Sportwissenschaftler zur XXL-Winterpause - "Das ist eine Chance"
Am 27. Januar startet die zweite Fußball-Bundesliga in die Rückrunde - und das nach 75 Tagen Pause. Noch nie gab es eine so lange Winterpause. Welche Herausforderungen, aber auch Chancen das für Vereine und Sportler bedeutet, erklärt der Sportwissenschaftler und frühere Leichtathlet Ingo Froböse im NDR Interview.
Ingo Froböse, fast zweieinhalb Monate dauert in diesem Jahr die Winterpause. Was bedeutet das für die Fußballer und Vereine?
Froböse: Aus meiner Sicht ist es vor allem eine Chance. Die Vereine haben jetzt die Möglichkeit, dass die Verletzten ihre Wunden lecken und dementsprechend wieder schnell ins Team zurückkehren können. Und dazu kommt, dass man neue Ressourcen für die zweite Hälfte der Saison aufbauen kann. Die Frage ist: Wie geht man die Planung so an, dass man Ende Januar, wenn die Saison wieder startet, mit neuer Kraft einsteigen kann? Das heißt für die Weihnachtszeit natürlich: ein bisschen Disziplin.
Wie schwierig ist es denn, diese Balance zu halten - ausreichend zu regenerieren, aber auch konditionell nicht zu viel zu verlieren?
Froböse: Letztendlich ist es eine schöne Balance zugunsten der Möglichkeit, neu trainieren zu können. Man kann die aktive Regeneration zum Erhaltungstraining nutzen. Und genau das haben die meisten Vereine auch gemacht. Ein bisschen noch die Form zu erhalten, bis zu den Weihnachtstagen ohne Druck runterzufahren und dann direkt nach den Weihnachtstagen wieder einzusteigen und fast vier Wochen Trainingsaufbau zu betreiben.
Gerade auch die Zeit vor der langen Winterpause war intensiv für die Fußballer…
Froböse: Ja, wir hatten wirklich viele englische Wochen und das heißt natürlich dann auch Wunden lecken. Die Fähigkeit, Schnelligkeit zu erbringen, ist bei einer ermüdeten Muskulatur deutlich schwerer. Wir haben also jetzt die Möglichkeit, weniger Verletzungsanfälligkeit zu haben, weil sich die Muskulatur endlich mal entspannen, regenerieren, die Nervenimpulse wieder kontrollierter stattfinden und man wieder neue Bewegungsqualitäten entwickeln kann. Das bringt Fähigkeiten und Ressourcen zurück, die wir zum Ende der Hinrunde verloren hatten - denn die Spritzigkeit bei den Spielern war nicht mehr vorhanden.
Das heißt, Spielniveau und Belastungsfähigkeit werden eher besser durch die lange Pause?
Froböse: Davon gehe ich auf jeden Fall aus, weil wir nämlich neues Grundlagentraining betreiben können. Gerade zum Ende der Hinrunde hatten viele ihre Ressourcen verbraucht und unter Ermüdungserscheinungen tauchen dann Verletzungen auf. Genau das fällt jetzt weg. Ich habe also ein Niveau, was ich mir jetzt wieder erarbeiten kann. Ich komme mit größerer Leistungsfähigkeit zurück und reduziere dementsprechend auch meine Verletzungsanfälligkeit.
Die Vereine gehen teilweise sehr unterschiedlich mit der langen Pause um: Der HSV war im November noch auf USA-Reise und beginnt erst wieder im Januar mit der aktiven Vorbereitung. Andere Clubs teilen das Training in einzelne Blöcke auf. Was ist sinnvoller?
Froböse: Ich glaube, dass einzelne Blöcke der bessere Weg sind. Ich verstehe natürlich auch, dass die Clubs Geld verdienen möchten - Stichwort: Merchandise. Aber das geht leider auf Kosten der Spieler und auch auf Kosten des Effektes eines zielgerichteten Trainings. Am besten wäre es, erst einmal runterzukommen und aktiv zu regenerieren. Anschließend die Grundlagen neu zu legen und dann an Schnellkraft und der Spritzigkeit zu arbeiten. Ich glaube, dass die Vereine, die das so sukzessiv und progressiv aufbauen, mehr Vorteile haben werden.
Aber die lange Pause hat ja nicht nur Einfluss auf den Körper, sondern auch auf den Kopf…
Froböse: Da sprechen Sie einen ganz wunden Punkt an. Ich denke, dass wir eine gewisse Motivation immer aufrechterhalten müssen und auch die Trainer es schaffen müssen, immer ein bisschen Druck im System zu halten. Das heißt also, man darf die Spieler nie an einer langen Leine lassen.
Ich mache mir weniger Sorgen um die erfahrenen als um die jungen Athleten, da sie größeren Ablenkungen unterliegen und noch nicht so die Stabilität und die Disziplin haben. Dokumentation, Interaktion und Online-Beratung müssen auf jeden Fall auch zwischen den Weihnachtstagen stattfinden, um die mentale Stärke weiter aufrechtzuerhalten und die mentale Bindung zu garantieren.
Zusammengefasst: Die lange Winterpause bietet also vor allem Vorteile für Spieler und Vereine?
Froböse: Ja, ich glaube, dass wir eine wunderbar spannende Rückrunde bekommen werden, weil wir gerade auch von den Mannschaften, die die Pause richtig genutzt haben, jetzt mehr erwarten können. Und vor allem werden wir wieder alle Spieler am Start haben. Und das ist auch schön, weil wir dann wieder eine echte Vergleichbarkeit haben und nicht darunter leiden müssen, dass viele große Spieler von einzelnen Clubs eben nicht auf dem Feld stehen können. Darauf freue ich mich.
Das Interview führte Tom Gerntke
Die Winterfahrpläne der Nordclubs:
Hamburger SV | |
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USA-Reise | 13.11. bis 23.11. |
Urlaub | 27.11. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 2.1. |
Trainingslager | 11.1. bis 19.1. in Sotogrande (Spanien) |
Hannover 96 | |
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Urlaub | 12.11. bis 27.11. und 10.12. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 28.11. und 2.1. |
Trainingslager | 7.1. bis 15.1. in Belek (Türkei) |
Holstein Kiel | |
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Urlaub | 14.11. bis 15.12. und 23.12. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 16.12. und 2.1. |
Trainingslager | 8.1. bis 15.1. in Oliva Nova (Spanien) |
Hansa Rostock | |
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Urlaub | 14.11. bis 4.12. und 23.12. bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 5.12. und 2.1. |
Trainingslager | 5.1. bis 15.1. in Belek (Türkei) |
Eintracht Braunschweig | |
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Urlaub | 14.11. bis 27.11. und 15.12. bis 3.1. |
Trainingsauftakt | 28.11. und 4.1. |
Trainingslager | 14.1. bis 22.1. in Chiclana (Spanien) |
FC St. Pauli | |
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Urlaub | 19.11. bis 8.12. |
Trainingsauftakt | 9.12. |
Trainingslager | 2.1. bis 9.1. in Benidorm (Spanien) |
VfL Wolfsburg | |
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Urlaub | 14.11. bis 30. 11. und 23.12 bis 1.1. |
Trainingsauftakt | 1.12. und 2.1. |
Trainingslager | 5.1. bis 13.1. in Almancil (Portugal) |
Werder Bremen | |
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Urlaub | 21.11. bis 7.12. und 24.12 bis 1.1 |
Trainingsauftakt | 8.12. und 2.1. |
Trainingslager | 2.1. bis 9.1. in der Nähe von Murcia (Spanien) |