Pokal-Aus in Berlin: Das Drama hat System beim HSV
Raus mit Applaus? Am Pokal-Aus des HSV bei Hertha BSC können sich die Geister scheiden. Hamburger Moral, aber auch Hemdsärmligkeit steckten in dem Spiel, ebenso ein Hertha-Held namens Reese. In jedem Fall wirft Drama-Queen HSV viele Fragen auf.
Hat der HSV in Berlin wie schon so häufig zuvor Rückschläge weggesteckt und Moral gezeigt? Klare Antwort: Ja, ein Aufgeben gibt es bei den Hamburgern unter Trainer Tim Walter nicht.
War Fabian Reese an diesem Abend zu stoppen? Vermutlich nicht, aber auf gar keinen Fall durch den irrlichternden Bakery Jatta und den bemitleidenswerten William Mikelbrencis.
Hat der Pokal tatsächlich seine eigenen Gesetze, wie Walter anmerkte, und der spektakuläre Schlagabtausch mit dramatischem Ende im Elfmeterschießen steht für sich? Nein, denn überspitzt formuliert hat das Drama beim HSV System.
Es wird eher eine mögliche Niederlage in Kauf genommen, als sich von der Walterschen Spielphilosophie abzuwenden und "hässlich" zu gewinnen. Hohes Verteidigen, selbst von den Torhütern, offensives Denken - das soll die HSV-DNA sein. Um jeden Preis. Wenn aber wie in Berlin mustergültig auf der rechten Seite zu sehen immer wieder die Defensivarbeit vernachlässigt oder nicht konsequent genug ausgeführt wird, geht der Plan nicht auf.
"Ich weiß nicht, wie wir es hier nicht geschafft haben zu gewinnen." Jonas Meffert
Das Problem: Walter und sein Team können nicht aus ihrer Haut, den Plan ändern. Ebenso wenig wie eine DNA verändert werden kann. Vielen Clubs und Trainern wird Beharrlichkeit beim Spielsystem positiv ausgelegt. Walter und dem HSV nach zu vielen Dramen und verpassten Aufstiegen zumindest nicht mehr durchgängig.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass im Volkspark und bei den Beobachtern drumherum vieles heißer gekocht als gegessen wird. In der NDR Datenanalyse kam der HSV zuletzt gut weg und Platz drei in der Liga nach 15 Spielen ist auch alles andere als schlecht. Es sind die immer wiederkehrenden Ausreißer wie gegen Hertha im Pokal, die Angriffsfläche bieten und es dem einen oder anderen HSV-Fan wohl schwer machen, ein Grundvertrauen aufzubauen und zu halten.
Am Sonnabend kommt Paderborn
Das führt unweigerlich zur immer wiederkehrenden Frage: Wo führt das alles hin? Das ist nicht wirklich abzusehen, aber platt gesagt zunächst einmal nach Paderborn, beziehungsweise zum Heimspiel am Sonnabend (13 Uhr, im NDR Livecenter) gegen den Zweitligakonkurrenten. Es wird sich zeigen, ob der Pokalfight für die HSV-Profis trotz des Aus eher Mutmacher denn Tiefschlag ist. Walter jedenfalls wünscht sich, dass seine Mannschaft "diese Wut und diese Enttäuschung in Motivation umsetzt".
Immerhin: Im eigenen Stadion hat der HSV in dieser Saison noch keinen Punkt abgegeben. Hier pocht das Herz der Aufstiegs-Hoffnungen. Was nicht heißt, dass die Walter-Elf kein Drama im eigenen Wohnzimmer kann. Die 5:3-Achterbahnfahrt gegen Schalke am ersten Spieltag mit zwei späten HSV-Toren zum Sieg zeugen davon - in dem Fall hatte das Drama aber ein Happyend.