Glück aber, so heißt es ja im Volksmund, hat nur der Tüchtige. Und für den neuen VfB-Coach hat Fleiß oberste Priorität. "Erfolg ist immer das Produkt von ehrlicher Arbeit. Und wenn du ehrlich arbeitest, wirst du früher oder später auch belohnt", sagte der 49-Jährige.
Er selbst will seinen Spielern dabei ein Vorbild sein: "Ich bin einer, der den Fußball liebt und lebt und dafür bereit ist, Tag und Nacht zu arbeiten."
Mögliche Aufstellungen
VfB Oldenburg: Mielitz - Möschl, Deichmann, Steurer, Knystock - Zietarski, Brand, Krasniqi, Starke, Adetula - Wegner
Viktoria Köln: Voll - Dietz, Fritz, Schultz - Koronkiewicz, Wunderlich, Sontheimer, Handle, Risse - Philipp, Meißner