St. Pauli unterliegt Bayern München und schreibt Bundesliga-Geschichte

Stand: 09.11.2024 17:56 Uhr

Der FC St. Pauli hat sich gegen den FC Bayern München teuer verkauft, gegen den Fußball-Rekordmeister aber eine verdiente 0:1 (0:1)-Niederlage kassiert. Der Aufsteiger bleibt damit auch im fünften Heimspiel nach seiner Bundesliga-Rückkehr ohne eigenen Treffer im Millerntor-Stadion.

von Hanno Bode

Damit schrieben die Hamburger am Sonnabendnachmittag wider Willen Geschichte: Als erster Verein überhaupt seit der Gründung der Bundesliga gelang es ihnen nicht, in den ersten fünf Partien vor eigenem Publikum ein Tor zu erzielen. Gegen abgeklärt und überlegen agierende Bayern besaß der Zweitliga-Champion keine einzige 100-prozentige Chance.

"Für den neutralen Zuschauer war es wahrscheinlich nicht sehr sexy zuzuschauen, weil es nicht so viele Torchancen gab." Bayern Münchens Mittelfeldspieler Joshua Kimmich

So vorzüglich die Defensivleistung der Hausherren war, so schwach war ihre Offensivvorstellung. Auch die Gäste geizten mit tollen Angriffen, kamen durch einen "Sonntagsschuss" von Jamal Musiala (22.) aber zu drei Punkten.

Weitere Informationen
Eine Fußballtabelle vor eine Fußballmotiv © Colourbox Foto: -

Ergebnisse und Tabelle Fußball-Bundesliga

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick. mehr

Wahl: "Sind brutal enttäuscht"

"Wir sind brutal enttäuscht, weil hier mehr drin war. Ich finde, dass wir es extrem gut im tiefen Block verteidigt haben. Der FC Bayern hatte wenige klare Möglichkeiten aus dem Spiel heraus, das Tor fällt so ein bisschen wie aus dem Nichts", sagte St.-Pauli-Verteidiger Hauke Wahl im NDR Interview.

Sein Teamkamerad Johannes Eggestein befand: "Wir haben gut gekämpft und alles reingeworfen." Der Angreifer zeigte sich zudem optimistisch, dass der Kiezclub in den kommenden Partien wieder mehr Akzente wird setzen können: "Da wird wieder mehr möglich sein."

Weitere Informationen
St. Paulis Manolis Saliakas (l.) im Zweikampf mit Bayerns Kingsley Coman © Witters Foto: Tim Groothuis

St. Pauli nach Bayern: Viele Komplimente, aber weiter ohne Heimtor

Der FC St. Pauli hat sich gegen den Rekordmeister viel Respekt erspielt, doch dafür gibt es keine Punkte. Zudem bangt Coach Blessin um Abwehrchef Smith. mehr

Blessin rührt Beton an

St. Paulis Trainer Alexander Blessin entschied sich gegen das Münchner Millionen-Ensemble wenig überraschend für eine sehr defensive taktische Ausrichtung. Bei Ballbesitz der Gäste - und davon hatten die Bajauwaren in den ersten 45 Minuten 69 Prozent - formierten sich die Hamburger vor dem eigenen Strafraum mit einer Fünferkette. Davor bauten sich zur Sicherheit zumeist noch vier weitere Akteure auf. Einzig Mittelstürmer Eggestein lief die Münchner hin und wieder etwas höher an.

Kurzum: St. Pauli tat das, was in Fußballer-Kreisen gerne mit "den Mannschaftsbus vor dem eigenen Tor parken" tituliert wird. Eine wirkliche Alternative zu dieser destruktiven Spielweise hatte das Blessin-Team realistisch betrachtet nicht. Hätte der Coach seine individuell deutlich unterlegene Mannschaft munter stürmen lassen, der Aufsteiger hätte vermutlich ein paar "Watchn" mehr in Abschnitt eins bekommen als die eine von Musiala.

Musiala überwindet Vasilj mit Flatterball

Der Nationalspieler überwand Keeper Nikola Vasilj in der 22. Minute mit einem Rechtsschuss aus 30 Metern, der eine seltsame Flugbahn nahm und von der Unterkante der Latte im Netz einschlug. Ein fraglos schönes Tor, das jedoch zu verhindern gewesen wäre. Denn die Hausherren hatten den Angriff der Münchner zuvor bereits abgefangen, ließen sich den Ball dann aber von Musiala wieder abnehmen.

