St. Pauli - Werder: Ziemlich beste Freunde brauchen beide Punkte
Den FC St. Pauli und Werder Bremen verbindet eine besondere Beziehung. Am Samstagabend tritt diese allerdings in den Hintergrund. In der Fußball-Bundesliga zählt für beide Mannschaften nur ein Sieg.
In gemeinsamen Zweitliga-Zeiten haben die Fans schon mal zusammen ein Remis gefeiert. Die Clubs sind gemeinsam in einem Flugzeug ins Trainingslager gefahren. Ein Verhältnis, das über typische "Fan-Freundschaften" hinausgeht, muss allerdings am Samstagabend (18.30 Uhr/im NDR Livecenter) ruhen, wenn die Kiezkicker die Bremer im Hamburger Millerntor-Stadion empfangen.
Die Gastgeber brauchen dringend einen Sieg, sie liegen nur einen Punkt vor dem Relegationsrang. Werder hingegen fehlen nach den guten Ergebnissen zuletzt nur noch zwei Zähler zu den Europapokalplätzen.
Werner freut sich auf "besondere Stimmung am Millerntor"
Dementsprechend zufrieden ist Bremens Coach Ole Werner auch mit dem bisherigen Abschneiden. Mit Blick auf das Nordduell sagte der 36-Jährige: "Die Chance ist da, aus einem guten Halbjahr noch ein sehr gutes zu machen." Dass der Aufsteiger bisher nur 17 Gegentreffer kassiert hat, findet der Fußball-Lehrer "bemerkenswert" - zumal für sein Team bereits 24 zu Buche schlagen.
Seine Mannschaft warnte er bereits vor der besonderen Stimmung am ausverkauften Millerntor. "Samstagabend, Millerntor. Man weiß ja, was drumherum so los ist, was im Stadion los ist", sagte Werner. "Auf das Spiel freut man sich. Auf der anderen Seite müssen wir mit der Atmosphäre auch umgehen."
Das gilt für die Grün-Weißen aber genauso wie für die Hausherren. Zwar feierten die im jüngsten Heimspiel einen 3:1-Erfolg gegen Mitaufsteiger Holstein Kiel. In den fünf Partien zuvor am Millerntor war das Team von Trainer Alexander Blessin allerdings sieg- und sogar torlos geblieben.
Eggestein: "Nicht nur irgendein Ex-Verein"
Bei den bis dato letzten Liga-Vergleichen gab es in der Zweitliga-Saison 2021/2022 jeweils ein 1:1. Ebenfalls remis endete das Testspiel vor gut einem Jahr, als sich beide Mannschaften in Bremen mit einem 3:3 trennten.
Damals mit auf dem Platz stand Johannes Eggestein. Der Stürmer des FC St. Pauli trifft nun zum ersten Mal in einem Pflichtspiel auf seinen Ex-Club. "Und es ist ja nicht nur irgendein Ex-Verein. Einerseits auf den Fußball bezogen, andererseits ein Stück weit auf die Stadt Bremen bezogen", erläuterte der 26-Jährige, der in der vergangenen Saison beim FCSP endlich den Durchbruch geschafft hat.
"Ich habe in Bremen mein Abitur gemacht und bin da auch ein Stück weit groß geworden. Mit 15 bin ich ja rüber ins Internat. Deshalb habe ich eine emotionale Bindung zum Verein und der Stadt. Das habe ich so zu keinem anderen Club", betonte Eggestein. Er freue sich darauf, "alte Weggefährten wiederzusehen. Nicht nur Spieler, sondern auch aus dem Staff. Es ist immer schön, wenn man Leute sieht, mit denen man zusammengearbeitet und gute Zeiten erlebt hat."
Beide Teams sind ersatzgeschwächt
Allerdings sind für das Nordduell längst nicht alle Spieler einsatzbereit. Werder hat einige Verletzungssorgen - etwa bei Justin Njinmah (Sprunggelenksprobleme). Der für ihn in Bochum (1:0) eingewechselte Oliver Burke war mit seinem Treffer prompt zum Matchwinner geworden.
"Werder Bremen ist schwer auszurechnen. Da brauchen wir eine hohe Konzentration und eine gute Leistung, wenn wir was holen wollen." St.-Pauli-Trainer Alexander Blessin
St. Pauli muss weiter auf Innenverteidiger Karol Mets verzichten, den seit knapp drei Wochen Patellasehnenprobleme mit bisher unbekannter Prognose plagen. Fest steht seit Donnerstag, dass er in diesem Jahr nicht mehr auflaufen wird, wie Blessin sagte: "Für dieses Kalenderjahr wird es nicht mehr reichen."
Nicht zur Verfügung steht dem Coach zudem der gelbgesperrte Morgan Guilavogui. Der Nationalspieler von Guinea hatte zuletzt gegen Kiel und in Leverkusen (1:2) seine beiden ersten Saisontore erzielt. "Es ist einfach schade. Er war extrem gut drauf", ärgerte sich Blessin, der aber eine Lösung, die gut zu dem Spiel passen soll, gefunden habe. Auch eine Systemumstellung ist möglich.
Womöglich ruht gegen Werder aber auch mehr Last auf den Schultern von Eggestein. Der Ex-Bremer geht das Duell mit seiner alten Liebe optimistisch an: "Werder ist eine gestandene Bundesliga-Mannschaft, trotzdem glaube ich, dass wir nicht so weit voneinander entfernt sind. Ich rechne mir Chancen aus, einen weiteren Heimsieg einzufahren."
Mögliche Aufstellungen
St. Pauli: Vasilj - Wahl, Smith, Nemeth - Saliakas, Irvine, Boukhalfa, Treu - Sinani, Eggestein, Afolayan
Werder: Zetterer - Stark, Friedl, Jung - Weiser, Stage, Lynen, Köhn - Grüll, Schmid - Ducksch