Wolfsburgs Spielerinnen bejubeln den Gewinn des DFB-Pokals. © IMAGO / Michaela Merk

Rekord eingestellt: Wolfsburgs Frauen holen zum neunten Mal den Pokal

Stand: 28.05.2022 20:01 Uhr

Die Fußballerinnen des VfL Wolfsburg haben am Sonnabend im DFB-Pokal-Finale von Köln ihre starke Saison gekrönt. Die "Wölfinnen" gewannen durch ein 4:0 (3:0) gegen den 1. FFC Turbine Potsdam zum achten Mal in Serie den Pokal.

von Christian Görtzen

Insgesamt war es der neunte Triumph - damit stellten die Wolfsburgerinnen den Rekord des 1. FFC Frankfurt ein. Vor den Augen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (SPD), Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg und rund 17.500 Zuschauern begann um 18.37 Uhr mit dem Schlusspfiff und dem souveränen Sieg gegen den Bundesligavierten die große grün-weiße Party. Jubelnd liefen die VfL-Spielerinnen über den Rasen: Im DFB-Pokal führt einfach kein Weg an ihnen vorbei.

"Das ist eine wunderbare Geschichte, die wir immer weiter schreiben. Wir haben eine große Qualität, einen großen Kader und viel Spaß auf dem Platz", sagte Doppeltorschützin Ewa Pajor, die nach einer Knie-Operation erst im März ihr Comeback gegeben hatte.

Große Feier am Sonntag in Wolfsburg

Für Trainer Tommy Stroot und seine Spielerinnen gehen nach einer wohl kurzen Nacht am Sonntag die Feierlichkeiten weiter. Auf einer Bühne am Rathaus steigt am Nachmittag eine Party mit den Fans. Das Team wird sich zudem ins Goldene Buch der Stadt eintragen.

Der VfL gewann in dieser Saison zum siebten Mal die deutsche Meisterschaft und stand im Halbfinale der Champions League. "Mit diesem Abschluss war es eine sehr positive Saison. Das hatte ich im Jahr des Umbruchs nicht erwartet", sagte Stroot, der im vergangenen Sommer die Nachfolge von Stephan Lerch angetreten hatte.

Das VfL-Erfolgsrezept: Pajor per Kopf

Kurz vor dem Anpfiff in Köln wurde die langjährige DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg für ihr Lebenswerk geehrt, direkt danach entwickelte sich ein munteres Spiel, in dem sich für den Außenseiter früh eine Top-Chance zur Führung bot.

Nach einem Steilpass von Maria Plattner steuerte Karen Holmgaard aufs Tor der "Wölfinnen" zu. Kathy Hendrich blockte jedoch mit einem starken Tackling im letzten Moment den Schuss der Dänin (8.).

Diese Szene war wie eine Warnung für den Meister, hinten wachsamer zu sein und vorne Druck zu machen, um mit einer Führung mehr Sicherheit ins eigene Spiel zu bekommen. Schon drei Minuten später stellte sich der Erfolg ein. Lynn Wilms brachte den Eckball von der rechten Seite auf den vorderen Pfosten - direkt zu Pajor, die sich durch zwei, drei schnelle Schritte ihrer Gegenspielerin entledigt hatte. Die polnische Nationalspielerin köpfte überlegt zum 1:0 für den VfL ein (11.).

Die technisch starke Angreiferin gab im Kölner Stadion auch weiterhin den Takt vor: In der 32. Minute schätzte Pajor erneut die Flugbahn des - diesmal von Wilms in den Strafraum geschlagenen - Balles exzellent ein und markierte erneut per Kopf das 2:0.

Roord sorgt für die Vorentscheidung

Noch vor der Pause machte der Favorit alles klar. Die Niederländerin Jill Roord stand in der Nähe des Elfmeterpunktes goldrichtig. Denn genau dorthin gelangte der von Turbine-Verteidigerin Anna Gerhardt geköpfte Ball. Der Klärungsversuch geriet zur perfekten Vorlage für Roord, die trocken zum 3:0 einschoss (42.). Auf den Rängen schwangen die VfL-Fans schon siegesgewiss ihre grün-weißen Schals.

Janssen beseitigt mit 4:0 die letzten Zweifel

Tatsächlich geriet der Triumph in der zweiten Hälfte nicht mehr ernsthaft in Gefahr. Potsdam mühte sich zwar, dem Spiel eine Wende zu geben. Doch den Brandenburgerinnen fehlte auch das nötige Quäntchen Glück. Holmgaard (51.) nach Vorarbeit der zukünftigen Wolfsburgerin Sara Agrež und Melissa Kössler (53.) vergaben gute Chancen.

Stattdessen hieß es wenig später 4:0 (69.) durch einen abgefälschten Freistoß von Dominique Janssen. Damit war der Widerstand der Potsdamerinnen endgültig gebrochen.

Emotionale Abschiede von VfL-Spielerinnen

Besonders emotional war das Finale für Wolfsburgs Anna Blässe, die nach 15 Jahren ihr letztes Spiel für den VfL bestritt, und Torhüterin Almuth Schult. Die 35 Jahre alte Verteidigerin Blässe hatte schon 2013 beim ersten Pokalsieg der Niedersächsinnen - gegen Potsdam - auf dem Rasen gestanden. Schult verlässt nach neun Jahren den VfL und wechselt in die USA zum Angel City FC.

Turbine-Coach kritisiert Schults Ausflug aus dem Tor

Nach dem Schlusspfiff strahlte die Schlussfrau: "So ganz ist es ja auch noch nicht vorbei - es kommt ja noch die Party. Und ich habe schon vor zwei Wochen nach der Meisterschaft genug geweint. Heute wollte ich es einfach genießen, das hat ganz gut geklappt."

"Es ist unbeschreiblich, daran wird man sich noch Jahrzehnte erinnern. Es ist jedes Jahr etwas Besonderes, auch wenn es das achte Mal nacheinander war." Almuth Schult

Ihr Ausflug zum gegnerischen Strafraum in der Schlussphase des Spiels kam allerdings nicht bei allen gut an. "Respekt vor ihrer Karriere, was sie alles gerissen hat", sagte Turbine-Coach Sofian Chahed. "Aber ich würde mir wünschen, dass sie den Ausflug nicht macht, das zeugt von Respekt. Es gehört im Fußball dazu, dass sie dann auch im Tor bleibt." Üblicherweise sind solche Bilder nur dann zu sehen, wenn das Spiel äußerst knapp ist - und die Torhüterin eine der letzten Chancen auf ein Tor ergreifen will.

Neben Schult und Blässe gaben auch Turid Knaak, Shanice van de Sanden und Lotta Cordes ihren Ausstand beim Werksclub.

6.Spieltag, 28.05.2022 16:45 Uhr

VfL Wolfsburg

4

Turb.Potsdam

0

Tore:

  • 1:0 Pajor (11.)
  • 2:0 Pajor (32.)
  • 3:0 Roord (42.)
  • 4:0 Janssen (69.)

VfL Wolfsburg: Schult - Wilms (60. Wedemeyer), Hendrich, Janssen, Rauch - Oberdorf (83. Knaak) - Huth, Roord (59. Popp), Lattwein, Waßmuth (72. Jonsdottir) - Pajor (84. Bremer)
Turb.Potsdam: Wellmann - Gerhardt, Barth, Sissoko (81. Kuznezov), Agrez - Mesjasz, Holmgaard (64. Schwalm) - Plattner (64. Deutsch), Weidauer, Orschmann (55. Kerschowski) - Kössler
Zuschauer: 17531

Weitere Daten zum Spiel

Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 28.05.2022 | 19:30 Uhr

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