Weitere Informationen
Das Logo der Genossenschaft des FC St. Pauli am Millerntor-Stadion in Hamburg © IMAGO / osnapix

FAQ: Das bedeutet eine Genossenschaft für den FC St. Pauli

Die Zeichnungsphase für die Genossenschaft des Fußball-Bundesligisten ist am 10. November gestartet. Doch warum jetzt? Und welche Folgen hat das? Die wichtigsten Fragen und Antworten. mehr

St. Pauli ohne klare Torchance vor der Pause

Bitter für den Außenseiter, der bis dahin sehr diszipliniert verteidigt sowie kaum etwas zugelassen hatte und zudem nach Balleroberungen bemüht war, blitzschnell umzuschalten. Nennenswerte Offensivaktionen der Blessin-Elf vor der Pause hatten zwar Seltenheitswert. Bei ihren wenigen Angriffen deuteten die Hanseaten aber an, die eine oder andere Idee gegen die Abwehr des Rekordchampions im Hinterkopf zu haben.

Die 1:0-Pausenführung des Spitzenreiters war dennoch mehr als verdient und hätte auch etwas höher ausfallen können, wenn Leroy Sané und Co. in einigen Situationen nicht etwas zu verspielt gewesen wären.

Video
Ein junger Bayern-Fan wartet mit seinen Eltern vorm Hotel der Fußballer. © Screenshot
3 Min

Star-Ensemble der Bayern zu Gast bei St. Pauli

Die Fußballspieler des FC Bayern München sind für ein Pflichtspiel in Hamburg. Sebastian Rieck berichtet vom Millerntor. 3 Min

Bayern überlegen, aber vorerst nicht zwingend

Auch nach dem Seitenwechsel hielt die Dominanz der Gäste unvermindert an. Richtig zwingend waren die Offensivaktionen des Tabellenführers aber nicht. Mit Ausnahme eines Kopfballs von Harry Kane, der deutlich neben dem Gehäuse landete (53.), wurde die Elf von Coach Vincent Kompany nicht gefährlich.

Der Belgier, in längst vergangenen Zeiten Bundesliga-Verteidiger beim inzwischen zum Zweitliga-Urgestein mutierten Hamburger SV, sah in seiner früheren Wahlheimat einen sehr seriösen, aber fußballerisch selten kreativen Auftritt seiner Equipe.

Münchner Chancenwucher in der Schlussphase

Ein paar Chancen sprangen aus den Angriffsbemühungen der Gäste dann aber doch noch heraus. Sané (76., 79.), Musiala (86.) und Kane (89.) vergaben jedoch das 2:0, sodass St. Pauli bis zum Schluss auf einen "Lucky Punch" hoffen durfte. Aber zu einer Tormöglichkeit kamen die Hanseaten auch in den letzten Minuten einer insgesamt recht langatmigen Begegnung nicht mehr.

10.Spieltag, 09.11.2024 15:30 Uhr

FC St. Pauli

0

Bay. München

1

Tore:

  • 0:1 Musiala (22.)

FC St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith (88. Dzwigala), Mets - Saliakas, Irvine, Boukhalfa (88. Sinani), Ritzka - Afolayan (74. R. Wagner), J. Eggestein (80. Albers), Guilavogui
Bay. München: Neuer - Guerreiro (70. Laimer), Upamecano, Kim, Davies - Kimmich, Goretzka (82. Palhinha) - Sané (82. Olise), Musiala (90. Müller), Coman (70. Gnabry) - Kane
Zuschauer: 29500 (ausverkauft)

Weitere Daten zum Spiel

Weitere Informationen
Nico Patschinski (r.) erzielt am 6. Februar 2002 das 2:0 für den FC St. Pauli gegen Bayern München. © IMAGO / Garcia

"Weltpokalsiegerbesieger"! Als St. Pauli sensationell Bayern München schlug

Am 6. Februar 2002 bezwang Underdog St. Pauli am Millerntor die Millionentruppe aus München. Ein legendärer Coup, den der Club geschickt vermarktete. mehr

Die Spieler des FC St. Pauli sind enttäuscht. © IMAGO / Claus Bergmann

1:8 und Abstieg: St. Paulis schwärzeste Stunde

Am 7. Mai 2011 gehen die Hamburger mit 1:8 gegen Bayern München unter. Die höchste Niederlage der Club-Geschichte besiegelt zudem den fünften Bundesliga-Abstieg. mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 09.11.2024 | 19:30 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Bundesliga

FC St. Pauli

Mehr Fußball-Meldungen

Trainer Stefan Leitl von Hannover 96 © picture alliance/dpa | Swen Pförtner

Hannover 96 empfängt Darmstadt: Das besondere Jubiläum von Stefan Leitl

Der Coach der "Roten" absolviert sein 200. Spiel als Zweitliga-Trainer und trifft am Sonnabend zudem auf einen Club, für den er selbst auflief. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?