Ronaldo verlässt in Hamburg die EM-Bühne - und lässt seine Zukunft offen

Stand: 06.07.2024 12:07 Uhr

Nach der Viertelfinal-Niederlage Portugals gegen Frankreich ist das Kapitel Europameisterschaft für Superstar Cristiano Ronaldo beendet. Für den 39-Jährigen war die 3:5 (0:0, 0:0, 0:0)-Niederlage im Elfmeterschießen der letzte Auftritt auf der EM-Bühne. Das Hamburger Publikum zollte ihm Respekt.

Wacker hatten sich er und seine portugiesischen Mitspieler gegen Frankreich über 120 Minuten geschlagen, am Ende war es dieser eine Schuss seines eingewechselten Mitspielers Joao Felix, der im Elfmeterschießen statt des Tores nur dessen Gehäuse, präzise gesagt den linken Pfosten traf. Der Ball sprang von dort aus zurück ins Feld, Frankreichs Schützen verwandelten in der Folge alle sicher - und Ronaldos Weg bei der EM war im Hamburger Volksparkstadion zu Ende.

Ronaldos Magie von einst in Hamburg nicht spürbar

Zuvor war sein Wirkungsgrad an diesem Abend gegen eine stark formierte und sehr gut organisierte französische Abwehr ohnehin sehr gering gewesen. In der ersten Hälfte gelang dem ehemaligen Weltfußballer nicht viel, er schoss kein einziges Mal auf das Tor und fand kaum Bindung zum Spiel. Die fehlende Spritzigkeit vergangener Tage war dem Mittelstürmer der Portugiesen anzumerken. Seine Magie von einst? War in Hamburg nicht mehr spürbar, Ronaldo wirkte irgendwie müde.

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Freistoß erst angetäuscht, dann in die Mauer

In der 42. Minute schien jedoch sein Moment gekommen zu sein: Es gab 20 Meter vor dem französischen Tor Freistoß für Portugal. Ronaldo legte sich den Ball zurecht, lief in der ihm typischen Manier an - doch es stellte sich als Finte heraus. Statt des ehemaligen Weltfußballers führte Bruno Fernandes den Freistoß aus - und schoss ihn deutlich am Tor vorbei. In der 85. Minute störte den Spezialisten hingegen niemand bei der Ausführung - außer die französische Mauer, in der sein Freistoß landete.

Top-Chance für "CR7" in der zweiten Hälfte

Insgesamt war der bei Al-Nassr FC spielende Angreifer in der zweiten Hälfte etwas agiler und in der 63. Minute an einer Riesenchance Portugals beteiligt. Erst scheiterte Vitinha mit sinem Schuss am französischen Keeper Mike Maignan. Anschließend prallte der Ball zu "CR7", der aus spitzem Winkel durch Maignan beim Abschluss gestört wurde und mit der Hacke nur eine Ecke herausholen konnte.

Das Zusammenspiel zwischen ihm und seinem Mitspielern klappte nur selten. In der Verlängerung allerdings wurde der ehemalige Spieler von Real Madrid dann seiner Rolle als Zielspieler endlich einmal gerecht: Francisco Conceicao spielte den portugiesischen Rekordtorschützen im Strafraum an, der in Seitenlage aber deutlich verzog.

"Siu" - Elfmeter verwandelt

Sein legendärer Torschrei "Siu" schallte dennoch durch den Volkspark - wenn auch nur von den Rängen, und nicht von ihm. Ronaldo übernahm im Elfmeterschießen als erster Portugiese Verantwortung und verwandelte sicher. Die Fans feierten ihn mit seinem Torruf - doch ihr Jubel währte nicht lange. Felix traf als dritter Schütze Portugals nur den Pfosten, Frankreich verwandelte alle seine Versuche und zog ins Halbfinale ein.

Meisten EM-Einsätze und Rekordtorschütze

Ronaldo hatte bereits verkündet, dass seine sechste EM die letzte für ihn sein wird. Der 39-Jährige hat die meisten EM-Turniere gespielt, die meisten Einsätze (30) absolviert und die meisten Tore (14) erzielt. Ein Treffer aus dem Spiel heraus wollte ihm bei dieser EURO allerdings nicht gelingen, lediglich im Elfmeterschießen gegen Slowenien im Achtelfinale und im Viertelfinale gegen Frankreich war der Stürmer vom Punkt erfolgreich. Doch diese Tore zählen nicht in die offizielle Torstatistik eines Spielers bei EM-Turnieren ein.

Wie geht es für Ronaldo im Portugal-Trikot weiter?

Den zahlreichen Portugal-Fans im Volksparkstadion war dies an diesem Abend herzlich egal. Sie verabschiedeten ihr Idol mit Applaus. Ronaldo sog noch einmal alles in sich auf. Vielleicht waren seine Augen ein bisschen feucht, aber ein großes Tränen-Drama wie im Achtelfinale gab es diesmal nicht. Stattdessen weinte sein alter Kumpel Pepe, noch zwei Jahre älter, in Ronaldos Armen. Die Tormaschine von einst war als Seelsorger gefragt, dabei hätte er doch selbst Trost gebraucht.

Mit 41 zur WM 2026?

Danach verschwand er ohne ein Wort in die Nacht. Zu seiner Zukunft im Nationaltrikot hat sich der in Saudi Arabien spielende Superstar noch nicht geäußert. Auch sein Trainer Roberto Martinez hielt sich bedeckt: "Wir haben gerade erst das Spiel beendet, alles ist noch zu frisch. Wir erleiden eine Niederlage als Mannschaft, es gibt zu diesem Zeitpunkt keine individuellen Entscheidungen", sagte Martinez. Es könnte also sein, dass der ehrgeizige 39-Jährige noch mit der WM 2026 in Kanada, Mexiko und den USA liebäugelt. Dann wäre er 41 Jahre - so alt, wie sein Mitspieler und Abwehrchef Pepe heute.

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Dieses Thema im Programm:

Sport aktuell | 06.07.2024 | 00:25 Uhr

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